Intel hat acht sehr magere Monate vor sich

16.11.2000

"Wir haben mit Rambus einen Fehler gemacht", sagte vor wenigen Tagen Intel-CEO Craig Barrett gegenüber der "Financial Times". Und dieser Fehler wird Intel noch Hunderte von Millionen Dollar kosten. Rambus und Pentium 4 bilden nämlich ein eng verzahntes Gespann. Durch die Entscheidung für Rambus vor zwei Jahren kann Intel seine erste Pentium-4-Version praktisch in die Tonne klopfen.

Der Chipgigant wollte Rambus mit geballter Marktmacht zum Durchbruch verhelfen. Doch die Technik war zu teuer und zu kompliziert. Immer neue Pannen bei Rambus-Chips machten Schlag-zeilen. Heute rächt sich die alleinige Fokussierung auf diesen Speichertyp: Intel hat zwar einen superschnellen Prozessor, aber keine Plattform, die vom Markt akzeptiert wird. Selbst Ana-lysten der Gartner Group geben Rambus noch eine Lebenserwartung von sechs bis acht Monaten. Danach sei Rambus weg vom Fenster.

Die einzige Chance für Intel, den Pentium 4 zu einem Mainstream-Produkt zu machen, ist, schnellstens einen neuen Chipsatz aus dem Hut zu zaubern, der die gängigen Speicherchips wie SDRAM und DDR-RAM unterstützt. In Intels Roadmap ist so ein Chipsatz erst für das dritte Quartal 2001 angekündigt. Was macht Intel aber bis dahin?

So viel ist bekannt: Intel bastelt an einer neuen Version des Pen-tium 4 mit geringerer Strukturbreite und minimierter Stromaufnahme. Eine komplette Überarbeitung des Motherboards ist zwingend erforderlich. Das heißt: die Rambus-Version des Pentium 4 lässt sich auf dem zukünftigen Motherboard nicht einsetzen.

Und wenn schon Motherboard-Hersteller auf die zweite Version des Pentium 4 warten, was soll dann der Fachhandel seinen Kunden raten? Wer jetzt einen Pentium 4 verkauft, bekommt in acht Monaten Ärger. Wie soll der Fachhandel dem Kunden diese Intel Politik erklären? Ich fürchte gar nicht. Für den Intel-Händler ist Saure-Gurken-Zeit angesagt. Es sei denn, Intel legt Nachtschichten ein und beeilt sich mit dem neuen Chipsatz. Das Intel-Motto "Zukunftssicherheit garantiert" ist zur Zeit nichts als leeres Gerede und kann kaum als Verkaufsargument dienen.

Und AMD? Der Underdog kann sich freuen: Jetzt hat AMD acht lange Monate Zeit, mit einem neuen Produkt zu kontern und Intel weitere Marktanteile abzujagen.

Hans-Jürgen Humbert

hhumbert@computerpartner.de

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