Mit freundlichen Grüßen ...

18.03.1999

Schumm Bürocenter GmbHGeschäftsführung

Herrn Michael Schumm

Dekan-Laist-Str. 32

55129 Mainz-Hechtsheim

München, 15.03.1999

Sehr geehrter Herr Schumm,

was ist bloß bei Siemens los? Während die gesamte Branche händerringend nach Personal sucht, um die Wachstumspotentiale ausschöpfen zu können, kündigen Robert Hoog und Joachim Malterer, Leiter der Abteilung Computer Systems (CS) im Geschäftsbereich Information and Communication Products (ICP), erhebliche Personalreduzierungen an (ComputerPartner berichtete in der letzten Ausgabe). "In unserem Geschäft und unserer Branche bleibt uns heute dazu keine Alternative", teilten die Siemens-Manager den "lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern" in einem internen Memo Anfang dieses Monats mit. Das Ziel der Übung: eine "drastische Verbesserung

unserer Kostensituation".

Im Computerbereich von Siemens ist Feuer unterm Dach. Das Wort von dem "schwierigen Anpassungsprozeß", vor dem die CS-Abteilung aufgrund der "schwierigen Marktposition durch anhaltenden Preisverfall und ein geringes Wachstum" steht, läßt nichts Gutes ahnen. In seltsamem Kontrast dazu stehen allerdings die Erfolgsmeldungen, die Siemens-Offizielle zeitgleich verbreiten. Wie zum Beispiel Channel-Manager Harald Bernreuther. Der seit einigen Monaten amtierende ehemalige Digital-Mitarbeiter brüstet sich nicht nur damit, daß Siemens im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres den Anteil des Partnergeschäfts am Gesamtumsatz auf 41 Prozent gesteigert hat (Geschäftsjahr 97/98: 26 Prozent), sondern daß der indirekte Vertrieb zudem voll auf der Linie der angestrebten Umsatzausweitung um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr liegt. Das Siemens-Partnergeschäft: eine Insel der Seligen? Schön wär's - nicht zuletzt für Sie als langjährigem Siemens-Vertriebspartner.

Für interessanter und bedeutsamer als den angekündigten Personalabbau halte ich die beschlossene Reorganisation von ICP CS zum 1. April. Im Kern wird nämlich der, wie der Lateiner sagt, "status quo ante" wiederhergestellt, nämlich die Aufteilung in eine Server-Division (früher OEC) und eine PC-Division. Also mehr oder weniger das frühere Modell vor der Eingliederung der SNI-Computeraktivitäten in das Siemens-Mutterschiff vor sechs Monaten. In Zukunft heißen die beiden Geschäftseinheiten "Enterprise Products" (BS2000, Unix-Server und Speichermedien; Leitung: Peter Jilek) und "Volume Products" (PCs und Intel-basierende Server). Besonders beachtenswert ist die Entscheidung, die "derzeit in der Siemens AG geführten Geschäftsaktivitäten PC und Primergy in die PCS" einzugliedern. Die PCS GmbH & Co KG ist,wie Sie wissen, im wesentlichen das Augsburger PC-Werk, das im letzten Jahr an Acer verkauft werden sollte. Auch die Produktionsstätten in Avellino und Haubourdin sowie die Fertigung der Primergy-Rechner in Paderborn werden in die PCS integriert. Ein deutlich erweiterter Verantwortungsbereich also für PCS-Chef Heribert Göggerle.

Und was ist der sittliche Nährwert dieser ganzen Operation? Hoog und Malterer raunen etwas von Verbesserungen bei Schlüsselprozessen und Entscheidungswegen. Die Wahrheit dürfte anderswo zu finden sein. Nämlich in der Absicht des Siemens-Konzerns, auf dem PC-Feld einen Kooperationspartner, einen Investor oder was auch immer zu finden. Daß das Thema trotz des gescheiterten Acer-Deals nicht vom Tisch ist, zeigen die aktuell geführten Gespräche mit Fujitsu. Und damit man hier weiterkommt, braucht man eine identifizierbare Masse,

über die man überhaupt sinnvoll verhandeln kann. Das ist ab dem 1. April die PCS in Augsburg.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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