Mit Blauzahn geht in Zukunftalles leichter

25.11.1999
MÜNCHEN: Bluetooth (Blauzahn) steht für eine Variante der drahtlosen Kurzstreckenkommunikation. Ginge es nach dem Willen der Hersteller, würden in Zukunft alle mobilen Geräte, vom PDA über das Handy bis hin zum Notebook, damit ausgestattet werden.

Auf der Cebit wurden dieses Jahr Labormuster des drahtlosen Kommunikationschips Bluetooth vorgestellt. Auf der Comdex in Las Vegas zeigten erstaunlich viele Hersteller, was man mit dem briefmarkengroßen Gerät alles machen kann. Neben ersten Prototypen waren auch fertige Produkte zu bewundern.

Eines kam vom schwedischen Kommunikationsspezialisten Ericsson. Es handelt sich dabei um eine tragbare, nur 20 Gramm schwere Funk-Freisprecheinrichtung. Die Sprache wird dabei digital zum Bluetooth-Modul des Handys übertragen beziehungsweise von diesem empfangen. Beim Empfangen muß der eingehende Ruf nur per Tastendruck auf der Freisprecheinrichtung angenommen werden. Der größte Vorteil liegt aber darin, daß man jetzt die Telefonnummer einfach diktieren kann, wenn man selbst anrufen möchte. Das Gerät hat den Bluetooth-Spezifikationen entsprechend eine Reichweite von zirka zehn Metern.

Vorgesehen ist die Freisprecheinrichtung für die Ericsson-Handys "T28", "T28 World" sowie "R320". Das Produkt soll im Sommer 2000 auf den Markt kommen.

BLUE CONNECT

Für PDAs ist Bluetooth die ideale Ergänzung. Mit der Blue Connect genannten Lösung will die Acer-Tocher Neweb ihre Visor-PDAs drahtlos vernetzen. Die kleine Platine wird in den Erweiterungsschacht des Visors von Handspring eingeschoben. Automatisch soll der Visor dann andere Visor-PDAs mit ebensolchen Karten im Umkreis von zehn Metern erkennen und eine Verbindung aufbauen. Terminkalender lassen sich so ohne Probleme schnell abgleichen. Außerdem hat Neweb zusammen mit der Firma Widcomm eine Software entwickelt (Chat-Modul), mit der bis zu acht Visor-PDAs miteinander vernetzt werden können.

Blue Connect kann aber noch mehr. Nicht nur Bluetooth-Geräte, sondern auch Rechner mit "Waplink", einem Home-Funknetz von Acer, lassen eine Kommunikation mit Blue Connect zu. Zum Weihnachtsgeschäft sollen die Blue-Connect-Module für Visor-PDAs verfügbar sein. Im nächsten Frühjahr will Acer einen Blue Dongle genannten Aufsatz für den Parallel-Port normaler PCs vorstellen.

DAS IST BLUETOOTH

Das Bluetooth-Konsortium besteht aus den Firmen 3Com Ericsson, IBM, Intel, Nokia, und Toshiba. Im Sommer dieses Jahres haben sich diese Firmen endgültig über die Spezifikationen des drahtlosen Kommunikationsmediums geeinigt.

Bluetooth soll tragbare Geräte drahtlos über kurze Entfernungen miteinander koppeln können. Als Trägerfrequenz wurde 2,4 GHz gewählt. Die nur etwa briefmarkengroßen Platinchen können in fast jedem Handy, PDA oder Notebook untergebracht werden. Eine eindeutige ID-Nummer für jedes Bluetooth-Gerät und die Verschlüsselung der Daten sollen dafür sorgen, daß eine Kommunikation nur zwischen Geräten stattfindet, denen das auch erlaubt ist. Prinzipiell können alle mit Bluetooth ausgestatteten Geräte untereinander Daten austauschen. Maximal lassen sich mit diesem System Daten mit einer Geschwindigkeit von rund 1 Mbit/s übertragen. Die Reichweite beträgt laut Bluetooth-Spezifikationen etwa zehn Metern. Mit verstärkter Sendeleistung (die von den Spezifikationen erlaubt wird) lassen sich auch bis zu 100 Meter überbrücken.

Wenn es nach dem Willen der Hersteller ginge, würde Bluetooth in Zukunft die Irda-Schnittstelle ablösen. Irda arbeitet mit Infrarot und braucht deshalb den ständigen Sichtkontakt zwischen beiden Geräten, die Daten austauschen wollen. Dank der Funkübertragung von Bluetooth können die Geräte nun auch aus der Jackentasche miteinander kommunizieren. (jh)

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