...MIT FREUNDLICHEN GRÜSSEN

10.04.1996
Computerwoche Verlag GmbH, Postfach 40 04 67, D-80704 München

Computerwoche Verlag GmbH, Postfach 40 04 67, D-80704 München

Computer 2000 Deutschland GmbH

Herrn Karl Pohler

Baierbrunner Straße 31

81379 MünchenMünchen, 04.10.1996

Sehr geehrter Herr Pohler,

herzlichen Glückwunsch zum guten Verlauf des 3. Computer-2000-Kongresses am 19. und 20. September in München. Vor allem von der Party am Donnerstag abend wird man sich sicher noch lange begeistert erzählen. "Derartige Feste sind ja heute so selten geworden!" schwärmte im nachhinein ein einsatzerprobter Branchenkenner mit wehmütigem Unterton in der Stimme. Kein Wunder daher, daß viele Partylöwen und -löwinnen erst weit nach Mitternacht den Weg zurück in ihre Schlafsäcke fanden. Mit dem Ergebnis allerdings, daß sie sich am nächsten Morgen erst zu einem Zeitpunkt aus den Federn schälten, als andere Menschen schon längst "at work" waren.

Wie zum Beispiel Edmund Hug. Pünktlich um zehn Uhr in der Früh stand der deutsche IBM-Chef bereit, um seinen im Programmheft angekündigten "Top-Vortrag" zum Thema "Die neue IBM - Ein klares Bekenntnis zum indirekten Vertriebskanal" zu halten. Spannendes Thema! Pech für Hug nur, daß sich der indirekte Vertriebskanal für sein Bekenntnis offenkundig recht wenig interessierte beziehungsweise sich noch von den Strapazen der vorhergehenden Nacht erholen mußte. Selbst im "eingeschwungenen Zustand", also so um halb elf, waren es nicht mehr als vielleicht 50 bis 60 Personen, die dem IBM-Chef zuhören wollten.

Kein Vergleich somit zu dem Riesenandrang am Vorabend, als unter der Moderation von SAT1-Plauderer Jörg Wontorra einige Prominente vom 1. FC Bayern München auf die Bühne hüpften und über das für den Computerfachhandel so wichtige Thema "Vom Verein zum Unternehmen" diskutierten.

Nun, die anwesenden IBM-Mitarbeiter waren jedenfalls verwundert bis entsetzt über das geringe Interesse an den Ausführungen ihres Chefs. Ein Manager ging sogar soweit, die Professionalität von Marktteilnehmern in Frage zu stellen, für die der Auftritt einiger Bundesliga-Kicker sowie ein rauschhaftes Fest von größerer Bedeutung zu sein scheinen als die Vertriebspolitik eines Unternehmens, das in der Branche nicht gerade die unbedeutendste Rolle spielt. Für mich ist diese Äußerung etwas übertrieben und dem akuten Schockzustand des IBMers zuzuschreiben. Dennoch würde mich interessieren zu erfahren, wie Sie, sehr geehrter Herr Pohler, als Veranstalter dieses Kongresses und langjähriger Branchenkenner, die Professionalität des deutschen Computerhandels einschätzen.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

- Chefredakteur -

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