Jahrtausendwechsel

21.10.1999

WASHINGTON: Das Monster Y2K ist anscheinend doch nicht so groß, wie es von den Marktforschern, Ausschüssen und Computerspezialisten gemacht wurde. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn die Welt wird trotzdem untergehen - wenn auch langsam. Dies zumindest meint der Jahr-2000-Ausschuß des amerikanischen Senats. Denn gerade die Maßnahmen zur Beseitigung des Millennium-Bugs werden unsere Gesell-schaft nachhaltig gefährden - und zwar in Form von Spionage, verringerter Sicherheit oder Gefährdung wichtiger Infrastrukturen. Ausgelöst wird dieses "Horrorszenarium" durch die Vermutung, daß all die netten Consultants, die die Systeme 2000-sicher gemacht haben, sich Hintertürchen offengelassen haben, durch die sie geheime Informationen abgreifen können. Als Beweis führt der Ausschuß die Marktforscher der Gartner Group an. Diese haben vorausgesagt, daß es nach der Jahrtausendwende zu Betrügereien in Höhe von einer Milliarde Dollar kommen könne. Der Ausschuß geht sogar noch weiter: Ein "Cyberwar" sei wahrscheinlich. Rund 120 Staaten hätten die technischen Möglichkeiten, Angriffe auf fremde Computer zu starten und dadurch einen Informationskrieg anzuzetteln - allen voran China, Indien und Israel. Dort sitzen nämlich die meisten Firmen, die in den USA Consultant-Aufträge übernommen haben.

Allerdings: Die düsteren Aussichten für das nächste Jahrtausend hellen sich ein wenig auf, wenn man bedenkt, daß der Ausschuß zur Bewältigung des Millennium-Bugs kurz vor der Arbeitslosigkeit steht. Denn in ein paar Wochen haben diese Damen und Herren nichts mehr zu tun, und da ist es nur natürlich, daß man sich ein neues Beschäftigungsfeld sucht - ganz nach dem Motto: "The Millennium after". (gn)

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