Mobilität und Internetservices boomen - Hardware wird zum Sorgenkind

11.10.2001
Der deutsche ITK-Markt wird laut Bitkom dieses Jahr voraussichtlich ein Wachstum von 4,6 Prozent auf 267 Milliarden Mark erreichen. Und das der Absatzschwäche des PC- und Handy-Marktes.

Volker Jung, Präsident des Bitkom, legte auf der Herbst-pressekonferenz am vergangenen Donnerstag die aktuellen Konjunkturdaten 2001/2002 vor. Demnach wird der deutsche ITK-Markt im laufenden Jahr voraussichtlich um 4,6 Prozent auf ein Umsatzvolumen von 254 Milliarden Mark wachsen. Das ist nur noch knapp die Hälfte des Vorjahresplus (10,7 Prozent), aber immerhin ein viermal schnelleres Wachstum als beim Rest der deutschen Wirtschaft, und das "im wohl tur-bulentesten Jahr unserer Branche".

Die treibende Kraft in diesem und im nächsten Jahr sind Jungs Aussage nach Software (plus zehn Prozent), informationstechnische Dienstleistungen (plus zehn Prozent), Mobilfunkdienste (plus 15 Prozent) und - besonders beeindruckend - Internet- und Online-Dienste (plus 40 Prozent). Mit einem schmerzhaften Wachstumsstopp oder gar Rückgang müssen hingegen die Hersteller von PCs und Handys sowie Anbieter von Infrastruktursystemen kämpfen. "Schwarzmalerei ist jedoch nicht tet: "Im kommenden Jahr wird sich auch für diese Bereiche die Nachfrage wieder stabilisieren."

Während der PC-Markt in diesem Jahr um 1,1 Prozent zurückgehen wird, muss der arg gebeutelte Handymarkt voraussichtlich einen Rückgang um 25 Prozent hinnehmen. Jung ist der Meinung, dass im vergangenen Jahr mit 30 Millionen Stück so viele Handys verkauft wurden, dass 2000 schon das Wachstum von 2001 vorweggenommen habe. Die Mobilfunkdienste würden dieses Jahr von dieser Verbreitung mit einem Wachstum von 15 Prozent profitieren. In der Summe betragen die Umsätze in der Mobilkommunikation, also Dienste, Systeme und Geräte, in diesem Jahr 48 Milliarden Mark, das sind drei Prozent mehr als 2000. Für 2002 sagt Jung sogar ein Wachstum von neun Prozent auf ein Volumen von 52 Milliarden Mark voraus.

Die Mobilkommunikation ist seiner Ansicht nach von Sondereinflüssen abhängig, vor allem bei den Endgeräten und Infrastruktursystemen. Zu diesen Sondereinflüssen gehören derzeit wohl die zahlreichen Bürgerinitiativen gegen UMTS-Sendemasten. Doch gerade beim Aufbau der UMTS-Netze befinden sich alle Beteiligten unter gleichermaßen hohem Zeit- und Kostendruck. Bis Ende 2003 verlangen die Lizenzbedingungen eine Netzabdeckung von 25 Prozent. Das bedeutet, dass alle Städte mit mehr als 180.000 Einwohnern versorgt sein müssen. Jung verlangt von den Politikern in diesem Umfeld dringend verlässliche Rahmenbedingungen, damit durch Verzögerungen nicht zusätzliche erhebliche Kosten entstehen.

Zukunft der Mobiltelefonie

Laut Jung ist der Siegeszug der mobilen Telefonie trotzdem nicht aufzuhalten. Er geht davon aus, dass spätestens ab 2003 mehr Umsatz mit Mobiltelefonie gemacht wird als im Festnetz. Schon heute werden rund 95 Prozent aller Notrufe von Handys getätigt, und die Reaktionszeit der Helfer habe sich dadurch um 30 Minuten verkürzt. In diesem lebensrettenden Umfeld ist für Jung "das Handy nach Penicillin die wohl bedeutendste Erfindung".Mit 40 Prozent den größten Umsatzzuwachs machen Internetdienste. Sie legten dieses Jahr auf elf Milliarden Mark zu. Auch im nächsten Jahr sieht der Bitkom hier noch ein deutliches Wachstumspotenzial von 20 Prozent. Die Zahl der deutschen Internetnutzer steigt kontinuierlich: Waren 2000 erst 28 Prozent Deutsche online, stieg ihr Anteil in diesem Jahr auf 37 Prozent. Bis 2003 wird voraussichtlich jeder zweite Deutsche im Internet surfen. Trotz dieses hohen Wachstums müssen laut Jung viele im Internet tätige Unternehmen ihre Geschäftsmodelle überdenken. Der Trend geht hin zu kostenpflichtigen, personalisierten Diensten und Inhalten.

Die Informationstechnik entwickelt sich ebenfalls sehr positiv, auch wenn die Spitzen weniger ausgeprägt sind. Nach einem Plus von neun Prozent auf 115 Milliarden Mark im vergangenen kann in diesem Jahr mit einem Plus von 4,9 Prozent auf 121 Milliarden Mark ausgegangen werden. Für 2002 gehen die Bitkom-Analysten von einer Steigerung um 5,2 Prozent auf 127 Milliarden Mark aus. Vor allem die Einführung von mobilen E-Business-Systemen im Mittelstand verspricht aus Jungs Sicht für die Zukunft ein großes Wachstumspotenzial.

www.bitkom.org

ComputerPartner-Meinung:

Es kommt immer auf den Blickwinkel an: In diesem Jahr konnte die ITK-Branche viermal schneller wachsen als die Wirtschaft insgesamt. Vor wenigen Jahren, als man von Deutschland noch als blühender Wirtschaftslandschaft sprach, war die ITK-Branche trotzdem sogar 20-mal rasanter. Wer weiterhin auf der "strahlenden" Seite stehen will, muss nicht nur als Hersteller, sondern vor allem als Händler massiv auf Service umschwenken, sonst wird er schnell zur unbedeutenden Fußnote der Bitkom-Konjunkturdaten für das nächste Jahr. (go)

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