Networld '96: Viele Aussteller stellen die Messe in Frage

28.06.1996
FRANKFURT: Mit erheblichem Aufwand versucht Veranstalter Softbank die Wander-Fachmesse Networld + Interop für Netzwerker und Fachpublikum unentbehrlich zu machen. Doch die Messe bleibt umstritten. Daran ändern auch die offiziellen Zahlenrekorde nichts.Für Klaus Schmidt, General Manager von Networld + Interop-Veranstalter Softbank Expos in München, steht fest: Die Fachmesse für Netzwerke und Internet-Technologien (Interop), die vom 12. bis 14. Juni in Frankfurt stattfand, war ein voller Erfolg - quantitaiv und qualitativ. Zum Beweis legt er Zahlen vor: 26.000 Besucher, also 20 Prozent mehr als im Vorjahr, besuchten die 330 Aussteller. "Unser Ziel ist es, den Ausstellern die Kunden zu liefern. Das ist uns gelungen", freut sich der Messe-Manager.

FRANKFURT: Mit erheblichem Aufwand versucht Veranstalter Softbank die Wander-Fachmesse Networld + Interop für Netzwerker und Fachpublikum unentbehrlich zu machen. Doch die Messe bleibt umstritten. Daran ändern auch die offiziellen Zahlenrekorde nichts.Für Klaus Schmidt, General Manager von Networld + Interop-Veranstalter Softbank Expos in München, steht fest: Die Fachmesse für Netzwerke und Internet-Technologien (Interop), die vom 12. bis 14. Juni in Frankfurt stattfand, war ein voller Erfolg - quantitaiv und qualitativ. Zum Beweis legt er Zahlen vor: 26.000 Besucher, also 20 Prozent mehr als im Vorjahr, besuchten die 330 Aussteller. "Unser Ziel ist es, den Ausstellern die Kunden zu liefern. Das ist uns gelungen", freut sich der Messe-Manager.

Aussteller kritisieren Messeplanung und -zahlen

Doch Schmidts Ansicht und Zahlenwerk trifft bei bei vielen Ausstellern auf bares Unverständnis. So war beispielsweise von Branchenkrösus IBM zu erfahren, daß man sich überlege, ob man im nächsten Jahr wieder in Frankfurt ausstellen werde. Zwei Gründe werden dafür insbesondere genannt:

- Mangelnde Professionalität des Veranstalters bei Messelogistik und -support. "Mal abgesehen von den zahlreichen Pannen: Der ungünstige Termin der Ausstellung führt dazu, daß ab Freitag Mittag alle zusehen, nach Hause zu kommen. Der Freitag ist für uns ein verlorener Tag", war bei Messekritiker IBM zu hören.

- Zweifel an den offiziellen Angaben über die Besucherzahlen. "Ich weiß nicht, wo die 26.000 Besucher waren. Auf der Messe bestimmt nicht!" ärgert sich besagter IBM-Manager.

Daß er mit seinem Ärger nicht allein steht, unterstreicht Rüdiger Meisenburg, Geschäftsführer der Allied Telesyn International GmbH in Freising bei München. "Wir zahlen für den Messestand mehr als auf der CeBIT und wollen deshalb auch entsprechend viel qualifiziertes Publikum. Das haben wir nicht im erhofften Maß zu Gesicht bekommen", bekennt er am Freitagnachmittag an seinem Stand.

Und sogar Netzwerkprimus Novell, der anläßlich der Messeeröffnung mit Overheadfolien überraschte, worauf die einmütige Zusammenarbeit von Netware und Windows NT beschworen wurde (siehe unten), wies wenig gnädig die Erfolgsmeldungen von Softbank zurück: "Die Messe war längst nicht so voll wie letztes Jahr. Darüber werden wir im Nachfeld reden müssen", war von den Düsseldorfern am Schlußtag trotz offizieller Rekordzahlen zu hören.

