IT und die IFA 1997: Es wächst nicht zusammen, was nicht zusammen gehört

09.05.1997
BERLIN: Die Talfahrt der klassischen Unterhaltungselektronik hält an. Kein Wunder, daß die HiFi- und TV-Hersteller auch auf der diesjährigen Funkausstellung die digitale Informationsgesellschaft zum Land voll Milch und Honig verklärten. Überzeugend waren sie dabei nicht.Die Konvergenz der Branchen, Technologien und Applikationen ist auf der IFA '97 nicht nur vollzogen, sondern auch gelungen", verkündete Dr. Herbert Bruch, Vorsitzender des Fachverbandes Unterhaltungs-elektronik im ZVEI zur Messeeröffnung freudestrahlend. Da fragt sich, ob Bruch jemals einen Blick in die CeBIT-Hallen geworfen hat. Jedem Besucher aus der IT-Branche, der im Schatten des Berliner Funkturms durch die Hallen schlenderte, wurde jedenfalls schnell gewahr, daß zwischen der IT-Branche und der Welt der Amüsierelektronik nach wie vor Welten liegen.

BERLIN: Die Talfahrt der klassischen Unterhaltungselektronik hält an. Kein Wunder, daß die HiFi- und TV-Hersteller auch auf der diesjährigen Funkausstellung die digitale Informationsgesellschaft zum Land voll Milch und Honig verklärten. Überzeugend waren sie dabei nicht.Die Konvergenz der Branchen, Technologien und Applikationen ist auf der IFA '97 nicht nur vollzogen, sondern auch gelungen", verkündete Dr. Herbert Bruch, Vorsitzender des Fachverbandes Unterhaltungs-elektronik im ZVEI zur Messeeröffnung freudestrahlend. Da fragt sich, ob Bruch jemals einen Blick in die CeBIT-Hallen geworfen hat. Jedem Besucher aus der IT-Branche, der im Schatten des Berliner Funkturms durch die Hallen schlenderte, wurde jedenfalls schnell gewahr, daß zwischen der IT-Branche und der Welt der Amüsierelektronik nach wie vor Welten liegen.

Das zeigte sich allein schon an den Produkten: Um "Neuheiten" wie digitales Fernsehen, Internet-TV, DVD, digitale Camcorder, LCD- und Plasma-Flachbildschirme gab es zwar viel Wirbel; wer aber mit ansehen durfte, wie IFA-Besucher mit einer TV-Fernbedienung ungelenk eine grob aufgelöste Windows-Oberfläche auf der Pantoffelkinomattscheibe zu bearbeiten versuchten, der fühlte sich unwillkürlich an das Mischen von Öl und Wasser erinnert. "Märkte wachsen nicht allein deswegen zusammen, weil Informationen digital verarbeitet werden", moserte ein unlustiger Vertreter am Stand eines der wenigen IT-Unternehmen in Berlin. Doch selbst wenn sich Dinge wie WebTV etablieren sollten: Die EDV-Branche braucht's nicht zu kümmern. Die Kluft zwischen UE und IT verläuft nach wie vor beim Anwender; zwischen amüsieren und arbeiten, passiv und aktiv, Sofa und Schreibtischstuhl. Das Internet-Verständnis der IFA-Aussteller illustriert auch das Beispiel Net Channel One: Eine Redaktion filtert aus dem riesigen WWW-Angebot ein familienfreundliches Programm zusammen, durch das der TV-Zuschauer per Fernbedienung zappen kann.

Entsprechend selten waren bei den 812 Ausstellern aus 33 Ländern PCs oder Notebooks zu sehen. Selbst TV-Sender Pro Sieben hatte seinen neuen Merchandising-PC daheim gelassen. Hybrid-Anbieter wie Sharp, Hitachi oder Toshiba lenkten die Blicke in erster Linie auf Flimmerkisten, DVD-Player oder Camcorder und zeigten ihre Computer - wenn überhaupt - in versteckten Winkeln. Acer und Fujitsu waren die einzigen reinrassigen Rechner-Hersteller auf der Entertainment-Messe. Sie begründeten ihre Gegenwart als Geste für ihre großen Retailpartner, Endkundenwerbung für das Weihnachtsgeschäft und Kontaktaufnahme mit dem UE-Handel (siehe auch Seite 23). (ld)

Zur Startseite