Kampf der Mäuse: Benq nagt die Eingabegeräte an

27.02.2003
Der Markt für Tastaturen und Mäuse in Deutschland scheint gesättigt. Trotzdem will Benq in diesem Segment hierzulande mit eigenen Produkten Marktanteile erobern.

Tastaturen und Mäuse verschiedenster Hersteller füllen die Regale. Nun will sich ein weiterer großer Hersteller ein Stück von diesem Kuchen abschneiden. Benq, als Anbieter von Monitoren, Projektoren und optischen Laufwerken bestens etabliert, will in den Zubehörhandel einsteigen. Was ist der Grund?

"Benq ist einer der weltgrößten OEM-Tastaturhersteller mit einer Jahresproduktion von acht Millionen Tastaturen, deshalb liegt es nahe, unsere Produkte auch unter eigenem Namen zu vermarkten", erklärt Michael Grote, Geschäftsführer Benq Deutschland. "Dabei setzen wir auf qualitativ hochwertige Ware zu moderaten Preisen. Wir werden aber nicht oder nur kaum unter den Angeboten der Mitbewerber liegen", führt er weiter aus.

Qualität und Konsistenz ist gefragt

Das Problem dabei ist nur, wie sich Benq-Tastaturen und -Mäuse von denen des Mitbewerbs unterscheiden wollen. Wer jahrelang eine Logitech- oder Microsoft-Tastatur in Gebrauch hatte, wird nur schwerlich zu einer Benq-Tastatur wechseln. Um diese Käufer zu gewinnen, will Grote langsam, aber sicher ein unverwechselbares Design der Zubehörteile aufbauen. Außerdem sollen die Tastaturen und Mäuse mit den Benq-Monitoren harmonieren. Eine Benq-Tastatur soll zudem, ähnlich wie ein Sony-Produkt, auf den ersten Blick zu erkennen sein. "Das geht aber nicht von heute auf morgen", gibt sich Grote realistisch. "Wir haben jedoch das Glück, nicht vom Verkauf der Tastaturen abhängig zu sein und können es deshalb langsam angehen lassen."

Dabei will es Grote aber nicht belassen. Nach dem Start der Standardprodukte will er auch eine Design-Tastatur mit entsprechend gestalteter Maus nach der Cebit auf den Markt bringen. "Wichtig sei vor allem, dass auch die Standard-Tastaturen und -Mäuse nicht billig wirken. Konsistente Qualität und gutes Aussehen sollen den Zubehörteilen bald Marktanteile verschaffen", betont Grote.

"Wir können nur gewinnen"

"Als Neueinsteiger in einen schon besetzten Markt haben wir einen unschätzbaren Vorteil", zeigt sich Grote gelassen, "wir können nur Marktanteile gewinnen, während andere ihre Anteile verteidigen müssen."

Die Mitbewerber nehmen Benq sehr ernst

Gregor Bieler, Geschäftsführer von Logitech Deutschland, nimmt Benq ernst. "Benq ist ein Klasse-A-Brand, und den dürfen wir nicht unterschätzen", erklärt er gegenüber ComputerPartner. "Doch es wird schwer werden für den taiwanischen Hersteller", glaubt Bieler. In Deutschland liegt Logitech mit 85 Prozent Marktanteil bei Tastaturen und Mäusen unangefochten an der Spitze. "Ein einheitliches Design für Tastatur und Monitor hat Logitech bereits vor vier Jahren kreiert, und es hat lange gedauert, bis es sich durchgesetzt hat", so Bieler weiter. Die Einstiegshürde besteht laut Bieler darin, den Kunden zu überzeugen, auf eine andere Tastatur umzusteigen.

Murat Ünol, kommissarischer Deutschland-Chef von Creative, kann die Probleme beim Einstieg ins Tastatur- und Mausgeschäft nachvollziehen. Bislang bietet Creative in Deutschland nur Mäuse an. "Im europäischen Ausland dagegen laufen Mäuse und Tastaturen bereits recht gut", freut er sich. In Deutschland will Creative bald mit Tastaturen nachziehen. "Unsere Marktforschungen haben ergeben, dass hierzulande Platz für mindestens einen weiteren Mitbewerber ist", erklärt er gegenüber ComputerPartner. Und den will Creative besetzen. Nur muss sich das Unternehmen aus Singapur mit Benq um diesen Platz in Deutschland streiten.

www.benq.de

www.logitech.de

www.creative.com

ComputerPartner-Meinung

Der Einstieg von Benq in den Zubehörmarkt wird nicht einfach. Zu fest sitzt Logitech in Deutschland im Sattel. Wenn Benq jedoch mit aggressivem Marketing vorprescht, muss Logitech reagieren und gegenhalten. Logitech darf keinesfalls die Marktmacht des taiwanischen Herstellers unterschätzen. Auch Creative ist nun gezwungen, schnellstmöglichst mit den Tastaturen auf den Markt zu kommen. Sonst ist der Ausflug in diesen Markt schneller beendet, als er angefangen hat. (jh)

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