Handyweltmarkt bricht im dritten Quartal um zehn Prozent ein

29.11.2001
Nach jahrelangem rapiden Wachstum ist der weltweite Handymarkt im dritten Quartal 2001 laut Gartner-Tochter Dataquest erstmals ins Minus gerutscht.

Dass die Bäume nicht ewig in den Himmel wachsen, bekamen nun auch die Handyhersteller zu spüren: Sie mussten vor allem in Europa, ihrem traditionell wichtigsten Zielmarkt, zum Teil starke Absatzeinbußen hinnehmen. Weltweit wurden im dritten Quartal 2001 mit 94,4 Millionen Stück knapp zehn Prozent weniger Mobiltelefone verkauft als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das geht aus einer Studie der Gartner-Tochter Dataquest hervor.

Demnach konnten sich nur zwei der fünf führenden Anbieter dem Abwärtstrend widersetzen. Gründe für die Flaute im Handymarkt sieht Dataquest-Analyst Bryan Prohm darin, dass die Einführung von GPRS-Geräten (General Packet Radio Service) immer weiter verzögert wurde und traditionell stark wachsende Märkte wie Lateinamerika durch die allgemein schwierige Weltwirtschaftslage einen Dämpfer erhalten haben.

Das Zugpferd Westeuropa zieht nicht mehr

Als eigentliches Hauptübel bezeichnet sein Kollege Ben Wood die schwache Nachfrage in Westeuropa. Hier wurde 1999 und 2000 jeweils rund ein Drittel aller Handys weltweit verkauft. Der europäische Markt ist mittlerweile schon so weit gesättigt, dass hier erstmalig auch auf Quartalsbasis ein Minuswachstum zu verzeichnen war.

Mit einem Absatzplus von 57,7 Prozent am stärksten aufgeholt hat der koreanische Hersteller Samsung, dem es im dritten Quartal gelungen ist, Siemens vom vierten Platz zu vertreiben. Weltweit an Boden gewonnen hat auch der amerikanische Anbieter Motorola, der seine Position auf dem zweiten Platz noch weiter festigen konnte.Nokia hingegen bewies, dass man trotz leichter Absatzeinbußen seinen Marktanteil noch ausbauen kann - von 30,6 Prozent im dritten Quartal 2000 auf zuletzt 33,4 Prozent oder mehr als doppelt so viel wie Motorola. Allerdings haben die Finnen in letzter Zeit wenig Innovatives zu bieten, weshalb ihnen vor allem in Europa Kunden weggebrochen seien, so Prohm.

Die meisten Federn lassen mussten Ericsson und Siemens. Da half es auch nichts, dass beide Unternehmen in den zurückliegenden Monaten durch pfiffiges Design von Sonder-Editions die mageren Handyverkaufszahlen aufzupeppen versuchten und sich auch in Sachen GPRS und UMTS innovativ zeigten.

Der offizielle Start des Joint-Venture mit Sony werde Ericsson im vierten Quartal wieder zweistellige Wachstumszahlen bescheren, meint Prohm. Auch Siemens-Chef Heinrich von Pierer hat angesichts des Drucks, die defizitäre Mobilfunksparte wieder in die Gewinnzone zu fahren, strategische Partnerschaften mit anderen Handyanbietern nicht ausgeschlossen. Im Gespräch sind unter anderem Motorola und Toshiba.

www.dataquest.com

ComputerPartner-Meinung:

Nach Jahren des ungezügelten Wachstums war es abzusehen, dass der Markt irgendwann dicht ist. So tragisch sind die Handyverkaufszahlen im dritten Quartal nun auch wieder nicht. Statt zu jammern, sollten sich die anderen Hersteller ein Beispiel an dem koreanischen Aufsteiger Samsung nehmen, dem es durch innovatives Design und eine gelungene Werbekampagne gelungen ist, neue Akzente zu setzen. Das Vakuum, das zwischen GSM-Handys der alten Garde und den Geräten der neuen Generationen entstanden ist, haben sich die meisten Hersteller selbst zuzuschreiben. Denn die Technologie für GPRS als Übergangslösung auf dem Weg zu UMTS ist da. Was fehlt, sind gescheite Geräte. (kh)

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