Internet-Kooperation shop.org

16.09.1999

SILVER SPRINGS/USA: Die europäische Landschaft der virtuellen Händler setzt sich immer noch fast ausschließlich aus Einzelkämpfern zusammen. Die amerikanischen Kollegen sind da schon ein bißchen weiter. Dort gibt es seit gut drei Jahren "Shop.org" - eine Inititive, die ihre Mitglieder mit den nötigen Informationen versorgt, um wettbewerbsfähig zu bleiben.Gegründet wurde sie zunächst als reiner Zusammenschluß von Wiederverkäufern aller Branchen, die über das Internet ihre Waren oder Dienstleistungen an den Kunden bringen wollen. Inzwischen ist Shop.org zu einer "Full-Service-Kooperation" mit rund 200 Mitgliedern aus allen Branchen geworden. Die Philosophie von Shop.org: Nur wer besser informiert ist, kann den Kampf um Umsätze gewinnen. Vornehmlicher Service der Kooperation sind Infoveranstaltungen, Foren oder Konferenzen zu relevanten Themen des Internethandels. Derzeit läuft zum Beispiel eine Vortragsreihe zur Beschaffenheit des Lateinamerikanischen Marktes.

Shop.org arbeitet eng mit der Unternehmensberatung Boston Consulting Group zusammen. Diese führt regelmäßig Studien durch, die für die Mitglieder kostenlos zur Verfügung stehen und als Grundlage für Geschäftsentscheidungen dienen sollen. Unter anderem gibt es den jährlichen Statusbericht des amerikanischen Online-Handels "State of Retailing". Die aktuelle Studie wurde aufgrund der Angaben von 127 amerikanischen Online-Händlern aus sieben verschiedenen Branchen durchgeführt. Im Oktober soll eine ähnliche Studie für Deutschland erscheinen.

In Deutschland nicht die nötige Resonanz

Antonella Mei-Pochtler von der Boston Consulting Group Deutschland würde es gerne sehen, wenn Shop.org auch in Deutschland angenommen würde. "Wir hatten beim ersten Anlauf leider nicht die nötige Resonanz der Unternehmen, aber wir glauben, daß alle Händler, die online verkaufen, gemeinsam lernen sollten", bedauert sie.

Mei-Pochtler sieht in Deutschland zwei Wettbewerber-Kategorien: Zum einen die Händler, die Ihre Produkte online aber auch offline anbieten, die sogenannten Multichannel-Händler, und zum anderen die "globalen Online-Marken, also die Dells und Amazons dieser Welt". Aber: "Echtes Multichannel-Management wird in Deutschland noch viel zu wenig betrieben", beklagt sie. Durch das physische Kennenlernen des Anbieters entstehe beim Kunden Vertrauen und dies sei eine ganz wichtige Voraussetzung für den Kauf im Netz.

Auch der Preiswettbewerb hat nach Mei-Pochtler eine sehr wichtige Bedeutung im Web. Eine der erstaunlichsten Beobachtungen sei der immense "Preisausschlag im Netz", der zum Teil durch individuelle Angebote nach oben zeige. Dell beispielsweise verkaufe seine PCs online teilweise um acht bis 15 Prozent über dem Preis der Call-Center. "Wir sehen aber auch sehr aggressive Preisstrategien", führt sie weiter aus. Was den Online-Kunden letztendlich dazu bewegt, einzukaufen, wird Thema einer der nächsten Studien von BCG im Auftrag der Shop.org sein. (gn)

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