Kräht am Morgen der Analyst...

30.05.2002
...ändert sich der Markt, oder er bleibt wie er ist

Die letzten Wochen vor dem IT-Ereignis des Jahres, der Fußballweltmeisterschaft, verliefen gewohnt sommerlochnah. Sogar der Aufruf RonSommers, es wäre wieder einmal an der Zeit, T-Aktien zu ordern, verhallte ungehört, obwohl es viel schlimmer kaum noch kommen kann. Die zu erwartende großzügige Finanzspritze aus Redmond und auch die Konsolidierung einstiger weltmonopolistischer Träume haben den Fall der Volksaktie nicht bremsen können. Noch keine zwölf Euro ist ein virtueller Geschäftsanteil am rosa Riesen wert. Dass Verlusthalbierung nicht das Ziel einer Aktiengesellschaft sein kann, haben auch noch andere erfahren müssen. Fräuleinwunder Phenomedia beispielsweise, deren interaktive Bildschirmschonerballerspiele eine Sättigung erfuhren, konnte anscheinend die ernüchternden Zahlen nicht so einfach stehen lassen. Oder KPN Quest, die haben schätzungsweise zwei Milliarden Euro Schulden. Damit hat man ausgesorgt, sagt mein Steuerberater. Yahoo darf zwar wieder jodeln, das Auktionsgeschäft verschenkten sie jedoch an Ebay. IBM beginnt in den USA mit der Entlassung der vor kurzem noch verzweifelt gesuchten Mitarbeiter. Siemens lässt sich von Samsung im Handy-Verkauf überholen. Gute Qualität setzt sich eben durch und Gericom ist auch nicht mehr Notebook-Primus. Wovon existieren eigentlich diese Analysten, die in dem Glauben leben, aus Vergangenem auf die Zukunft schließen zu können? Ich lese von kommenden Preiskriegen bei Plasmamonitoren, doch wann die sein sollen, steht nicht dabei. Ich lese von Umsatzsteigerungen bei Digitalkameras, wie immer vor der Weihnachts- und Urlaubszeit. Ich lese von Silberstreifen am Horizont und dass es der Mittelstand schon richten wird - wer gibt für so etwas Geld aus? Außerdem steht im nächsten Blatt genau das Gegenteil und wie Agent Mulder schon sagte: Die Wahrheit liegt irgendwo da draußen. Die nicht virtuellen Handelsbetriebe haben kaum noch Reserven, der Rest der IT klammert sich an Prognosen, verkündet Ausgabestopps, spart am Personal. Doch wo der Optimismus herkommt, dass es zum Jahresende wieder bergauf gehen soll, muss in weiteren Biergarten- oder Stammtischrunden diskutiert werden. Wer sich die Mühe macht, dort eine Stunde oder zwei zuzuhören, erfährt einiges über Kaufbereitschaft, wirtschaftliche Stimmungslage des Mittelstands und des Handwerks, IT-Investitionsprogramme privater und geschäftlicher Natur. Wer weiß, vielleicht sitzen dort die besseren Analysten, die besseren Bundestrainer auf jeden Fall. Oder hätten Sie Bierhoff mitgenommen?

Mein Fazit: Es wird Zeit, dass es losgeht in Südkorea und Japan. Den Sommer kriegen wir auch noch herum, aber danach muss es wieder aufwärts gehen!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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