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10.10.1997
Sehr geehrter Herr Sicking,

Sehr geehrter Herr Sicking,

Ihren offenen Brief habe ich erst heute gelesen. Eine interessante Lektüre!

Gleichwohl gestatten Sie mir einige Argumente zum angeschnittenen Thema PCs in den deutschen Haushalten. Daß das Informationszeitalter nicht vor der Haustür haltmacht, ist weder Wunsch noch Alptraum, sondern schlichte Realität. Hierzu noch einmal die Zahlen.

Derzeit sind 21 Millionen PCs in Deutschland installiert. Davon stehen 10 Millionen in den Privathaushalten. Die Wachstumsraten beim Absatz liegen seit Einführung der PCs im zweistelligen Bereich (in Einheiten) und dürfen im kommenden Jahr plus 17% erreichen. Dabei werden dann erstmals über 6 Millionen Einheiten im Jahr verkauft werden, mehr PCs als Fernsehgeräte also. In den nächsten sechs Jahren - dies entspricht auch dem durchschnittlichen Nutzungszeitraum von PCs - werden voraussichtlich 40 Millionen Einheiten abgesetzt. Diese verteilen sich auf 36 Millionen Privathaushalte und 10 Millionen Büroarbeitsplätze. Was im übrigen keine Statistik erfaßt, ist der Rückfluß steuerlich abgeschriebener PCs aus dem geschäftlichen Umfeld in den Haushalten. Dieser Effekt beginnt gerade erst.

In meiner Stellungnahme während der IFA hatte ich dargestellt, daß wir langfristig von einer Verbreitung wie bei Fernsehgeräten knapp unter 100% ausgehen. 100 Jahre müssen wir darauf sicherlich nicht warten. Und die Träume gehen uns auch nicht aus. Wer hätte 1965 gedacht, daß zehn Jahre später fast jeder Haushalt einen Fernseher haben würde!

Die eigentliche Frage scheint mir eine andere zu sein. Wird es langfristig überhaupt noch PCs, personal computer geben? Werden wir nicht vielleicht eher viele unterschiedliche Anwendungslösungen von Rechen- und Kommunikationsleistungen sehen, die dann nach ihrer jeweiligen Problemlösung benannt werden? Viele dieser Produkte und Dienstleistungen werden ihre Leistung aus dem Netz beziehen. Computing wird allgegenwärtig sein, nur werden wir dieses Pancomputing nicht bewußt zur Kenntnis nehmen. Probleme für mögliche Lösungen gibt es auf der Welt genug. Neue und zukünftige Technologien auch. Ideen, wie diese zur Problemlösung einzusetzen sind, sehen wir schon seltener. Die richtigen Ideen auszuwählen, gut und schnell zu implementieren: darauf kommt es an!

Implementierung erfordert einen starken Plan und gutes Management. Darin stimme ich meinem Kollegen Werner Sülzer zu. Ideen erfordern jedoch Phantasie, Neugier und die richtigen Rahmenbedingungen in den Betrieben und in der Gesellschaft. Vor allem brauchen wir mehr in Deutschland, dann werden und die Kunden schon nicht ausgehen.

Vielleicht können wir gemeinsam in Deutschland dafür sorgen, daß der phantasievolle Umgang mit Technologien eine Renaissance erfährt.

Gerne höre ich wieder von Ihnen.

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