Oracle-Partner setzt auf HP und Linux

16.11.2000
Als Vorreiter in Sachen Linux erweist sich die Münchener XR Systems GmbH. Nach ersten Oracle-Installationen unter einer Red-Hat-Distribution portierte das Systemhaus auch die eigene Software nach Linux — unter anderem bei einem Hannoveraner Großhändler.

Die Grüning, Loske & Rahlfs Systemtechnik und Handels GmbH agiert als Großhändler für Bergbaubedarf. So vertreibt das mittelständische Unternehen unter anderem Werkzeuge und Arbeitsmittel für Braun- und Steinkohlegruben, setzt aber bei Bedarf auch das benötigte Equipment aus Einzelteilen zusammen.

Umstellung auf PC macht Serveranschaffung nötig

Die bis zu diesem Jahr beim Großhändler vorhandene IT-Infrastruktur war relativ übersichtlich: ein sieben Jahre alter HP-UX-Server, auf dem das Warenwirtschaftssystem und die Finanzbuchhaltungs-Software von XR Systems sowie die nicht mehr zeitgemäße Version 7 der Datenbank von Oracle werkelten.

Nachdem man sich dazu durchgerungen hatte, auf PCs als Eingabegeräte für die Mitarbeiter umzustellen, war die Installation von moderner Software unumgänglich. Mit zunehmender Nutzerzahl wurden die Antwortzeiten auf dem Server der Hannoveraner Firma immer länger.

Zwar zeigten sich die Anwender anfangs noch leidensfähig: "Wozu soll ich mir eine neue Maschine anschaffen?", so der Seniorchef Klaus Loske. In der Tat, der Firmeninhaber wollte die sieben Jahre alte Hardware behalten und sah überhaupt keine Notwendigkeit, sich eine neue Maschine zuzulegen: "Die Elektronik wird doch nicht alt! Und all unsere Daten passen doch drauf!"

Tatsächlich "passten" die Daten noch auf den Server, doch nach dem Aufspielen eines modernen Betriebssystems und der Installa-tion der nächsten Version der Oracle-Datenbank wäre der Rechner in die Knie gegangen. "Hierfür ist einfach eine leistungsfähigere Hardware notwendig", versuchte ihn Michael Schmidt, Geschäftsführer von XR Systems, zu überzeugen. Die alte HP-Maschine war schlicht und ergreifend nicht mehr in dem Maße skalierbar, wie es für die neue Software notwendig wäre.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Nach einem halben Jahr war es schließlich soweit: XR Systems, der seit 1993 bei Grüning, Loske & Rahlfs unter Vertrag stehende Dienstleister, stattete seinen Kunden mit einem "HP Net Server LC 2000" aus. Kostenpunkt für die nackte Hardware: zirka 30.000 Mark. Dienstleistungen in Höhe von rund 6.000 Mark kamen noch hinzu.

Sie beinhalteten unter anderem das Aufspielen von Red Hat Linux auf den Server, das Einrichten des Datenbank-Management-Systems Oracle 8i und des eigenen Warenwirtschaftssystems samt Finanzbuchhaltungs-Software. Lizenzkosten fielen beim Kunden nicht an, da keine neue Software installiert wurde, sondern lediglich neue Versionen.

Insgesamt gesehen bestand das Projekt aus einem Hardware-Austausch plus Software-Aktualisierung, nicht mehr und nicht weniger. In Grenzen hielt sich auch der Aufwand des Systemhauses: "Wir haben den Server hier bei uns in München vorbereitet und anschließend mit einer Spedition nach Hannover verschickt", erinnert sich Schmidt. "Die Leute bei Grüning, Loske & Rahlfs mussten den Rechner lediglich an ihren Hub anschließen."

Alle weiteren Einstellungen nahmen die Mitarbeiter von XR Systems remote von München aus vor. "Unser Aufwand bestand aus genau einem Manntag", schwärmt der Geschäftsführer des Dienstleisters.

