Gastkommentar

26.11.1998

Der Druckermarkt gibt für Händler schon lange nicht mehr viel her. Das ist zumindest eine weit verbreitete Meinung unter Händlern. Und sofern man sich dabei auf das sogenannte "Box Moving" bezieht, dürfte das auch unbestritten sein.Dennoch sollte man als Fachhändler den Druckermarkt nicht aufgeben. Er wird in den kommenden Jahren ein interessantes und durchaus lukratives Betätigungsfeld abgeben. Allerdings wird es in Zukunft weniger um den Verkauf einzelner Drucker gehen als vielmehr darum, Druckkonzepte und -lösungen für den Kunden zu entwickeln und technisch umzusetzen. Die nämlich sollen das Drucken effizienter gestalten und dabei nicht nur höhere Qualität in der Unternehmensdarstellung, sondern vor allem eine deutliche Kostensenkung bringen.

Immer mehr Unternehmen wird bewußt, daß die Kosten für das Drucken weit über das hinausgehen, was für den Drucker und das laufende Verbrauchsmaterial ausgegeben wird. Die Kosten für die Bewirtschaftung von Vordrucken beispielsweise wurden bisher in den seltensten Fällen ursächlich dem Drucken zugeordnet. Mit dem Transport, der Lagerhaltung, der Bestandsführung, der Entsorgung und schließlich allen damit verbundenen Personalkosten summieren sich diese jedoch auf ein Vielfaches der direkt zugeordneten Kosten. Das kann sich nur ändern, wenn man dieses Thema mit der gleichen Gründlichkeit angeht wie die Telekommunikation oder andere kostenintensive Funktionsbereiche im Unternehmen.

In der Dienstleistung rund um das Drucken liegt Musik! Dafür werden Partner benötigt, die in der Lage sind, solche Druck(er)-Lösungen in organisatorischer und technischer Hinsicht zu konzipieren, zu implementieren und zu betreuen. Und genau dort liegt das Potential für den Fachhandel mit guten und ausbaufähigen Kenntnissen im Bereich von Druckern und deren Einsatz in Netzwerken. Kurz: Mit der Dienstleistung wird das Geld verdient, die Hardware ist lediglich der Auslöser dafür.

Das Marktvolumen ist beträchtlich. So prognostizieren es die Gartner Group und andere namhafte Marktforschungsunternehmen in den USA. 70 Prozent der Fortune-500-Unternehmen in den USA wollen nach deren Angaben innerhalb der kommenden Jahre in Lösungen investieren, welche die Verwendung von Formularvordrucken überflüssig machen. Formulare werden aber nicht nur in großen Unternehmen gebraucht. Man denke an die vielen Reisebüros, Versicherungsagenturen, Anwaltskanzleien und Steuerberaterbüros. Die benötigen womöglich andere, kleinere als die verfügbaren Server-Lösungen, stellen aber durch ihre Anzahl ein interessantes Marktpotential dar.

Was aber tut sich im Bereich Software? Es gibt mittlerweile eine Reihe von Lösungen für bestimmte Teilaspekte des Druckens, zum Beispiel den Druck elektronischer Formulare. Bisher hat sich allerdings noch keines der existierenden Produkte als Standard herauskristallisieren können. Die bisher verfügbaren, in der Regel hochpreisigen, serverbasierenden Produkte werden nicht in nennenswerten Stückzahlen abgesetzt, der potentielle Kundenkreis ist durch Investitionshöhe und Implementierungsaufwand eingeschränkt.

Ich gehe davon aus, daß sich dies ändern wird. Es ist meine feste Überzeugung, daß es auch im Bereich des Druckens einen Standard geben muß. Unter Standard verstehe ich in diesem Kontext eine Entwicklungs-Plattform, auf der sich die unterschiedlichsten Aufgabenstellungen im Zusammenhang mit dem Drucken unabhängig von der System- und Applikationsumgebung in Form von Druckerapplets lösen lassen. Solche Druckerapplets steuern den Druck selbst und können weitere Aktionen auslösen, die mit dem Druck selbst gar nichts mehr zu tun haben. Die Standardisierung wird dazu führen, daß sich Lösungen zu wesentlich geringeren Kosten realisieren lassen, als das bisher der Fall war.

Das Ziel muß letztendlich sein, nach der "Office Automation" nun auch die "Print Automation" anzustoßen. Das Drucken nach bisherigem Verständnis wird durch intelligentes Drucken abgelöst.

Für Fachhändler mit soliden Grundlagen im Druckerbereich gibt es also auch in Zukunft genug zu tun und zu verdienen. Allerdings sollte man sich rechtzeitig informieren. Der Zug nimmt bereits Fahrt auf, und je eher man aufspringt, desto größer sind die Chancen, von diesem neu entstehenden Marktsegment zu profitieren.

Siegfried Philip ist Geschäftsführer der Laserprint Systeme GmbH in Darmstadt.

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