"Geplante Obsoleszenz"

Kaum benutzt und schon kaputt

09.08.2012
Verbraucher ärgern sich über Geräte, die früh defekt sind. Führen Hersteller dies gezielt herbei?
Viele Konsumgüter haben nur eine kurze Haltbarkeit.
Viele Konsumgüter haben nur eine kurze Haltbarkeit.
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Kurz nach Ablauf der Garantiezeit gibt der MP 3-Player seinen Geist auf. Eine Reparatur rentiere sich nicht, sagt der Fachmann, der Austausch des kaputten Teils koste mehr als ein neues Gerät. Steckt dahinter System? Der Begriff "geplante Obsoleszenz" legt die Vermutung nahe, dass Hersteller eine Alterung ihrer Geräte künstlich herbeiführen, um auf diese Weise mehr Produkte verkaufen zu können.

Empirisch nachweisen kann man den Unternehmen einen Einbau der Sollbruchstelle in ihre Produkte nicht. Die Industrie begründet die kurze Haltbarkeit von Produktteilen oder bestimmte Verarbeitungsweisen mit begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten, die mit günstigen Produkten einhergehen.

Doch Hyewon Seo vom Verbraucherzentrale Bundesverband warnt: "Die Industrie schadet sich selbst, wenn Verbraucher ihr Vertrauen in die Wirtschaft verlieren."

Verbraucher beeinflussen das Angebot

Verbraucher sind in dieser Sache allerdings auch selbst Akteur. Sie können mit ihrer Kaufentscheidung Einfluss darauf nehmen, welche Produkte angeboten werden. Das bewusste Nachdenken darüber, ob man das Produkt tatsächlich braucht und welche Kriterien es erfüllen sollte, führt mittel- bis langfristig auch zu Veränderungen auf der Anbieterseite. Wird mehr auf Qualität, Haltbarkeit, aber auch Serviceleistungen zu dem Produkt geachtet, müssen die Hersteller ihre Angebote über kurz oder lang daraufhin ausrichten.

Gewährleistungsfrist verlängern, Nachhaltigkeit fördern

Auch die Politik könne dem Phänomen der geplanten Obsoleszenz entgegentreten, betont Hyewon Seo: "Zum Beispiel, indem die Gewährleistungsfrist von zwei auf vier Jahre verlängert und die Verankerung der Reparier- und Nachrüstbarkeit von Produkten in der EU-Ökodesign-Richtlinie forciert wird."

Darüber hinaus müssten nachhaltige Produktionsweisen, die auch die Nutzungs- und Entsorgungsphase der Produkte berücksichtigen, stärker gefördert werden. Genauso sei es sinnvoll, neue Vertriebsideen wie beispielsweise "Mieten statt kaufen" weiterzuentwickeln. "Das Phänomen schadet uns allen", so Seo. Umso wichtiger sei es, gemeinsam dagegen anzugehen. (oe)
Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband, www.vzbv.de

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