Das erscheint aber auch typisch für Projekte bei Mittelständlern. Wie ComputerPartner immer wieder zu hören bekommt, besteht die größte Herausforderung bei derartigen Projekten in der langwierigen Überzeugungsarbeit. Es gilt, den Chef einer familiengeführten Firma zu einer größeren Investition zu bewegen. Dies ist umso schwieriger, wenn das bestehende Equipment scheinbar einwandfrei seine Aufgabe erfüllt. Da bedarf es schon viel Überredungskunst.

Leichter fällt das Ganz dem VAR in dem Moment, wenn ein Jüngerer das Ruder beim Kunden übernimmt, wie bei Grüning, Loske & Rahlfs geschehen: "Der Sohn des Firmeninhabers, Dirk Loske, stand unseren Ideen viel aufgeschlossener gegenüber", so Schmidt.

Er sah schnell ein, dass es sich eher lohnt, die Hardware alle drei bis vier Jahre auszutauschen, als mit teuren Wartungsverträgen an veralteten Technologien festzuhalten. "Dazu ist die Hardware heutzutage zu billig und der Service zu teuer", fasst der XR-Systems-Chef seine Firmenphilosophie zusammen.

Linux ideal für ersteE-Business-Schritte

Die Migration von HP-UX zu Linux bot sich an, da sowohl das Datenbank-Management-System Oracle 8i als auch das Warenwirtschaff-system und die Finanzbuchhaltungs-Software von XR System bereits unter Linux lauffähig waren.

"Unser erstes System portierten wir auf Linux im August 1999", erinnert sich Schmidt. "Und der Server lief über ein Jahr ohne Unterbrechung. Wir haben das System erst manuell runtergefahren, als neue Stromversorgung installiert werden musste", schildert der VAR seine exzellenten Erfahrungen mit Linux.

Windows NT kommt für ihn als Serverbetriebssystem ohnehin nicht in Frage: "Wir sind ein reines Unix-Systemhaus. Windows 98/NT wird von uns nur auf Clients geduldet." So war also die Entscheidung, Linux mit ins Boot zu nehmen, für Schmidt rein strategischer Natur. Immerhin nimmt er für sich in Anspruch, als einer der ersten, Oracle 8i für Linux in produktiven Betrieb genommen zu haben.

Was die Zukunft betrifft, ist Schmidt nach dem Hardware-Austausch voller Zuversicht: "Endlich ist der gordische Knoten geplatzt. Nun können wir endlich moderne Software-Konzepte bei Grüning, Loske & Rahlfs realisieren."

Als erstes steht die Ausstattung von Lagermitarbeitern mit mobi-len Eingabegeräten auf dem Programm. Danach sollen alle Außendienstler per Fernzugriffsverfahren an den zentralen Server angebunden werden. Mittelfristig schweben Schmidt Nachfolgeprojekte im Intranet- und Extranet-Bereich vor. "Unser Kunde muss E-Business-fähig werden, es geht darum, auch Lieferanten und Partner über das Internet in die eigenen Geschäftsprozesse einzubinden", skizziert der Systemhauschef mögliche Zukunftsszenarien.

Trotz all dieser potentiellen Anwendungen glaubt Schmidt, dass sein Kunde mit dem HP Net Server LC 2000 erstmals ausreichend ausgestattet ist: "Eine Skalierbarkeit nach oben, wie sie professionelle Unix-Server bieten, braucht doch Grüning, Loske & Rahlfs gar nicht!"

Tatsächlich fährt der Kunde mit einem Linux-basierten Standard-PC-Server auf jeden Fall günstiger als mit proprietären Systemen. "Die haben zwar eine hohe Skalierbarkeit nach oben, aber der Kunde, der mit E-Business-Projekten anfängt, hat erst mal nichts davon. Er zahlt für Ressourcen, die er gar nicht zu nutzen vermag", hält der XR-Systems-Chef ein Plädoyer für die Standard-Hardware.

Und sollten bei Grüning, Losker & Rahlfs die Anforderungen seitens der Kunden oder Geschäftspartner mal steigen, dann lässt sich nach Aussage von Schmidt der HP-Server relativ einfach ausbauen: "Den Hauptspeicher auf vier GB rauf, dazu eine Doppelprozessor-Konfiguration zweimal 1 GHz - für 25-30 Mitarbeiter reicht es allemal."

