Microsoft schließt Lücke in BI-Plattform

16.04.2004
Die Dotnet-basierte Datenbankerweiterung "Reporting Services" liegt in Deutsch dem "SQL-Server" kostenlos bei. Während für BI-ISVs der Redmonder das Leben schwerer wird, eröffnet das Add-on Entwicklungspartnern für vertikale Business-Intelligence-Anwendungen ein neues Geschäftsfeld. Von ComputerPartner-Redakteur Eberhard Heins

Der Softwareriese Microsoft hat seinen Datenbankserver "SQL" um Features für das Berichtswesen erweitert. "Damit schließen wir die Lücke Berichtserstellung in unserer BI-Plattform", erklärt Alexander Pries, Product Solutions Manager Database bei Microsoft.

Die Reporting Services von Microsoft laufen sowohl unter der SQL Server 2000 Standard Edition als auch der Enterprise Edition. Voraussetzung für den Betrieb des SQL-Add-on ist, wie bei den SQL Server 2000 Analysis Services, eine gültige Lizenz für den SQL Server 2000.

Länderversionen sichern Internationalisierung

Die BI-Erweiterung unterstützt verschiedene Datenquellen. Dazu gehören OLE DB oder ODBC sowie interaktive und non-interaktive Ausgabeformate wie Adobe Acrobat PDF, Webbrowser oder Microsoft Office. Daten können in der Version 1.0 allerdings nur aus der Datenbank heraus-, nicht aber hineingeschrieben werden. Die Reporting Services sind in folgenden neun Sprachen erhältlich: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, traditionelles und vereinfachtes Chinesisch, Koreanisch und Spanisch. In Kürze soll die Berichts-Ergänzung zur Microsoft-Datenbank auch dem Server Bundle SBS (Small Business Server) in der Premium Edition beiliegen.

Visual Studio unterstützt weiter Chrystal Reports

Das auch für die Reporting Services verfügbare Entwicklungswerkzeug "Visual Studio" soll laut Microsoft weiterhin "Chrystal Reports" unterstützen. Der BI-Hersteller Business Objects hat im vergangenen Jahr den Berichtsspezialisten übernommen. Auch gegenüber dem Microsoft-Partner und BI-Anbieter Cognos sieht Pries kein Konfliktpotenzial: "Wir sind ein Plattformanbieter auf der generischen Ebene." Der Microsoft-Manager räumt aber ein, dass es Überschneidungen mit den Cognos-Anwendungen gibt.

Was des einen Leid, ist des anderen Freud. Der Microsoft-Partner MIS AG bindet mit dem "Plain Reporting Service" Ad-hoc-Analysen direkt in die Berichts-Erweiterung von Microsoft ein. Das MIS-Frontend ermöglicht es Anwendern, Daten zu analysieren, zu planen, zu Berichten zusammenzufassen und in einem Web-Browser anzuzeigen. Die mit MIS-Plain erstellten Reports lassen sich auch in Formate wie Excel, Word oder Acrobat exportieren. In Verbindung mit den Reporting Services haben MIS-Plain-Anwender die Möglichkeit, die Kollaborations- und Workflow-Funktionen der Microsoft-Plattform nutzen. Berichte wie die Liste der "Top 50 Kunden" können so eingebunden werden. Technisch möglich werden der Austausch von Berichten und die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Applikationen dadurch, dass MIS-Plain den von Microsoft definierten Standard RDL (Report Definition Language) unterstützt.

Navision-Anwender setzen meist noch nicht auf den SQL-Server

Neben Entwicklungspartnern wie der MIS AG, einem BI-Spezialisten und Gold Certified Partner der Redmonder, sollen vor allem auch die Wiederverkäufer der Microsoft Business Solutions (MBS) die SQL-Servererweiterung vermarkten. "Wir brauchen Partner für die Adaption unserer BI-Technologie", betont Pries. Das dürfte allerdings nicht so einfach werden. Das ERP-Paket "Navision" unterstützt zwar schon seit längerem den Datenbankserver von Microsoft, der für Reporting Services erforderlich ist. Doch 90 Prozent der Navision-Anwender setzen das ehemalige "Financials" beziehungsweise "Attain" noch immer mit der proprietären Datenbank "C-Side" und nicht mit dem SQL-Server ein. Laut Microsoft funktioniert der Datenaustausch zwischen C-Side und dem SQL-Server. C-Side-Anwender müssten dann aber eine Lizenz des SQL-Servers erwerben, um in den Genuss der Reporting Services zu gelangen.Für diese Kunden bietet der Microsoft-Geschäftsbereich deshalb weiter die von der ehemaligen Navision übernommene BI-Software "Business Analytics" an. Das gilt auch für das zweite Produkt aus dem MBS-Portfolio "Axapata", das den Datenbankserver von Microsoft unterstützt, aber ebenfalls mit Business Analytics eingesetzt werden kann.

Meinung des Redakteurs

Horizontale Erweiterungen der Microsoft-Basistechnologie werden den ISVs des Softwaregiganten immer wieder das Leben schwer machen. Adaptionen für die verschiedensten vertikalen Märkte kann die Gates-Company dagegen nie alleine abdecken.

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