Diese harsche Kritik will jedoch Veranstalter Softbank nicht hinnehmen. Aber immerhin gesteht Manager Schmidt zu: "Mich stört, wenn es unzufriedene Aussteller gibt. Zum Beispiel, wenn Aussteller unsere Marketing-Hilfen nicht genutzt haben. Denn dann haben auch wir etwas falsch gemacht." Und er räumt auch ein, daß "die Messelandschaft bei all den Terminen nicht einfach ist".

Wie schwierig Messeplanung sein kann, bestätigten auch die Aussteller, die nach eigenen Angaben erst drei Wochen vor Messebeginn aufgefordert wurden, doch noch Produktpräsentationen für die Messe vorzubereiten: "Wir haben dafür einen Vorlauf von wenigstens zwei Monaten. Das müßte ein Messeveranstalter wissen", äußerte mißgelaunt ein Verantwortlicher bei Allied Telesyn.

Das Marketingkonzept der Networld + Interop überzeugte nicht

Tatsächlich war Veranstalter Softbank bemüht, die zum zweiten Mal in Frankfurt abgehaltene Fachmesse mit allerlei "Highlights" zum diesjährigen deutschen Netzwerkereignis hochzuloben. Neben Messe und üppigem Kongreßprogramm für insgesamt 632 Teilnehmer standen unter anderem vier Product Presentation Theatres (PPT) bereit, und gab es Keynotes zu Java und Internet nebst den obligaten Internet-Podiumsdiskussionen. Außerdem versprach das "InteropNet". zahlreiche Aussteller zu einem Unternehmensnetz zu verbinden, und es fand auch die "DotCom" statt, laut Veranstalter die "weltweit erste Kongreßmesse für professionelle Internet-Benutzer".

Doch diese, am Rande der schwarzen PPT-Kästen plaziert, wo Softbank jeden Tag etwa 1.000 Besucher registrierte, war kläglich besucht. Was zum einen daran lag, daß die wenigstens Aussteller praktische Businessanwendungen für das Internet präsentierten. Zum anderen daran, daß auf der Messe nichts und niemand darauf hinwies, daß es die DotCom überhaupt gab.

Ebenso litt das InteropNet unter der Messeplanung. Nachdem am ersten Tag alle Lüftungsschächte mit Teppichen versiegelt waren und deshalb die Klimaanlage in der Ausstellerhalle einfach ausgefallen mußte, kämpften einige Aussteller mit dem hitzebedingten Ausfall ihrer Connectivity-Produkte. An diesem Tag hatten sie allerdings genügend Zeit, ihre Router, Hubs und Switche wieder in Gang zu setzen. Denn die wenigen Besucher, die sich in der Hitze-Halle eingefunden hatten, verließen diese schweißgebadet rasch wieder. "Wir überlegen uns, wie wir dafür die Softbank zur Verantwortung ziehen können", war dazu etwa von Cabletron zu hören.

Und da, um ein letztes Beispiel für die Messeplaner aufzuführen, bei der Podiumsdiskussion "Internet - Wirtschaftswunder oder Massenhysterie?" keiner der Internet-Carrier zu erblicken war, um die für die Netzwerkbranche zentrale Frage nach genügend Netzkapazität für den kommerziellen und unternehmenseigenen Internetgebrauch zu beantworten, verwundert es nicht, daß die Networld + Interop für viele Aussteller zur Dispostion steht.

"Mit zirka 700 Mark pro Quadratmeter Stand ist die Networld die teuerste IT-Messe Deutschlands. Wenn dann noch eklatante Logistikmängel bei der Vorbereitung und Durchführung der Messe und zweifelhafte Erfolgsmeldungen, die allem Anschein auf der Messe widersprechen, hinzukommen, ist das Messekonzept in Frage gestellt", ließ sich ein Insider vernehmen.

Doch trotz dieser Kritik ist Veranstalter Schmidt fest davon überzeugt, daß die Networld + Interop auch nächstes Jahr in Frankfurt als die wichtigste Netzwerkmesse im deutschsprachigen Raum stattfinden wird: "Es gibt keinen Ersatz für das persönliche Gespräch zwischen Hersteller und Fachbesucher. Und das, so zeigt unsere Networld-Auswertung, ist uns auch dieses Jahr gelungen."

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