Mit freundlichen Grüßen ...

29.11.2001

ComputerPartner

Chefredaktion

Tel.: 0 89/3 60 86-388

Fax: 0 89/3 60 86-389

E-Mail: dsicking@computerpartner.de

M+S Elektronik AG

Vorstand

Herrn Heinz-Peter Göbbels

Nordring 55

63843 Niedernberg

München, 26.11.2001

Was haben Sie zu verbergen, Herr Göbbels?

Sehr geehrter Herr Göbbels,

die Ablösung von Hans-Ulrich Mahr als Vorstandschef der M+S AG war überfällig. Nun haben Sie das Ruder übernommen. Über Sie weiß man in der Branche nichts. Und wie es scheint, haben Sie auch wenig Lust, dass man Sie kennen lernt. Oder wie muss man Ihre Weigerung, Informationen zu Ihrem beruflichen Hintergrund zu geben, interpretieren? Das wenige, das Sie über sich preisgeben, steht in der Adhoc-Mitteilung vom 19. November. Danach verfügen Sie "über jahrelange Erfahrung in der Restruk-turierung und strategischen Neuausrichtung von Unternehmen". Bei allem Respekt, sehr geehrter Herr Göbbels, das kann jeder behaupten. Wir hätten es da schon gerne etwas genauer, konkreter, umfassender.

Fast drängt sich der Verdacht auf, Sie hätten etwas zu verschweigen. Oder ist es so, dass Ihr Wirken bei anderen Unternehmen in der Vergangenheit Hinweise darauf gibt, welches Schicksal der M+S blüht?

Man muss sich schon über diese Arroganz wundern, mit der Sie die berechtigten Interessen der Aktionäre, Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter missachten. Meinen Sie nicht, dass diese Personen ein Recht darauf haben, etwas über den Menschen zu erfahren, der das Unternehmen wieder aus dem Dreck ziehen will, darüber, was er bisher getan, geleistet, geschafft hat? Kann man dem Mann zutrauen, diese schwierige Aufgabe zu meistern? Oder ist er einer von den Dünnbrettbohrern, um die man besser einen weiten Bogen macht? Finden Sie nicht, dass dies berechtigte Fragen sind, die eine Antwort verdienen? Oder ist Ihre "Tarnkappenstrategie" so zu verstehen, dass es sich nicht lohnt, Sie näher kennen zu lernen, weil sie ohnehin bald wieder weg sind, sobald der Job erledigt ist?

Die Frage ist: Wie lautet der Job? Da Sie nicht mit der Sprache heraus wollen, habe ich ein wenig recherchiert und dabei entdeckt, dass Sie schon einmal, Mitte bis Ende der 90er Jahre, einen ähnlich schwierigen Fall zu lösen hatten: Die Rettung der genossenschaftlichen Verbundgruppe "Nürnberger Bund" in Essen. Das Unternehmen hatte im November 1996 Vergleich beantragen müssen, die Vergleichsforderungen beliefen sich damals auf 400 Millionen Mark. Sie sind im September als "Sanierungsvorstand" geholt worden. Im August 1998 wurde das Vergleichsverfahren beendet, Ende desselben Jahres verfügten Sie und ihr Kollege Roland Flach über 76 Prozent des Aktienkapitals des Nürnberger Bundes (insgesamt 25,1 Millionen Mark). Nach meinen Ermittlungen konnten Sie anschließend das Unternehmen oder Teile davon an die Kaufring AG in Düsseldorf verkaufen. Praktisch: Auch die Unternehmensberatung Göbbels & Partner GmbH sitzt in Düsseldorf; sie hat sich auf die "Vermittlung des Erwerbs von Unternehmen und von Beteiligungen an Unternehmen" spezialisiert, wie einer Wirtschafts-auskunft zu entnehmen ist. Geschäftsführender Gesellschafter dieses Unternehmens: Heinz-Peter Göbbels.

Nun frage ich Sie, sehr geehrter Herr Göbbels: Was soll der Außenstehende vor dem Hintergrund dieser Informationen über die Art und Weise denken, wie Sie das "Problem M+S" zu lösen beabsichtigen? Für Branchenbeobachter ist der Fall eindeutig: "M+S soll filetiert werden", sagte mir jemand, der nahe dran ist. Dafür hat man einen Profi gesucht und gefunden. Und wie nennt man jemanden, der professionell, also von Berufs wegen, aufs Filetieren spezialisiert ist? In den Gelben Seiten findet man ihn unter dem Begriff "Metzger".

Vorhin rief mich Ihr Aufsichtsratsvorsitzender Herr Damisch an und sagte mir, er habe Ihnen mitgeteilt, dass Sie mich anrufen mögen. Da Ihr Anruf bis jetzt nicht erfolgt ist und ich nicht weiß, ob Sie mögen, gebe ich diesen Brief jetzt zur Post. An einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen bin ich aber gleichwohl interessiert.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

Zur Startseite