ChatGPT bekommt in Deutschland einen neuen Konkurrenten. Anthropic bringt seinen KI-Chatbot "Claude" nach Europa. Tests hätten gezeigt, dass Claude sehr gut unter anderem auf Deutsch, Französisch und Italienisch funktioniere, sagte Anthropic-Mitgründer Jack Clark der Deutschen Presse-Agentur zum Start am Dienstag.
Ähnlich wie ChatGPT kann Claude mit Hilfe Künstlicher Intelligenz unter anderem Sätze auf dem Niveau eines Menschen formulieren und den Inhalt von Texten zusammenfassen. In Europa werden die Web-Version, die iPhone-App und eine Variante für Unternehmen verfügbar sein. Anthropic wird seit September 2023 finanziell stark von Amazon unterstützt. Im März 2024 stockte der Konzern sein Investment dann um weitere 2,75 Milliarden Dollar auf insgesamt 4 Milliarden Dollar auf.
Die aktuelle Generation "Claude 3" brachte Anthropic im März heraus. Sie übertraf in einigen technischen Tests die Leistung des GPT-4-Modells von ChatGPT-Entwickler OpenAI. Soeben stellte OpenAI allerdings eine sprechende Version von ChatGPT vor, die sich mit Nutzern wie ein Mensch unterhalten kann. Dabei geht die Software auch auf visuelle Informationen ein, die sie über die Smartphone-Kamera bekommt. Von Google werden bei seiner diese Woche stattfindenen Entwicklerkonferenz ebenfalls Neuerungen bei KI-Assistenten erwartet.
Was Claude besonders gut kann
Anthropic verwies darauf, dass Claude auch lange Texte zusammenfassen und Fragen dazu beantworten kann. Damit könne die Software besonders nützlich unter anderem für Rechtsexperten sowie in der Medizin und Finanzbranche sein, betonte Mitgründer Jared Kaplan.
Die Firma sieht bislang keine Datenspeicherung in Europa vor, sei aber offen dafür, wenn Kunden sich das wünschen sollten. Zugleich seien Kundendaten stets verschlüsselt und damit nur für sie zugänglich.
Anthropic verspricht weniger KI-Halluzinationen
Anthropic sei auch erfolgreich damit gewesen, sogenannte "Halluzinationen" zu reduzieren, bei denen die Software falsche Angaben macht, sagte Kaplan. "Halluzinationen" sind ein grundsätzliches Problem von KI-Programmen, die mit ihrer Funktionsweise zusammenhängen. Die Software wird mit riesigen Mengen an Informationen angelernt. Beim Formulieren von Texten entscheidet sie Wort für Wort, wie ein Satz wahrscheinlich weitergehen soll.
Dabei können völlig falsche Angaben herauskommen, selbst wenn die KI-Modelle nur mit korrekten Informationen gefüttert wurden. Anthropic versucht bei Claude, solche Fehler durch den Abgleich mit Fakten zu minimieren. Auf ähnliche Weise wird auch mit Grundsatz-Regeln abgeglichen, um Beleidigungen oder Diskriminierung zu verhindern.
Preise für die Nutzung von Claude
Sowohl Claude.ai als auch die Claude iOS-App sind kostenlos verfügbar. Für 18 Euro plus Mehrwertsteuer pro Monat können Benutzer "Claude Pro" abonnieren und alle Modelle freischalten, einschließlich Claude 3 Opus. Für Unternehmen gibt es de "Team-Plan". Er kostet 28 Euro plus Mehrwertsteuer pro Benutzer und Monat und startet bei mindestens 5 Seats. (dpa/pma)