Gute Ideen fallen nicht vom Himmel

Fünf Irrtümer über Kreativität

20.04.2009

Irrtum Nummer zwei: Nur Kreative sind kreativ.

Kann man Kreativität lernen? Oder ist die Gabe, ganz neue Problemlösungen zu finden, nur außergewöhnlich begabten Menschen vorbehalten? Hirnforscher wie Gerhard Roth sagen: Ob Sie kreativ sind oder nicht, entscheiden alleine Ihre Erbanlagen. Aber kreative Fähigkeiten alleine, machen Sie noch lange nicht kreativ. Und umgekehrt: Selbst wenn Sie wenig kreativ veranlagt sind, können Sie hochkreative Dinge vollbringen. Wie ist dieser Widerspruch erklärbar?

Lange Zeit beschränkte sich die Kreativitätsforschung vor allem darauf, die Fähigkeiten des Menschen zu untersuchen. Neue Forschungsansätze der Harvard-Universität gehen jedoch in eine andere Richtung. "Kreativität ist eher ein bestimmtes Verhalten", schreibt zum Beispiel die Harvard-Professorin Teresa Amabile, die seit mehr als 25 Jahren Kreativitätsforschung betreibt. Das heißt: Kreativ ist, wer kreativ handelt - und nicht, wer theoretisch dazu in der Lage wäre. Amabile hat den Begriff "Kreativität" neu definiert. In ihrem "Three Component Model of Creativity" erklärt sie Kreativität als ein Konstrukt aus kreativen Fähigkeiten, Wissen und Motivation.

Zu den wichtigsten kreativen Fähigkeiten gehört das, was der amerikanische Autor Frans Johannson "niedrige assoziative Barrieren" nennt. Kreative Menschen, wie Thomas Edison, können problemlos Wissen aus unterschiedlichen Bereichen miteinander verknüpfen. Ein Architekt, der beim Entwerfen eines neuen Gebäudes Termitenhügel studiert, um aus den Belüftungssystemen der Natur zu lernen, hat solche niedrigen assoziativen Barrieren; ebenso ein Koch, der Austern mit Mango und Curry kombiniert oder Hummer mit Karamell überzieht.

Menschen mit niedrigen assoziativen Barrieren finden Lösungen, die wenig mit dem zu tun haben, was sie bisher erlebt haben oder mit den Lösungen, die andere bereits entwickelt haben. Ihre Ideen sind neu und ungewöhnlich, und ihr Entstehen lässt sich oft nicht logisch nachvollziehen. Doch kreative Fähigkeiten alleine machen Sie nicht kreativ. Um Lösungsansätze aus unterschiedlichen Wissensgebieten kombinieren zu können, müssen Sie sich in verschiedenen Wissensgebieten auskennen. Denn wo nichts ist, kann das Gehirn auch nichts finden - selbst wenn die assoziativen Barrieren noch so niedrig sind.

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