Nokia-Handy im Blackberry-Stil

Nokia E72 im Test

Yvonne Göpfert ist als freie Journalistin in München tätig.

Ausstattung auf dem Nokia E72

Neu auf dem Nokia E72 ist die Funktion "Chat". Sie gewährt direkten Zugang zu den Instant Messaging-Diensten Windows Live Messenger, Yahoo! Messenger, Google Talk und Ovi Chat. ICQ bleibt außen vor. Nach der Anmeldung mit Benutzername und Passwort kann man loslegen und jederzeit zwischen den Diensten hin- und herspringen, ohne die Anwendung verlassen zu müssen.

Bereits vorinstalliert auf dem Symbian-60-Smartphone ist die Mobile-Version von Quickoffice. Sie ermöglicht das Öffnen und Bearbeiten von Word-, Excel- und Powerpoint-Dateien. Löblich, denn auf vielen Smartphones finden sich nur eingeschränkte Versionen, die nur das Betrachten der Dokumente erlauben.

Business-Software auf dem Nokia E72
Ein Programmm, das sich nur auf Symbian-Handys findet, sind "Aktive Notizen". Der Nutzer schreibt seine Notiz, beispielsweise "nach Projektstand fragen" wie gewohnt, anschließend lässt sich die Notiz mit einem Kontakt koppeln. Die Notiz poppt dann auf, wenn der entsprechende Kontakt anruft oder angerufen wird. Pro Kontakt kann nur eine Notiz gespeichert werden, eine Notiz lässt sich jedoch beliebig vielen Kontakten zuweisen. Das ist praktisch, wenn man beispielsweise ein ganzes Team telefonisch über den Projektstand informieren will.
Weiter hat Nokia eine Präsentations-Software und eine Visitenkartensoftware auf das Nokia E72 gepackt. Die Präsentations-Software zeigt Powerpoint-Shows auf einem PC an, die auf dem Handy gespeichert sind. Die Scanner-Software digitalisiert Texte und Visitenkarten. Wählt der Anwender nur "Text", so kann er diesen als Notiz speichern. Wählt er den Visitenkartenleser, werden die Daten direkt ins Adressbuch übernommen. Die Software arbeitet ordentlich. Probleme gibt es bei dem Buchstaben "l". Er wird oft als "i" missinterpretiert. Und auch bei "e" und "c" treten Verwechslungen auf. Die lassen sich manuell korrigieren.

Multimediafunktionen auf dem Nokia E72
Für Multimedia-Fans hat Nokia dem N72 eine 5-Megapixelkamera, einen Mediaplayer, Musik-Suche und Music-Store sowie ein UKW-Radio spendiert. Der Sound über das mitgelieferte Hedseat klingt anständig. Wer den Stereo-Raumklang aktiviert, die Bässe per Bass-Booster zuschaltet oder am Equalizer dreht, kann den Sound noch optimieren. Praktisch: An der Oberseite des E72 findet sich ein 3,5-Millimeter-Standard-Anschluss für Kopfhörer. Über den Schalter im Kabel des mitgelieferten Nokia-Headsets kann man übrigens zwischen den Songs oder auch zwischen Radiosendern hin- und herzappen.
Die 5-Megapixelkamera löst bei Tageslicht binnen einer Sekunde aus und liefert farbtreue Bilder. Sie verfügt über einen echten Blitz. Zudem kann der Nutzer einen Makromodus und viele weitere Motivprogramme wie Landschaft, Portait oder Sport, aktivieren. Neu hinzugekommen ist der Panoramamodus: Die Ergebnisse werden umso besser, je langsamer man die Kamera dreht. Insgesamt kann man sechs Aufnahmen zu einer Panoramaansicht zusammengefügen.

GPS im Nokia E72
Auch das eingebaute GPS-Modul, mit dem sich der Nutzer den Weg zeigen lassen kann, funktioniert zuverlässig. Dank A-GPS ortet das Mobiltelefon den Nutzer auch in einem Gebäude - technikbedingt jedoch nicht ganz exakt. Gelungen ist die neueste Version der Navigations-Software Ovi Karten: Das Programm bietet einen Fußgängermodus, der auch durch Fußgängerzonen und Parks lotst. Für große Städte sind Sehenswürdigkeiten als 3D-Gebäude auf die Karte gerendert - das sieht sehr hübsch aus. Damit leistet das E72 bei der Navigation gute Dienste.

Surfen mit dem Nokia E72
Das Nokia E72 überträgt Daten per HSPA mit bis zu 10,2 MBit/s im Download. Die HSPA-Netze in Deutschland unterstützen derzeit aber maximal 7,2 MBit/s. Beim Upload legt sich das E72 mit 2 MBit/s ins Zeug. Das E71 schaffte nur Datenraten bis 384 KBit/s. Auch eine Verbindung via WLAN 802.11 b oder g ist möglich. Die Datenübertragung funktioniert flott: Die mobilen Webseiten von focus, spiegel online oder welt.de brauchen nur gut 10 Sekunden, bis sie aufgebaut sind. Die Webseite von PC Welt wird nicht als mobile Seite erkannt. Das vollständige Laden dauert hier eine halbe Minute per HSDPA und gut 20 Sekunden per WLAN. Zudem lässt sich das Nokia E72 auch als Modem verwenden. Zum Browsen stellt das E72 den Nokia-Browser Minimap zur Verfügung, der die Webseiten auf die Breite des Bildschirms optimiert - besonders hilfreich bei News-Portalen. Der kleine Bildschirm macht das Lesen auf Dauer jedoch anstrengend. Die Bedienung über die Tastatur ist übersichtlich, aber umständlich. Hier sind Touchscreen-Displays deutlich besser: Daran kann das Nokia E72 auch mit dem Fünf-Wege-Steuerkreuz unter dem Display, das sich zum Touchpad für die Maussteuerung umfunktionieren lässt, nicht viel ändern.

Die Sprachqualität des E72 überzeugt. So klingen die Stimmen sowohl vom E72 zu Festnetz als auch umgekehrt klar und natürlich, es ist jedoch ein leichtes Rauschen in der Leitung zu vernehmen. Enttäuschend dagegen die Leistung des Freisprechers: Ist er aktiviert, wird das Gespräch plötzlich abgehackt übertragen.

Fazit
Das Nokia E72 ist ein sehr gut ausgestattetes Business-Smartphone mit einer guten Tastatur - auch wenn die Tasten sehr eng beieinanderliegen. Im Vergleich zum Nokia E71 bietet das Nokia E72 ein paar feine Verbesserungen: GPS zum Navigieren, eine 5-Megapixelkamera und einen Chat-Client für gängige Programme außer ICQ. Die größte Stärke des Nokia E72 ist jedoch die gute Ausstattung mit Business-Software: Neben Zip-Programm, pdf-Reader und mobilen Office-Anwendungen ist auch ein Visitenkartenleser vorinstalliert. Zudem lassen sich Privat- und Geschäftsleben besser trennen - zum Beispiel über zwei Startbildschirme. Der Schwachpunkt des Nokia E72 bleibt ist das unübersichtliche Menü des Symbian-S60-Handys.

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