Handy-Hersteller Sendo: Zoff mit Microsoft

14.11.2002
Ursprünglich sollte das "Z100" das erste Smartphone mit Microsofts Betriebssystem "Windows für Smartphone" auf dem Markt sein. Doch die Zusammenarbeit mit dem Softwaregiganten scheint unergiebig gewesen zu sein. Sendo hat die Konsequenzen gezogen und Microsoft die Tür gewiesen.

Der englische Handyhersteller Sendo hat anscheinend Zoff mit Microsoft. Das Entwicklungsprogramm für die Sendo-Smartphones auf Basis von Microsofts "Windows für Smartphones 2002" wurde eingestellt. Dies kann man einer Sonderankündigung auf der Homepage des Herstellers entnehmen. Die Folge: Das lang angekündigte Smartphone "Z100" ist zwar inzwischen fertig, wird aber nie das Licht der Welt erblicken. Wörtlich heißt es in der Mitteilung: "Wir sind sehr enttäuscht, dass wir das Z100 nicht auf den Markt bringen."

Bei Sendo Deutschland bestätigt man auf Anfrage von ComputerPartner, dass "sämtliche Zusammenarbeit mit Microsoft" beendet sei. Microsoft war bis Redaktionsschluss zu keiner Stellungnahme bereit. Der Wortlaut der Sendo-Meldung lässt allerdings vermuten, dass es zwischen den beiden Herstellern heftig gekracht haben muss. Außerdem heißt es in branchennahen Kreisen, die Kündigung habe Microsoft unvorbereitet getroffen.

Das Z100 hat Sendo nach eigenen Angaben "die führende Position bei der Entwicklung von Smartphones" beschert. Es wurde auf der Cebit dieses Jahres als das "weltweit erste Multimedia-Handy" vorgestellt, sollte ursprünglich in kleiner Stückzahl ab April gefertigt und ausschließlich über Netzbetreiber vertrieben werden. Kurz darauf gab Sendo bekannt, dass zusätzlich die Java-Technologie von Tao in das Z100 integriert werde. Mit dem Smartphone sollten unter anderem Business-Anwendungen wie Viewer für Word und Excel möglich sein. Im August schließlich wurde das Z100 zudem noch mit der Plattform "Amiga Anywhere" ausgestattet. Die tatsächliche Markteinführung mit großen Stückzahlen ver- schob sich allerdings von Woche zu Woche.

Gleichzeitig mit der Kündigung an Microsoft hat der Handy-Hersteller bekannt gegeben, man habe die "Series 60 Plattform" von Nokia lizenziert, die auf Basis von Symbian arbeitet. Sendo begründete diesen Schritt damit, dass man bei Nokia auf den Quellcode zugreifen und so die Produkte besser auf die Bedürfnisse der Netzbetreiber zuschneiden könne. Bei Microsoft sei dies nicht der Fall. Damit schließt sich das Unternehmen der Symbian-Gemeinde an, zu der neben Nokia auch Samsung, Siemens und Matsushita gehören.

www.sendo.de; www.microsoft.de

www.nokia.de

ComputerPartner-Meinung:

Sendos Entscheidung ist verständlich. Auch wenn der Handyhersteller es nicht wörtlich gesagt hat: Aber die Offenlegung des Quellcodes als Begründung für die Lizenzierung von Nokias Plattform spricht Bände. Anscheinend hat Microsoft sich mit dem Quellcode für sein Betriebssystem geziert. Und ohne diesen ist zwischen Entwicklungspartnern keine fruchtbare Zusammenarbeit möglich. Es ist durchaus denkbar, dass nicht nur "technische Probleme" sondern auch "Quellcode-Probleme" für die lange Verzögerung der Z100-Markteinführung verantwortlich sind. Es schaut so aus, als habe Microsoft eine Schlacht im Kampf um den offiziellen Smartphone-Standard verloren. (gn)

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