Händler gehen mit Micrososft hart ins Gericht

02.11.1999

MÜNCHEN: Microsoft weht seitens der Händler ein rauher Wind entgegen. Das ergab zumindest eine Umfrage, die exklusiv für ComputerPartner vom Marktforschungsinstitut Techconsult, Kassel, durchgeführt wurde. 206 Händler äußerten sich offen zu Produkten und Partnerqualitäten von Microsoft.Kein Zweifel: Die Marktführerschaft von Microsoft ist ungebrochen, auch in bezug auf die Produktpräsenz. 93 Prozent der befragten IT-Händler haben Ware aus der Redmonder Softwareschmiede in ihren Regalen. Allerdings betonen die meisten von ihnen auch, daß dies weniger aus Überzeugung, sondern vielmehr aus der Marktdominanz des Herstellers und der Kundennachfrage resultiert.

Denn die Begeisterung für die Microsoft-Verkaufsschlager hält sich in Grenzen. Besonders beim Thema Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit kommt der Krösus schlecht weg: Nicht nur Windows 95 sei nach wie vor mit "zahlreichen unerklärlichen Fehlern" behaftet, auch Windows 98 "wirft einige Fragen auf", wie es einer der Befragten formuliert. Die Geschwindigkeit der Software wird ebenfalls als unzureichend eingestuft. Die Händler haben größtenteils den Eindruck, ein halbherzig entwickeltes Produkt an den Kunden zu bringen. Deswegen fällt wohl auch die Beurteilung des Preis-Leistungs-Verhältnisses entsprechend negativ aus.

Die offenbar nicht vorhandene Verständlichkeit der Handbücher wird von den Händlern mit schlechten Zensuren honoriert, weil dies ihrer Meinung nach nicht gerade zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit beiträgt. Der Bedienkomfort der Microsoft-Produkte lasse ebenfalls zu wünschen übrig. Besser sieht es hinsichtlich des Lizenzierungsverfahrens und der Kommunikation zu anderen Anwendungen aus.

Gute Noten ernten Microsoft-Programme in puncto Installationsfreundlichkeit und bereitgestellter OEM-Versionen. Richtig zufrieden zeigen sich fast alle Teilnehmer mit den Ergänzungsmöglichkeiten durch Eigenlösungen.

Hotline ist für Händler ein rotes Tuch

Bei der aktuellen Bewertung der Hersteller- und Partnerqualitäten sieht es für Microsoft ebenfalls nicht sehr anregend aus: Allein in der Rolle als Technologieführer bescheinigen die 206 befragten IT-Händler dem Redmonder Softwarehaus durchweg gute Noten. Die strikte Einhaltung der vereinbarten Liefertermine und die kurzfristige Lieferfähigkeit werden als akzeptabel, aber noch immer nicht ausreichend bewertet. Herbe Kritik gibt es beim Thema Hotline, die meisten empfinden den Service schlichtweg als "viel zu teuer". Ferner erweist sich Microsoft nach Händlerangaben auch in Sachen Rabattpolitik als "völlig unflexibel" und läßt durch fehlende Händlernachlässe bei ihnen die Aussicht auf Verbesserung der Margen schwinden. Mit der Betreuung durch qualifizierte Ansprechpartner und der Verfügbarkeit von günstigen Updates ist man ebenfalls unzufrieden. Als recht positiv wurden die umfassende Verkaufsunterstützung und die effiziente Vermarktungsstrategie bewertet.

Die Handelspartner nutzten das Forum offenbar, um mit dem Monopolisten abzurechnen. Offenbar ist seit der letzten Microsoft-Imagebefragung (siehe ComputerPartner 11/97) die Kluft zwischen Händlern und Hersteller noch größer geworden. Kein Wunder: Im Bereich der Zusammenarbeit scheint sich bei der Gates-Company in den vergangenen zwölf Monaten nicht viel getan zu haben, die kritischen Punkte stimmen weitgehend mit jenen der letzten Befragung überein. (mf)

Zur Startseite