In der Debatte um PCs und NCs hat man sich neuerdings auf die Formel geeinigt: PCs und NCs sind kompatibel. Das jedenfalls wollen die traditionell Unix- und Terminallastigen Marktforscher von Zona Research festgestellt haben. Im Gegenteil betonen sie, daß Netzcomputer keine Gefahr für den PC-Markt darstellen, sondern als direkte Konkurrenten der vielfach verwendeten ASCII-, 327x-, 5250- und X-Window-System-Terminals auftreten. Außerdem werden ihrer Meinung nach NCs nicht als Universalrechner zum Einsatz kommen, sondern jeweils spezielle Aufgaben erfüllen.Hersteller Tektronix mit Sitz in Wilsonville im amerikanischen Oregon kann das nur recht sein. Denn der seit 1994 im Terminal-Geschäft engagierte Hersteller hat so eine solide Basis, die er ablösen kann. Zugleich wird sein Netstation-Konzept von der NC-Debatte so oder so getragen werden, so daß, wenn sich der Wind wieder in Richtung PC-Konkurrenz dreht, auch direkt konkurriert werden kann.
Die Marktdaten geben den Amerikanern jedenfalls recht: Ihre Marktanteile im Netstation-Markt kletterten von 12,4 Prozent Anteil 1994 über 19,9 Prozent 1995 auf nunmehr 27,2 Prozent im letzten Jahr, womit sich Tektronix laut Marktforscher IDC an die Spitze des Netstation-Marktes setzte - vor HP und dem IBM-lastigen Hersteller NCD. Insgesamt erwirtschaftete die Networking- und Videoabteilung im letzten Geschäfstjahr (Stand Juni 1996) einen Umsatz von 395 Millionen Dollar und legte gegenüber 1995 um 30 Prozent zu.
Laut Marketier Puschner steht gerade seiner Abteilung eine "große Zukunft" bevor. Denn mit den Videofähigen Netstations ist sie für den "kommenden Strom digitaler Audio- und Videodaten gerüstet, die bald in Unternehmensnetzen dominieren werden". Nimmt man dazu, daß sein Unternehmen Terminals respektive Netstations für Geschäftsanwendungen in heterogenen Netzen anbietet, die wie die TekXpress gelabelte Netstation Legacy-, Unix- und Windows-Anwendungen auf den Bildschirm bringt, kann er ein komplette Produktreihe vermarkten.
Der tiefe Einschnitt im Terminal-Markt Mitte der 90er Jahre könnte also Historie sein. Zur Erinnerung: Damals zogen sich etablierte Terminal-Hersteller wie Wyse oder DEC aus dem eigentlich schon tot gesagten Markt zurück. Dem lag der Client-Servertaumel zugrunde, der weltweit die unternehmenseigenen DV-Abteilungen auf PC-Landschaften ohne Zahl und Überblick umschwenken lies. Für Terminals schien nurmehr ein Abstellgleisübrig zu bleiben.
Doch seitdem Network-Computing unter Aspekten wie etwa Laufzeitkosten der Netze, Software-Verfügbarkeit und Produktivität betrachtet wird, und außerdem die NC-Diskussion Berge mehr oder weniger analytisch gemeinter Fachprosa hervorbringt, die unweigerlich ihren Weg auf die Tische der DV-Abteilungen finden, erleben Terminals ein langsames Comeback. Allerdings mußten sie dazu in Netstations umgerüstet und umgelabelt werden. Das heißt, sie können im besten Fall mittels Browser Anwendungen starten (siehe ComputerPartner Nr. 11/ 19.07.1996). Daß etwa Microsoft die Gefahr sieht, die von gut eingebundenen Netstations für PCs ausgehen kann, zeigt die jüngste Initiative der Redmonter: Das "Zero Administration PC-Management" soll der Konter gegen NCs sein. (wl)