NEC: Einstieg in deutschen Business-PC-Markt nicht ausgeschlossen

14.03.2002
Der japanische Hightech-Hersteller NEC drängt sich mit seiner Computerdivision in Deutschland nicht gerade in den Vordergrund. Mit der Consumer-Marke Packard Bell ist er einer unter vielen. Im Business-PC-Markt spielt NEC kaum eine Rolle. Das könnte sich ändern.

Der japanische Hersteller NEC fährt im deutschen PC-Markt nach wie vor mit angezogener Handbremse. Im Segment der gewerblichen Anwender sind die Japaner so gut wie gar nicht vertreten. Ganz im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, wo NEC auch im Business-Markt mit einer kompletten Produktpalette vom Notebook bis zum Server vertreten ist. Vor allem in Frankreich ist NEC aufgrund der langjährigen, auch finanziellen Verbindungen zum französischen Anbie- ter Bull stark.

Die Japaner beobachten die Entwicklung in Deutschland mit großem Interesse. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass NEC auch wieder im deutschen Markt für Business-PCs mitspielen will. Nicht in diesem, aber vielleicht im nächsten Jahr. Das sagte Detlef Bosse, Executive Director Desktop & Solution Division der NEC Computers International Group, im französischen Angers gegenüber ComputerPartner. Bosse ist bei NEC Computers Europa für rund 1,5 Milliarden Euro und damit etwa 70 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich.

Für den Markteintritt in den deutschen Business-PC-Markt sei auch eine Akquisition eines deutschen Anbieters denkbar, erklärt Bosse. Bereits im vergangenen Jahr habe man Gespräche in dieser Richtung geführt, aufgrund der schlechten finanziellen Situation des japanischen Unternehmens seien sie aber nicht zu Ende gebracht worden.

Somit ist NEC vorerst über seine Consumer-Marke Packard Bell in Deutschland vertreten. Als damaliger Geschäftsführer der deutschen Organisation hatte es Bosse Ende der 90er-Jahre geschafft, die Negativentwicklung zu korrigieren, aus roten wieder schwarze Zahlen zu machen und den Absatz zu steigern. Im Jahr 2000 konnte NEC in Deutschland nach eigenen Angaben rund 90.000 Packard-Bell-PCs an den Mann bringen. Nachdem der Absatz im vergangenen Jahr rückläufig war, ist Bosse zuversichtlich, im laufenden Jahr wieder zulegen zu können. 120.000 bis 130.000 Stück wollen die Japaner in Deutschland an den Mann bringen.

Die Strategie: NEC will in Deutschland dabei sein, aber nicht durch aggressives Marktgebaren Harakiri verüben. Der deutsche Markt sei zwar der größte und insofern der wichtigste in Europa, er sei aber gleichzeitig auch der schwierigste und für die Anbieter riskanteste. "Die deutschen Anwender sind so erzogen worden, dass sie das beste Produkt zum geringsten Preis haben wollen. Da ist es für die Hersteller schwer, profitabel zu bleiben. Andere Argumente zählen fast nicht. Die Stärken unserer Rechner liegen aber darin, dass sie für den Anwender leicht zu handhaben sind und für ihn sinnvolle Software bereits vorinstalliert haben. In anderen Ländern sind wir damit sehr erfolgreich", sagt Bosse, der in Personalunion auch noch Geschäftsführer der Packard Bell NEC GmbH in Kassel ist.

In anderen Ländern kommt die Produktstrategie von NEC Packard Bell bei den Kunden offenkundig besser an. Die Nummer eins im europäischen Consumer-Markt verkauft zum Beispiel in England rund 340.000 Stück (Marktanteil: etwa 20 Prozent) und in Frankreich 230.000 Einheiten (Marktanteil: 15 bis 18 Prozent) pro Jahr.

ComputerPartner-Meinung:

Vor dem Hintergrund der Rolle, die NEC Computers auf dem Weltmarkt spielt, ist die Präsenz in Deutschland unangemessen. NEC Computers hat hier aber auch nicht wirklich eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen. Man erinnert sich noch mit Grauen oder Amüsement an den großkotzigen Einstieg in den deutschen PC-Markt Anfang der 90er-Jahre mit Oskar Waid und Franz Beckenbauer. Was folgte, war ein Riesen-Flop. Ein neuer Versuch ist zwar prinzipiell nicht ohne Chancen, muss aber gut geplant und vorbereitet werden. (sic)

www.nec-computers.com

www.packardbell.de

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