Mit freundlichen Grüßen ...

17.09.1998

Wortmann Terra Impex GmbHGeschäftsführung

Herrn Siegbert Wortmann

Bredenhop 20

32609 Hüllhorst

München, 17.09.1998

Sehr geehrter Herr Wortmann,

bekanntlich ersetzt Planung den Zufall durch Irrtum. Diese Erfahrung durfte ich einmal mehr machen, als ich am Donnerstag vergangener Woche über Hannover nach Hüllhorst reisen wollte, um an der Podiumsdiskussion im Rahmen Ihrer Händlerveranstaltung teilzunehmen. So weit die Planung. Der Irrtum bestand in meiner Annahme, daß Flug LH 881 pünktlich um 11.20 Uhr vom Münchener Flughafen nach Hannover abheben würde. Statt dessen eine Stunde Verspätung! Das war zuviel. Der Kranich mußte ohne mich fliegen.

Dabei hatte ich mich auf die Diskussion wirklich gefreut. Das Thema "Marge erzielen im Jahr 2000" war gut gewählt. Eine Antwort auf die Frage, womit sich in Zukunft noch Gewinn erzielen läßt, brennt jedem PC-Fachhändler auf den Nägeln. Ich fürchte nur, im Jahr 2000 werden es im großen und ganzen noch immer die gleichen Produkte sein wie heute, sie werden allerdings noch ein Stück billiger und die Marge wird noch geringer sein. Daher glaube ich, daß nicht so sehr die Frage im Vordergrund steht, mit welchen Produkten der Händler in Zukunft seinen Gewinn erwirtschaften wird, sondern vielmehr, mit welchen Kunden und vor allem mit welchen Mitarbeitern er dies tun kann.

Nach meiner Überzeugung sind die Personen, und hier schließe ich die Firmenspitze mit ein, das A und O für den Erfolg. So muß ein Unternehmer, um dauerhaft Erfolg zu haben, Züge eines Besessenen tragen. Einer meiner Bekannten zum Beispiel hat von seinem Vater eine Ziegelei geerbt. Ein ebenso beinhartes Geschäft wie der Computermarkt. Er ist erfolgreich. Warum? Unter anderem aus dem Grunde, weil die Welt für ihn im wesentlichen aus Ziegeln besteht (leider drehen sich unsere Gespräche dann auch nur um dieses Thema).

Doch Besessenheit reicht nicht aus. Man braucht auch die Mitarbeiter, die sich entsprechend ins Zeug legen. Fachliche Kenntnisse sind wichtig, sind aber nur die halbe Miete. Neben das Know-how muß etwas anderes treten: das Know-why! Der Philosoph Friedrich Nietzsche hat im letzten Jahrhundert einen passenden Satz geprägt: "Nur wer ein Warum zu erleben hat, erträgt fast jedes Wie." Auch dies ist eine Aufgabe an die Führungsspitze: den Mitarbeitern das Gefühl zu vermitteln, daß sie etwas Sinnvolles tun, daß der Erfolg des Unternehmens von ihrem ganz persönlichen Beitrag abhängt. Nur so lassen sich bei den Mitarbeitern Kräfte freisetzen, die sonst brach und ungenutzt liegenbleiben. Das fachliche Know-how kann man lernen, aber das Feuer der Begeisterung für die Arbeit muß immer wieder neu geschürt werden.

Das ist nach meiner Überzeugung eine der wesentlichen Aufgaben der Unternehmensspitze. Wer das hinkriegt, der hat gute Chancen, auch im Jahr 2000 "Marge zu machen".

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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