Keine leichte Aufgabe für den neuen Vobis-Chef Hügler

11.01.1996
WÜRSELEN: Mit dem Ausscheiden von Vobis-Gründer Theo Lieven geht eine Ära zu Ende. Mit Dr. Gert Hügler übernimmt indes ein Manager die Nachfolge, der bereits seit sechs Jahren im Unternehmen ist und für einen fließenden Übergang sorgen wird.Ein vieldiskutiertes Thema war auf der Systems natürlich auch die Wachablösung bei Vobis. Ende dieses Jahres übergibt Vobis-Gründer und derzeit noch amtierender Vorstandsvorsitzender Theo Lieven den Stab an seinen bisherigen Stellvertreter Dr. Gert Hügler (39). Mit 44 Jahren legt sich der passionierte Pianist Lieven aber nicht auf die faule Haut, sondern wird weiter als Unternehmer tätig sein. So zum Beispiel eröffnet er Ende November auf dem Kurfürstendamm in Berlin einen CD-Shop ausschließlich mit klassischer Musik.

WÜRSELEN: Mit dem Ausscheiden von Vobis-Gründer Theo Lieven geht eine Ära zu Ende. Mit Dr. Gert Hügler übernimmt indes ein Manager die Nachfolge, der bereits seit sechs Jahren im Unternehmen ist und für einen fließenden Übergang sorgen wird.Ein vieldiskutiertes Thema war auf der Systems natürlich auch die Wachablösung bei Vobis. Ende dieses Jahres übergibt Vobis-Gründer und derzeit noch amtierender Vorstandsvorsitzender Theo Lieven den Stab an seinen bisherigen Stellvertreter Dr. Gert Hügler (39). Mit 44 Jahren legt sich der passionierte Pianist Lieven aber nicht auf die faule Haut, sondern wird weiter als Unternehmer tätig sein. So zum Beispiel eröffnet er Ende November auf dem Kurfürstendamm in Berlin einen CD-Shop ausschließlich mit klassischer Musik.

Natürlich tauchten nach Bekanntwerden des Management-Revirements bei Vobis sofort Spekulationen darüber auf, ob der Rücktritt Lievens wirklich so freiwillig war wie von ihm dargestellt. So berichtet unter anderem die "Lebensmittelszeitung", die über gute Kontakte zur Vobis-Mutter Metro verfügt, über "Gerüchte, der eigenwillige Manager sei zum Rücktritt gezwungen worden". Daß die Lage bei Vobis trotz der momentanen Marktschwäche derart brenzlig ist, daß die Metro Lieven die Pistole auf die Brust setzen kann, ist aber doch wohl eher unwahrscheinlich. Lieven ist nicht der Mann, den man so mir nichts dir nichts zum Rücktritt zwingt. Lieven ist sicherlich einer der intelligentesten Köpfe in unserer Branche, und ihm war klar, daß es einen besseren Zeitpunkt für sein Ausscheiden vermutlich gar nicht mehr geben werde. "Ich steige jetzt auch aus, damit man mich in guter Erinnerung behält", machte "Mister Vobis" gegenüber dem Handelsblatt aus seinen Beweggründen gar kein Geheimnis.

Sein designierter Nachfolger Hügler kam 1990 von der Bertelsmann AG zu Vobis und zog bisher vor allem hinter den Kulissen die Fäden. Er genießt bei Experten allgemein einen guten Ruf. So wird vor allem ihm die erfolgreiche Umstellung eines Großteils des Filialgeschäfts auf Franchise-Basis gutgeschrieben. Fast die Hälfte der rund 400 Vobis-Läden rangieren unter dem Franchise-Konzept. Insgesamt aber ist Hügler weitgehend noch ein unbeschriebenes Blatt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Lieven ist Hügler nicht derjenige Typus von Mensch, der im Licht der Öffentlichkeit erst so richtig in Form kommt. Er gilt vielmehr als eher öffentlichkeitsscheu. Aber das kann sich ja noch ändern.

Hügler übernimmt keine leichte Aufgabe. Der Markt entwickelt sich momentan nicht so, daß er dem auf das Privatkundensegment ausgerichtete Geschäftsmodell von Vobis entgegenkommt. Und die Versuche, im gewerblichen Umfeld ein stärkeres Standbein zu entwickeln, haben bisher noch nicht die reifen Früchte gebracht. Auch der Vobis-Stand im Dealers-only-Bereich auf der Systems war nicht gerade der Bereich, der das größte Besucherinteresse auf sich zog.

Man darf also sehr gespannt sein, welche Schritte Hügler unternehmen wird, um den PC-Discounter durch die momentane Flaute zu steuern. Die Verantwortung ist hoch. Eine Wiederholung des Escom-Debakels - ohne daß derzeit irgendwelche Anzeichen für eine derartige Gefahr sichtbar wären - hätte fatale Auswirkungen für alle Marktbeteiligten.(sic)

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