Sogar wenn die Belegschaft weiter wachsen sollte, hält der Systemhausboss das bestehende System für ausreichend: "Investitionen in neue Server sind vorerst nicht nötig." Für die nächsten drei Jahre besteht ohnehin eine Gewährleistung mit Service vor Ort, die alten Wartungs- und Service-Verträge laufen weiter. (rw)

netserver.hp.com

www.oracle.com/appliance

www.xrsystems.de

VAR-Portät

Firmenname: XR Systems GmbH

Adresse: Stahlgruberring 11

81829 München

www.xrsystems.de

Ansprechpartner: Michael Schmidt, Geschäftsführer

Tel.: 089/427231-12

Fax: 089/427231-70

E-Mail: mschmidt@xrsystems.de

Dienstleistungsportfolio: Lösungen für Distribution, Logistik und Rechnungswesen, Reengineering der Oracle-Forms-Applikationen

Produktportfolio: Dbtron: Software für Warenwirtschaft, Finanzbuchhaltung, Lagerverwaltung und Materialflusssteuerung

Gründungsjahr: 1988

Mitarbeiter: 10

Umsatz: 2,6 Millionen Mark 1999

Referenzpartner: Oracle, Hewlett-Packard, Ilogics, Logis

Referenzkunden: EMS Chemie Deutschland GmbH, Flughafen München GmbH, Onkyo Europe Electronics GmbH, Siempelkamp, Pfleiderer und andere

Tätigkeit im Ausland: Frankfreich, Australien, Tschechien, Österreich und Schweiz

Kundenporträt

Firmenname: Grüning, Loske & Rahlfs Systemtechnik und Handels GmbH

Adresse: Magdeburger Str. 1

30880 Hannover-Laatzen

Ansprechpartner: Dirk Loske, Geschäftsführer

Telefon: 05102/919916

Dienstleistungs portfolio: technischer Großhandel von Mining-Bedarf, also von Werkzeugen und Arbeitsmitteln für den Bergbau

Solution Snapshot

Kunde: Grüning, Loske & Rahlfs

Problemstellung: lange Antwortzeiten auf Anfragen der Anwender, veraltete Hardware, nicht mehr zeitgemäße Software (Oracle 7)

Lösung: Migration von HP-UX auf Red Hat Linux, Umstellung von Oracle 7 auf 8i, neue Hardware, Kunde bekam 8 - 12 neue grafische Desktops (Fremdanbieter), deswegen auch Umstellung der Warenwirtschafts-Software auf grafische Benutzeroberflächen

Hardware: HP Net Server LC 2000 mit Intel-Pentium-III-Prozessor, 2 HP Vectra Workstations

Software: Warenwirtschaft und Finanzbuchhaltung von XR Systems, Lizenzen wurden übernommen

VAR: XR Systems

Kontaktaufnahme: durch das seit 1993 bestehende Geschäftsverhältnis des Kunden mit dem Systemhaus

Verhandlungsdauer: ein halbes Jahr

Größte Herausforderung: den Seniorchef von der Investition in die neue Hardware zu überzeugen

Implementierungsdauer: 1 Tag

Aufwand des VAR: 1 Manntag

Kostenumfang: Server: 30.000 Mark; Dienstleistung: 6.000 Mark

Serviceverträge: dreijährige Gewährleistung auf den HP-Server, inklusive Vor-Ort-Service; bestehende Software-Wartungsverträge laufen unverändert weiter

Benefit für Kunden: Geschäftsprozesse werden nun auf einem leistungsfähigem Server abgewickelt; mit Linux bekam der Kunde ein stabiles Betriebssystem ohne die hohen Lizenzkosten von HP-UX

Benefit für VAR: Nach der Inbetriebnahme der neuen Hardware können endlich moderne Software Konzepte beim Kunden realisiert werden. Folgeprojekte im Intranet- und Extranet denkbar, Anbindung vom Außendienst und mobilen Mitarbeitern im Werk möglich.

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