Systematics GmbHGeschäftsführung
Herrn Fritz Borgstedt
Ifflandstraße 81-83
22087 Hamburg
München, 01.11.1996
Sehr geehrter Herr Borgstedt,
schade, daß Sie nicht an der Podiumsdiskussion zum Thema "Direkt und über's Netz - Königsweg zum Kunden" auf der Systems teilnehmen konnten. Ich bin sicher, daß Sie zu diesem Thema einiges Erhellendes hätten beisteuern können. Aber wer hätte kein Verständnis dafür, daß Sie als größter Apple-Vertriebspartner in Europa momentan andere Sorgen haben.
Obwohl die Lage wohl doch nicht so bedrohlich zu sein scheint wie allgemein angenommen. Diesen Eindruck mußte man zumindest bei der Präsentation der Apple-Jahresergebnisse auf der Systems erhalten. Die beiden Apple-Manager Jan Gesmar-Larsen und Hussein Khalil trugen jedenfalls eine bemerkenswerte Heiterkeit zur Schau. Vielleicht deshalb, weil sie mit noch viel schlechteren Zahlen gerechnet hatten. Stark vor allem die Aussage von Deutschland-Chef Khalil, er sei mit dem Verlauf des Geschäftsjahres "sehr zufrieden". Und das, obwohl anstelle der geplanten Zuwächse bei Umsatz (um 42 Prozent) und Absatz (um 40 Prozent) das Vorjahresniveau deutlich unterschritten wurde. Schwer vorstellbar, daß in einem vergleichbaren Fall Bayern-München-Präsident Franz Beckenbauer ebenso angenehm überrascht wäre, wenn seine Kicker anstelle der Meisterschaftsschale die Fahrkarte in die zweite Liga erhalten würden.
1995/96 war für Apple ein rabenschwarzes, hundsmiserables Jahr. Das kommt in den besten Familien vor. Man denke an den IBM-Absturz vor einigen Jahren. Ob aber diese Art von Schönfärberei und Hauruck-Optimismus, die das Apple-Management an den Tag legt, bei den Aktionären, Kunden und Geschäftspartnern so gut ankommt, ist fraglich. Vielmehr könnte der Eindruck enstehen, daß das Apple-Management deshalb so laut pfeift, weil der Wald noch viel dunkler ist, als wir Außenstehende es vermuten.
Mich würde interessieren, wie Sie eigentlich die Lage beurteilen. Teilen Sie die Zufriedenheit und Zuversicht der zitierten Apple-Repräsentanten? Oder um an dem Anfang dieses Briefes anzuknüpfen: Welche Sorgen haben Sie?
Mit freundlichen Grüßen
Damian Sicking
- Chefredakteur -