Marktdurchbruch lässt auf sich Warten

06.04.1998

MÜNCHEN: Eineinhalb Jahre nach dem Marktstart der "Multiple Original Printer" (Mopier) von Hewlett-Packard lassen große Absatzzahlen noch immer auf sich warten. Die Hochleistungs-Netzwerkdrucker sollten der Kopierer-Branche das Fürchten lehren. Jedoch ist die Konkurrenz um Argumente gegen den Mopier nicht verlegen.Ende 1996 hat die Hewlett-Packard GmbH in Böblingen die neue Gerätegattung der Multiple Original Printer, kurz Mopier genannt, in den Markt eingeführt. Leistungsfähige Netzwerkdrucker mit kopierspezifischen Eigenschaften sollten Produktions- und Ablaufprozesse beim professionellen Drucken im Büro optimieren. "Seit der Einführung haben wir die Stückzahlen an verkauften Mopier-Geräten um ein vielfaches gesteigert", lautet die wäßrige Aussage von Ralf Kummetz, Business Development Manager für Netzwerkdrucker bei HP in Böblingen. Genaue Zahlen will er nicht nennen.

Nachfrage nach Mopiern lässt zu wünschen übrig

Marktexperten gehen jedoch davon aus, daß die Böblinger mit den Stückzahlen bisher deutlich unter dem angestrebten Ziel geblieben sind. Trotz günstiger Kostenstruktur (siehe Grafik), scheint der anspruchsvolle Büro-Anwender von seinem Bedarf für ein solches Gerät nichts zu wissen.

"Mopier-Geräte sind bei uns nicht besonders gut nachgefragt", weiß auch Margot Lehmair, Bereichsleiterin für Computer und Bürotechnik beim Bürozentrum Schulz in München, zu berichten. "Wir müssen den Kunden aktiv beraten und die Nachfrage für solche Geräte damit erst generieren", so die Mitarbeiterin des HP-Händlers weiter. Nach schleppenden Verkäufen während der Einführungsphase haben die Münchener Büroexperten die Mopier nun bei den herkömmlichen Kopiergeräten angesiedelt. "Wir versprechen uns von dieser Aufstellung mehr, da sich Firmenkunden, die einen Kopierer suchen, am ehesten für die Mopierer gewinnen lassen", ergänzt Lehmair gegenüber ComputerPartner. HP scheint um den Aufklärungsbedarf seiner Spezial-Netzwerkdrucker zu wissen: "Der Druckvorgang und der Pozeß der Verteilung insgesamt sollte überdacht werden. Gefragt sind komplette Druckkonzepte und nicht Einzellösungen", kommen die Werbebotschaften wie aus der Pistole geschossen über die Lippen von Kummetz. Nach Meinung der Böblinger geht es weniger darum, die Kosten für Gerät und Verbrauchsmaterial an sich zu reduzieren, sondern vielmehr Arbeitszeit (beispielsweise den Weg zum Kopierer) in die Kostenstruktur mit einzubeziehen. Effiziente Gesamtlösungen mit intelligenten Softwarekonzepten sollen den Druckprozeß insgesamt neu ordnen.

Kopierer-Branche wurde wachgerüttelt

Das Aufkommen der intelligenten Netzwerkdrucker, auch von anderen Herstellern, hat die Kopiererbranche zweifellos wachgerüttelt. "Traditionelle Kopiergeräte sind bei uns stark rückläufig", gibt Michael Whittington, Director Channel Group der Xerox GmbH in Köln, offen zu.

Als Problem sieht der Manager dieses jedoch nicht: "Wir kommen aus der Kopierer-Branche und haben die Erfahrung, unsere Netzwerkdrucker mit den von den Anwendern geforderten Elementen auszustatten. Außerdem sind unsere Händler speziell für diesen Bereich geschult und können dem Kunden den Mehrwert solcher Geräte besser verkaufen." Während den Mopiern die eigentlichen Fähigkeiten eines Kopierers abgehen (siehe Kasten: Warum der Mopier kein Kopierer ist), bietet Xerox mit den Geräten der "Document Center"-Serie Netzwerkdrucker mit Vorlagenglas an.

Zum Konkurrenzprodukt aus Böblingen meint der Xerox-Mann: "HP hat nichts Neues erfunden. Wir verfügen seit geraumer Zeit über Netzwerkdrucker mit kopierspezifischen Eigenschaften."

Big Blue: Mopier sind keine Konkurrenz

Interessant in diesem Zusammenhang, ist die Aussage von IBM:

"Wenn wir von Netzwerkdruckern sprechen, dann geht es um Geräte mit einer Kapazität von drei- bis vierhunderttausend Blatt im Monat. Man muß deutlich differenzieren zwischen unseren Geräten und dem Mopier der Konkurrenz." So lautet der etwas abfällige Kommentar von Dieter Weißhaar, Leiter des Geschäftsbereichs Drucksysteme bei IBM Deutschland. Die Aussage erstaunt um so mehr, erinnert man sich an die Aussagen des IBM-Mannes zum Netzwerkdruckermarkt vor wenigen Monaten (vgl. ComputerPartner Nr. 6/98, S. 90): "Wir wollen das Thema IBM und Drucken im Markt präsent machen" und "Wir möchten in absehbarer Zeit zu den Key-Playern gehören."

Lexmark: Trend geht weg vom papierlosen Büro

Auch Mike Rüschenbaum, Geschäftsführer der Lexmark Deutschland GmbH in Dietzenbach, will nichts von den Multi Original Printern wissen: "Wir sind ein reiner PC-Druckerhersteller und bauen keine Kopierer. Wir werden auch nichts in dieser Richtung entwickeln, da wir nicht glauben, daß diese Gerätekategorie Erfolg haben wird." Rüschenbaum sieht zukünftige Lösungen eher auf Basis von softwareoptimierten Lösungen. "Wir sind vom papierlosen Büro weiter weg denn ja", konstatiert der Geschäftsführer. Nach seiner Meinung geht der Trend im Büro weg vom elektronischen Datenverkehr. "Die Anwender wollen nicht dauernd nach ihren Nachrichten suchen und Informationen lieber in Form von Papier erhalten." (akl)

HP-Manager Kummetz: "Mit der Markteinführung unserer Mopier-Geräte haben wir die Kopierer-Branche wachgerüttelt."

Michael Whittington von Xerox: "Der Ausleseprozeß von analogen Kopierern im deutschen Markt wird weiter anhalten."

IBM-Manager Weißhaar: "Man muß differenzieren, zwischen unseren Geräten und dem Mopier der Konkurrenz."

Lexmark-Geschäftsführer Rüschenbaum: "Wir glauben nicht, daß Mopier-Geräte ein Markt der Zukunft sind."

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