Lokalmatadore stoßen IBM vom Thron der Top-Anbieter

01.03.2001
Im Vergleich zu den USA und Europa ist der asiatische PC-Markt noch unterentwickelt. Er holt aber auf, und mit ihm auch die Lokalmatadoren, die IBM vom ersten Platz verdrängt haben.

Im Jahr 2000 wurden in Asien laut Marktforscher Dataquest 17,3 Millionen PCs verkauft. Das ist nur wenig mehr, als Compaq allein weltweit absetzen konnte, und nichts im Vergleich zu den Märkten der Ersten Welt. Was das Wachstum von knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr angeht, kann sich der asiatische Markt aber durchaus sehen lassen. Dataquest zufolge hätte es in Asien auch höher ausfallen können, der ungünstige Dollarkurs habe sich aber negativ ausgewirkt.

Allein in China als größtem Absatzmarkt Asiens wurden im Jahr 2000 6,6 Millionen PCs und damit 33 Prozent mehr als 1999 verkauft. Die höchsten Zuwachsraten weisen Südkorea mit einem Plus von 76 Prozent auf 3,6 Millionen verkaufte PCs und Indien auf, wo im Jahr 2000 rund eine Million PCs oder 50 Prozent mehr als 1999 losgeschlagen wurden.

Wachstum durch staatlichen Protektionismus

Noch ist der asiatische Markt stark zerklüftet. Die Tatsache, dass die Top Five ihren Marktanteil von 31,8 auf 48,9 Prozent gesteigert haben, deutet aber auch dort auf eine wachsende Konsolidierung hin. Zum Vergleich: In Europa liegt der Marktanteil der ersten Fünf bei 44,1 Prozent. Der Absatz von IBM, 1999 noch die Nummer eins in Asien, wuchs im vergangenen Jahr in dem Riesenmarkt zwar um knapp 28 Prozent, wurde aber von den Umsätzen der Lokalmatadore Legend aus China und Samsung aus Sürkorea auf den dritten Platz verwiesen. Legend, Mutterkonzern von Motherboard-Hersteller QDI, konnte seinen PC-Absatz im vergangenen Jahr um 88,6 Prozent von 965.906 auf mehr als 1,82 Millionen Stück steigern und ist demnach mit Abstand die neue Nummer eins in Asien. Beflügelt wird der steile Aufstieg von Legend in Asien durch eine Regierungsdevise aus Peking, die besagt, dass in chinesischen Amsstuben vorzugsweise chinesische Produkte eingesetzt werden sollen.

Aber auch in anderen Teilen Asiens können sich die Chinesen gut behaupten. Samsung kam auf ein Wachstum von 86,6 Prozent auf 1,46 Millionen verkaufte PCs und kletterte damit vor IBM und Compaq auf den zweiten Platz. Ermuntert durch den großen Erfolg in Asien setzen beide Unternehmen schon zum Sprung an, auch die PC-Märkte Europas und Amerikas zu erobern. Legend führt diesbezüglich seit Monaten Sondierungsgespräche. Samsung setzt sich einen Zeitrahmen bis 2003.

www.dataquest.com

www.ibm.com

www.legend.com.cn

www.samsung.com

www.trigrem.com

ComputerPartner-Meinung:

Dass Weltmarktführer wie IBM und Compaq in Asien nicht mehr die erste Geige spielen, liegt nicht unbedingt an der eigenen Performance. Denn der steile Aufstieg von Legend und Samsung zeigt, dass deren Erfolg nicht zuletzt auf staatlichem Protektionismus beruht. Wenn diese Unternehmen nun tatsächlich planen, den dahinsiechenden Weltmarkt von unten neu aufzurollen, dann kommen einem schon Zweifel, ob ihnen das gelingen wird, zumal sie dafür ein wenig spät dran sein dürften. (kh)

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