Nach Schadt-Konkurs:

11.05.1998

LUDWIGSBURG: Nach monatelangen Gerüchten zog PC-Filialist Schadt jetzt selber den Schlußstrich: Konkurs. Beobachter werten das Aus als deutlichen Warnschuß für PC-Ketten: "Wer sich nichts einfallen läßt, geht ein."Das Aus seines Unternehmens am 28. Oktober kann Karl Heinz Schadt nicht als wirklich überraschend empfunden haben. Im Gegensatz zu vielen seiner zirka 470 Mitarbeiter, die er mittels Fax über den Konkurs seiner PC-Kette Schadt Computer informierte. Doch des Unternehmers Abgesang auf seine rund 120 Filialen - "exemplarisch dafür, daß sich der klassische Fachhandel auf Dauer nicht im Verdrängungswettbewerb gegen international operierende Konzerne mit ungeheurer Finanzkraft behaupten kann" - wird in Expertenkreisen als dünne Rechtfertigungsprosa gewertet. "Schadt entstand im Windschatten großer PC-Discounter wie Escom und Vobis", blickt ein Experte zurück. "Aber obwohl Schadt durch den Escom-Zusammenbruch gewarnt war, schaffte er es nicht, seiner Kette ein eigenes Profil zu geben. Zugegeben, das Preisthema ist bei PCs sehr dominant", faßt er zusammen, "aber wer sich in diesem Markt ohne wirklichen Markennamen nur über den Preis behaupten will, sieht gegenüber Großflächenvermarktern alt aus."

Falsche Positionierung

Das müssen auch Schadt-Lieferanten so gesehen haben. "Wir haben in den letzten Monaten bei Schadt gewiß kein Vollgas gegeben", erklärt ein Peripheriehersteller. Was sich in den Filialen so auswirkte: "Seit Herbst 1997 konnte Schadt seine Filialen immer seltener mit Ware versorgen", blickt ein Insider zurück. Gleichzeitig wurde das Personal der Verkausstellen ausgedünnt; immer mehr Filialen wurden geschlossen. Ein Ex-Mitarbeiter erinnert sich: "Zusammenlegung der Filialen wurde das genannt. Das Wissenspotential der Mitarbeiter war nicht mehr gefragt, und die Leute gingen reihenweise. "

Und als dieses Jahr Lebensmitteldiscounter im PC-Markt mit spektakulären Verkaufsaktionen Fuß faßten und zudem "der schlechte Sommerverkauf, das mäßige Konjunkturklima und der erbarmungslose Preiskampf die Margen zu Boden drückten, stand fest, daß Schadt aufgeben mußte", analysiert ein Insider den nach Escom zweitgrößten Konkurs einer PC-Handelskette in den letzten zwei Jahren. Nicht nur er rechnet mit einem "weiteren Sterben von PC-Ketten. Wer in diesem Markt keine Stärken wie etwa individuelle PC-Lösungen für Privatkunden geltend machen kann, wird durch die Finanzkraft und Flächen der Discounter definitiv verdrängt." (Kommentar, Seite 10) (sn/wl)

Schadt reagiert nur und verliert: Marketingaktion im Sommer 98

Zur Startseite