Augenzeugen reagieren sofort

Notlandung auf dem Hudson Bay - Twitter sorgt für Bürgerjournalismus

16.01.2009
Die spektakuläre Notlandung eines Airbuses auf dem Hudson Bay in New York sorgte für Mikroblogs und eine vom Ansturm restlos überforderte Web-Seite.

Die Webseite Twitter steht für Nachrichten mit 140 Zeichen Länge, geschrieben unterwegs, am Arbeitsplatz oder zu Hause und verteilt über besagte Web-Seite. Im Fall der gestrigen spektakulären Notlandung eines Flugzeuges der US-Airways auf dem Hudson Bay in New York bedeutete das: Der Text und das Photo, die der Amerikaner Janis Krums als Augenzeuge der abendlichen Notlandung veröffentlichte, machten ihn nicht nur zu einem gefragten Mann , sondern zeigten auch, dass in gewissen Fällen Mikroblogging eine ernst zu nehmende Form des Journalismus darstellt.

Janis Krums war gerade auf einer Fähre, die notgelandete Passagiere der Maschine aus dem eiskalten Wasser retten sollte. Er machte ein Foto des Flugzeuges und der Passagiere und schrieb: "Da liegt ein Flugzeug im Hudson. Ich bin auf der Fähre, die die Leute aufsammeln soll. Verrückt!"

Das Foto stellte er auf die Twitter-Seite Twitpic. Diese war kurze Zeit später nicht mehr zu erreichen - über 7000 Zugriffe überforderten den Server.

Aber auch Krums selbst wurde kurz darauf von amerikanischen Nachrichtendiensten zitiert. Und nachdem auf Twitter weitere Berichte von Augenzeugen der Notlandung und der Rettung aller Passagiere veröffentlicht wurden, entstand online eine Berichterstattung, auf die sich sehr schnell professionelle Nachrichtenproduzenten stützten beziehungsweise Berichte von diesen Augenzeugen senden konnten.

Die Kombination aus Bildern und Berichten des Geschehens sorgten also dafür, dass ein Nachrichtenmedium, das eigentlich dazu da ist, dass unmittelbar Betroffene eines Ereignisses oder eines Problems es nutzen, um sich gegenseitig zu informieren und zu helfen, eine zusätzliche Funktion bekommen kann: die der unmittelbaren Berichterstattung ohne professionelle Journalisten.

Damit ist das Problem dieses Bürgerjournalismus: die vielfach zitierte Nicht-Nachprüfbarkeit der Meldungen und Fotos, die von den Bürgern/Amateuren ins Netz gestellt werden, keineswegs erledigt. Dennoch zeigt diese Berichterstattung, dass die Kombination aus einem Handy plus Internetverbindung sich dazu eignet, neben und zusätzlich zum professionellen Journalismus eine eigene, ernstzunehmende Form der Berichterstattung zu produzieren. Ihr eigentliches Thema steht auch fest: Es ist der Alltag in seiner spektakulären Form. (wl)

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