Gut gebrüllt, ATI

05.04.2000
Mit dem "Radeon 256" will ATI dem Rivalen Nvidia die Zähne zeigen und dessen Vormachtstellung bei 3D-Grafikbeschleunigern brechen. Aber allein die bessere Technik zu haben, reicht nicht aus. Denn der Chip muss auch lieferbar sein.

Auf der Winhec in San Francisco stellten kurz nacheinander die Grafikchiphersteller Ati und Nvidia ihre neuesten Kreationen vor. ATI tritt mit dem Radeon 256 erstmals im 3D-Markt in direkte Konkurrenz zum Erzrivalen Nvidia.

Denn mit dem Geforce-Chip, vorgestellt im Herbst letzten Jahres, hat Nvidia dem 3D-Markt neue Impulse gegeben. Nvidia ist ein reiner Chiphersteller und hat keine eigene Grafikkartenproduktion. Deshalb muss Nvidia Chips über unabhängige Grafikkartenhersteller an den Mann bringen. Zu den Kunden von Nvidia gehören zum Beispiel Guillemot, Creative und Elsa.

Trotz des relativ hohen Preises für Grafikkarten mit diesem Chip setzte ein regelrechter Run darauf ein. Und nachdem die Industrie festgestellt hat, dass der Verbraucher Grafikkarten für über 700 Mark akzeptiert, wollen sich nun auch andere ein Stück vom Kuchen abschneiden.

Doch allein einen neuen Chip vorzustellen, genügt nicht. Der Radeon 256 wird in Fachkreisen als innovativer als der Geforce2 GTS begrüßt. Schließlich enthält der Radeon 256 über 30 Millionen Transistorfunktionen, während der Geforce 2 GTS mit nur 25 Millionen Transistoren aufwartet. Der Radeon soll bei bestimmten Operationen in puncto Geschwindigkeit die Nase weit vorn haben. Doch ohne eine entsprechende Grafikkarte ist der Prozessor nichts wert. In Insider-Kreisen wird gemunkelt, dass Grafikkarten mit dem neuen Chip frühestens ab Ende Juli in kleinen Stückzahlen als Testmuster verfügbar sein werden. Vor dem Weihnachtsgeschäft wird ATI also im Markt mit dem neuen Radeon 256 wenig bewegen. Hier hat der Erzrivale Nvidia offensichtlich die Nase vorn.

Denn Nvidia hat den Geforce 2 GTS schon vor längerer Zeit an die Grafikkartenhersteller ausgeliefert. Ab Mitte Mai werden die ersten Karten mit diesem Chip von Creative, Elsa und Guillemot in den Regalen liegen. Die Endverbraucherpreise sollen sich zwischen 800 und 850 Mark bewegen.

Der bessere Chip nützt aber nichts, wenn keine Grafikkarten mit dem neuen Grafikprozessor verfügbar sind. Wenn ATI den Technologievorsprung des Radeon 256 nicht schnellstens ausnutzt, wird Nvidia das Rennen machen. Denn bis zum Weihnachtsgeschäft hat Nvidia die meisten Karten schon verkauft, und außerdem steht dann schon der nächste Chip, der "NV 20", mit noch mehr Fähigkeiten und mehr Transistoren vor der Tür.

Bei aller Euphorie über die Grafikchips darf aber eines nicht vergessen werden. Software, sprich Spiele, die die neuen Fähigkeiten der Chips nutzen können, gibt es zur Zeit kaum. Solche Spiele befinden sich gerade in der Programmierphase, und bewundern kann man diese Spiele vielleicht erst in einem Jahr. Doch dann stehen bestimmt schon wieder Garfikkarten der nächsten oder gar übernächsten Generation in den Regalen, die wiederum auf Software warten. (jh)

www.nvidia.com

www.atitech.ca

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