HPs neuer Handscanner: Einlesen, Speichern, Weiterleiten

18.02.1999

BÖBLINGEN: Der Name "Capshare 910" bedeutet frei übersetzt: Fangen und verteilen. Mit dem rund 350 Gramm schweren Gerät von Hewlett-Packard lassen sich Text- oder Bildvorlagen einscannen und speichern. Ein Blick, ein Okay, und schon macht sich der Scan via Infrarot oder den seriellen Port auf den Weg zur Festplatte des Laptops, wo er weiterverarbeitet oder per E-Mail um die Welt geschickt werden kann. Soweit die Werbung: ComputerPartner wollte es genauer wissen und testete das Gerät.Nicht gerade im Nadelstreifenanzug, aber in vornehmer Zurückhaltung präsentiert sich die Umverpackung des Capshare 910. Leider hat dies auch seine Nachteile, denn zum einen fällt die Verpackung in einem vollgepfropften Regal kaum auf, und zum anderen wird nicht sofort klar, was sich wohl dahinter verbergen mag. Aber ein Kunde, der rund 1.450 Mark auszugeben bereit ist, weiß in der Regel schon vorher, was er will.

Das Gerät ist einer Art "Eierschachtel" sicher und stoßfest verpackt. Ein Ladegerät mit vier Akkus, ein Kabel für die Verbindung mit dem Rechner, eine CD-Rom und eine Infobroschüre liegen bei. Zur Zeit ist das Handbuch nur in Englisch erhältlich. Aber in wenigen Wochen, wenn das Gerät auf dem deutschen Markt erhältlich sein wird, ist dieses Manko behoben. Der Capshare selbst, nur 140 x 105 x 38,5 Millimeter groß, liegt noch in einem Samtsäckchen. In diesem Samtbeutel kann er später transportiert werden.

Hardware-Anforderungen

Ob Desk- oder Laptop - inzwischen dürfte jedes System den Mindestanforderungen des Capshare genügen: ein Intel-kompatibler Pentium, ein Arbeitsspeicher von mindestens 16 MB und 15 MB freier Speicher auf der Festplatte. Während NT-4.0-User mit dem zumindest für stationäre PCs etwas zu kurzen Kabel zum seriellen Port kriechen müssen, haben es einige Windows-95/98-Anwender leichter. Wenn sich an ihrem PC eine Infrarotschnittstelle befindet, können sie die Daten per IR-Licht übertragen. Inzwischen ist diese Schnittstelle in den meisten Notebooks integriert. In PCs kann sie in vielen Fällen schnell nachgerüstet werden.

Extrapunkte haben sich die Installation und die einführenden Videosequenzen zur Benutzerführung verdient: CD-Rom ins Laufwerk, ein paar Mal o.k. anklicken, Neustart, fertig. Dabei wird auch gleich, falls nicht schon auf der Festplatte vorhanden, Adobes Acrobat Reader mitinstalliert. Während die Videoclips die Bedienung und die Funktionen des Capshare zeigen, kann der Anwender parallel schon mal seine Trockenübungen absolvieren. Kurzum: Sehr gut, denn dadurch ist ein Handbuch im Grunde nicht mehr notwendig. Zumal die Piktogramme auf den Funktionsknöpfen kaum eine Frage offen lassen.

Lob verdient auch das kleine Icon in der Taskleiste, das den Modus des Systems anzeigt. Kein Anwender muß aber in Panik verfallen, wenn es beispielsweise rot blinkt. Ein Klick auf das Icon, das Hilfemenü öffnet sich, und mit wenigen Mausklicks ist das Problem meist rasch behoben. Vor dem Betrieb des Capshare müssen aber erst die mitgelieferten Akkus eingesetzt werden. Die etwas störrische Batterieabdeckung läßt sich nur mit etwas Fummelarbeit öffnen. Das Einsetzen der Akkus und das Verschließen sind wesentlich einfacher.

Nach dem Einschalten führt das Gerät einen Selbsttest durch. Der ist nach wenigen Sekunden beendet, und auf dem Display zeigt der Capshare nun seine Arbeitsbereitschaft an. Die Bedienung ist ein wenig ungewohnt, aber schnell erlernbar. Man setzt das Gerät mit der Schmalseite nach unten auf die Vorlage, drückt einen Knopf und zieht über die Oberfläche. Ist die Vorlage größer als die Breite des Geräts, so fährt man einfach in Kurven über die Vorlage, bis der gesamte Text eingescannt ist. Intelligente Software setzt die Abschnitte punktgenau wieder zusammen.

Auf diese Weise kann der Capshare bis zu 50 Seiten speichern. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich bei den Vorlagen um handschriftliche Notizen, Texte oder Bilder handelt. Allen gemein ist, daß der Anwender die Scans auf dem Display anschauen, drehen, vergrößern oder den Kontrast verändern kann. Das Display dient nur zur Kontrolle der eingelesenen Daten. Richtig arbeiten kann man damit nicht.

Das Gerät arbeitet ohne Rollen oder sonstige "Wegmesser". Es erkennt die Bewegung an den feinen Papierfasern in der Vorlage. So raffiniert das Verfahren auch ist, es hat doch seine Grenzen. Vorlagen und Bilder auf Hochglanzpapier können nur mit einem Trick eingelesen werden. Hier muß man für den Bewegungsfühler eine leicht geriffelte Vorlagenhülle über das zu scannende Objekt legen. Ansonsten funktioniert es nicht.

Datenübertragung zum PC

Wenn der Papierflieger auf dem 47 x 47 Millimeter großen Monochrom-Display auftaucht, ist die Arbeit schon getan, und die Daten des Scans trudeln gerade auf der Festplatte oder direkt beim Drucker ein. Während das Einscannen rund sechs Sekunden dauert, beträgt die Flugzeit der Daten einer DIN-A4-Seite - je nach Übertragungsmodus und Vorlage - zwischen fünf bis 30 Sekunden.

Sind die Scans erst mal auf der Festplatte als schwarzweiße PDF- oder TIF-Dateien gespeichert, lassen sie sich entweder direkt als E-Mail versenden oder mit Hilfe einer OCR-Software weiterverarbeiten.

Somit steht auch die Zielgruppe fest: Capshare ist insbesondere an mobile Anwender adressiert, die 20 Prozent ihrer Arbeitszeit außerhalb des Büros verbringen. Laut einer Studie der Boston Research Group fallen heute in Europa und in den USA bereits

58 Millionen in diese Kategorie. Davon müssen knapp 65 Prozent unterwegs Dokumente erfassen.

Damit nicht nur die Zielgruppe auf des System aufmerksam wird, sondern auch die Fachhändler, verspricht Martin Stolle, Business-Development-Manager bei HP, schon jetzt: "Es wird zur Einführung Demorabatte und ein Try- & Buy-Programm geben." Allerdings stehen die jeweiligen Preise noch nicht fest. Ansonsten ist beim Händlerservice Standard angesagt. (mm)

Eingescannte Bilder und Texte werden zur Kontrolle auf dem integrierten Display auf der Rückseite angezeigt.

Eingescannte Textabschnitte setzt der Capshare einwandfrei und pixelgenau wieder zusammen.

Nicht nur zum PC, auch zu Organizern mit IrDA-Schnittstelle lassen sich eingescannte Vorlagen versenden.

Das Auge von Capshare besteht aus einer 12 Zentimeter langen CCD-Zeile und zur Ausleuchtung gelbe Leuchtdioden. Zwei weitere Sensoren erkennen die Bewegungsrichtung (siehe Ausschnitt).

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