Media-Markt: August-Flyer fiel ins Sommerloch

22.08.2002
Nach einem trüben ersten Halbjahr - insbesondere was das PC-Geschäft betrifft - setzt Media-Markt auf die zweite Jahreshälfte. Im Hardwarebereich gehen die Ingolstädter von einem "positiven Ergebnis" für 2002 aus. Am Thema Service hält Media-Markt weiter fest - wenn auch derzeit nur auf regionaler Ebene.

Gegenseitiges Observieren ist en vogue: So geistert seit Juli bei Lieferanten und Wettbewerbern das Gerücht, Media-Markt werde im August seinen monatlich erscheinenden Flyer "erstmals aussetzen". Der Grund sei natürlich die Flaute an der Verkaufsfront, so hieß es in Branchenkreisen. Die Ingolstädter dementieren das: "Das ist falsch. Wir planen jedes Jahr im Sommer eine Pause von sechs, sieben Wochen ein und starten dann wieder nach den Sommerferien. Das ist ganz normal", stellt Johannes Kempter, Geschäftsführer der Media-Saturn IT-Management Gesellschaft mbH (siehe Kasten), gegenüber ComputerPartner klar und ergänzt: "Richtig ist, dass diesen August kein Flyer erscheint. Das liegt aber nur an den anders gewählten Erscheinungsterminen im Jahr 2002."

Dennoch lässt selbst die Media-Markt-Zentrale in Ingolstadt ihre gewohnte Euphorie vermissen: "Das Geschäft ist derzeit schwierig. Dieses Jahr ist von vielen Besonderheiten geprägt, die von der Verunsicherung der Kunden bis hin zur Marktsättigung in bestimmten Sparten reichen", räumt Kempter ein.

Wie die gesamte IT-Branche hat auch der rote Riese mit den rückläufigen PC-Verkäufen zu kämpfen. Zwar schweigt sich der Media-Markt-Manager über Verkaufszahlen der roten Outlets aus, betont aber: "Mit unseren Umsätzen liegen wir immer noch über dem allgemeinen Markttrend." Im Boomjahr 2000 verkaufte Media-Markt laut eigenen Angaben noch 900.000 Desktops an deutsche Kunden (siehe ComputerPartner 05/01, Seite 17).

Die Einbrüche im PC-Geschäft führt Kempter in erster Linie auf "die Marktsättigung an der Endkundenfront" zurück und ergänzt: "Man darf nicht vergessen, dass wir diesen Bedarf in einem sehr kurzen Zeitraum gedeckt haben. Der Ersatzgerätemarkt beginnt zu wachsen, ist aber abhängig von innovativen Technologien und einem stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnis."

Zwar treibt das träge Geschäft mit den Desktop-PCs Industrie und Handel Tränen in die Augen, dennoch gibt es andere Umsatzbringer, wenn auch nicht auf dem traumhaften PC-Absatzniveau der vergangenen Jahre: "Digitale Kameras laufen hervorragend. Ebenso Notebooks. Auch das Geschäft mit PDAs entwickelt sich gut, allerdings ist das kein Massenmarkt, sondern eher für Soho-Kunden, und längst nicht vergleichbar mit den Verkaufszahlen der Handy-Sparte", berichtet Kempter.

Bei den kurzfristigen Prognosen im Hinblick auf das zweite Halbjahr und das von Industrie und Handel erhoffte satte Weihnachtsgeschäft, gibt sich Kempter in klassischer Media-Markt-Manier betont optimistisch: "Wir haben unseren Job im ersten Halbjahr richtig gemacht und erwarten vom dritten und vierten Quartal mehr als vom ersten Halbjahr. Im Hardwarebereich gehen wir bei Volumen und Umsatz von einem positiven Ergebnis bei Media-Markt aus."

Was gerade im IT-Sektor für ein positiveres Jahresendgeschäft - im Vergleich zu 2001 - spricht, ist laut Kempter auch, dass sich bestimmte Faktoren im laufenden Jahr kaum wiederholen werden: "2001 kam im Jahresendgeschäft einiges zusammen, was dann zu dramatischen Lieferengpässen seitens der Hersteller führte: Der ganze Komponentenbereich war ja in Aufruhr, aber so drastisch ist die Situation längst nicht mehr."

Erfreulich sei auch, dass sich die Produktqualität bei vielen Herstellern im Vergleich zum Vorjahr verbessert habe, so Kempter. Noch im Januar hatten die Media-Markt-Manager Klaus-Peter Voigt und Kempter ihre Lieferanten wegen "nicht erfüllter Qualitätsstandards" im ComputerPartner-Interview scharf kritisiert (siehe ComputerPartner 03/02, Seite 20). Kempter heute: "Es hat sich hier eine Menge getan, und es ist an Verbesserungen gearbeitet worden." Dennoch setzen die "Roten" nach wie vor auf "eigenes Qualitätsmanagement" (Kempter). Gemäß dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Neben den Vorbereitungen fürs Jahresendgeschäft lässt das Thema "Service" - trotz Pleite des damaligen Kooperationspartners Homejumper - die Ingolstädter nicht los. Bei den Münchner Media-Märkten läuft gerade eine Testaktion unter dem Namen "All-inclusive": Beim Kauf eines Desktop-PCs kann der Endkunde ein Komplettpaket erwerben, das Fracht, Aufstellen des Rechners und Inbetriebnahme beinhaltet.

Diesmal setzt Media-Markt nicht auf einen externen Dienstleister, sondern kümmert sich selbst um die Serviceleistung. "Das Konzept von Homejumper hat zwar so nicht funktioniert, trotzdem ist der Bedarf nach Beratung und Dienstleistung gerade bei IT-Produkten vorhanden", ist sich Kempter sicher. Er schränkt aber ein: "Das Problem in Deutschland ist, Service als Produkt zum Kunden zu transportieren. Denn hier wird Service immer noch als Reparaturdienst verstanden und nicht als Dienstleistung."

www.mediamarkt.de

ComputerPartner-Meinung:

Keine Frage, unter der viel zitierten Kaufzurückhaltung der deutschen Konsumenten hat die Media-Saturn-Gruppe genauso zu leiden wie andere Einzelhandelsunternehmen auch. Ob das diesjährige Weihnachtsgeschäft ausreichen wird, um das flaue erste Halbjahr zu kompensieren, darf zu Recht bezweifelt werden. Denn gerade für das kränkelnde PC-Desktop-Geschäft fehlen die Anreize. (ch)

Saturn IT-Management

Die Media-Saturn IT-Management Gesellschaft mbH wurde im Oktober 2001 gegründet. Der Aufgabenbereich des Unternehmens umfasst Neue Medien, Mobile Computing und GSM. Als Geschäftsführer verantwortet Johannes Kempter, 46, seit vergangenem Jahr den zentralisierten Einkauf für IT bei Media-Markt und Saturn. Kempter startete seine Karriere als Abteilungsleiter bei Hertie. 1987 wechselte er als Abteilungsleiter zu Media-Markt in Bayreuth. Zwei Jahre später zog der gebürtige Konstanzer dann in die Ingolstädter Zentrale um. Zuletzt verantwortete er dort als Bereichsleiter den Einkauf. (ch)

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