Falsche Technikeranrufe

Indische Online-Betrüger gefasst

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück und das Landeskriminalamt in Hannover haben einen Online-Betrügerring ausgehoben. Die Spur der Gauner führte zu einem Call Center in Indien.

Eine beliebte Masche von Online-Betrügern sind die sogenannten Microsoft-Technical-Support Calls. Dabei werden Computernutzer von vermeintlichen Technikern oder Service-Mitarbeitern angerufen und auf ein angebliches Lizenz- oder Virenproblem hingewiesen. Dabei werden bestimmte Daten des Computers von den Anrufern mitgeteilt, sodass das Opfer glaubt, sein PC sei tatsächlich infiziert.

Die Spur der Cyber-Kriminellen, die sich der Technical-Support-Masche bedient haben, führt zu einem Call Center in Indien.
Die Spur der Cyber-Kriminellen, die sich der Technical-Support-Masche bedient haben, führt zu einem Call Center in Indien.
Foto: welcomia - shutterstock.com

Die Täter veranlassen die Opfer dann, bestimmte Programme herunterzuladen, die Passwörter und persönliche Daten ausspähen oder gar ganz die Kontrolle über den Rechner übernehmen können.

In einem aktuellen Fall von organisiertem Computerbetrug haben die Täter, nachdem sie die angebliche Sicherheitssoftware aufgespielt hatten, einen relativ geringen Betrag per Online-Überweisung eingefordert. Wie die Staatsanwaltschaft Osnabrück mitteilt, wurde dann bei der Eingabe der Daten in die Eingabemaske der Betrag unbemerkt erhöht. Die Opfer werden aufgefordert, vor der Reparatur Beträge zwischen 180 und 250 Euro durch Angabe der Kreditkartennummer oder Überweisung per Western Union zu zahlen. Die Staatsanwaltschaft spricht von einer "Vielzahl von Fällen". Eine tatsächliche Infizierung oder eine abgelaufene Lizenz war vor den betrügerischen Manipulationen in keinem Fall gegeben.

Dunkelziffer ist hoch

Weigerten sich die Opfer, den Betrag zu zahlen, löschten die Täter zahlreiche Daten auf den Rechnern oder sperrten ihn mit einem Passwort. In Niedersachsen wurden insgesamt 779 Geschädigte ermittelt, im Bundesgebiet sind nach Angaben der Ermittler mindestens 7.647 Fälle bekannt. Die Staatsanwaltschaft und das Landeskrimanalamt Niedersachsen sprechen hier von einem "Hellfeld", das eher klein sei. Viele Fälle sind demnach noch überhaupt nicht bekannt. Es werde im "Dunkelfeld" eine Vielzahl weiterer Opfer geben.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Osnabrück und das Landeskriminalamt in Hannover führten zu einem Call Center im indischen Kalkutta. Zusammen mit der Cybercrime-Sondereinheit der Polizei in Kalkutta und der Cybercrime Staatsanwalt in Kalkutta wurde ein Call Center mit 250 Arbeitsplätzen unter laufendem Betrieb durchsucht, aus dem die Betrügeranrufe erfolgt sein sollen. Laut den Ermittlern wurden die Anrufe von allen Arbeitsplätzen aus getätigt. Die Rechner wurden sichergestellt und das Call Center geschlossen. Unmittelbar nach der Schließung gingen laut Staatsanwaltschaft "die Strafanzeigen sehr merklich zurück" und seien seither nicht signifikant angestiegen.

Mittlerweile befinden sich sieben Beschuldigte in Haft. Zwei davon sind die Vermieter des Call Centers, fünf haben die Einrichtung betrieben. Die Staatsanwaltschaft in Kalkutta hat nun ein sogenanntes Spiegelverfahren eröffnet und aufgrund der Erkenntnisse der deutschen Behörden vor einem indischen Gericht gegen die Täter Anklage erhoben.

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