Business- und Marketing-Sprech

Powerpoint und der steigende Bullshit-Quotient

16.01.2008

"Karl Kraus meinte einst, es genüge nicht, nur keine Gedanken zu haben, man müsse auch unfähig sein, sie auszudrücken. So mancher Zeitgenosse, der mit Powerpoint arbeitet, kommt diesem Diktum des großen Spötters aus Wien schon recht nahe. Wer nicht reden kann, rettet sich in die neueste multimediale Technik und in aufwendige Animationen. Sie sollen ein hohes Vortragsniveau suggerieren und gleichzeitig von den eigenen Schwächen ablenken. Dumm nur, dass diese Rechnung selten aufgeht, denn der Dreh- und Angelpunkt für einen erfolgreichen Vortrag liegt nun einmal nicht in der Software, sondern in dem human interface, jenem menschlichen Appendix der Präsentationstechnik vor der Leinwand. Man nennt dieses Wesen auch Redner, obwohl es genau dies nicht kann. Durch Verabreichung von PowerPoint mutiert der Redner zum Präsentierer, aufgepumpt mit dem visuellen Steroidhormon von Microsoft geht er auf die Zuhörer los", weiß Alexander Ross, Co-Autor des Buches "Fettnapf-Slalom für Manager. In 30 Tagen sicher ans Ziel".

Joffe ortet die Ursache für den Sprachverfall aber nicht in Redmond. Über so viel Power verfüge Bill Gates nicht: "Wir verdummen uns selber, wenn wir nichts mehr sagen, sondern nur noch reden. Oder bullet points an die Wand werfen". Der Bullshit-Quotient steige, weil der Schwall der Wörter ein gutes Versteck bietet. "Wer die Schärfe meidet, eckt nicht an, provoziert keine Kritik. Die basic issue ist es, defensive oder gar aggressive Reflexe zu minimieren; sonst kostet es Kunden und Wähler. Hier vereint sich also Marketing-Sprech mit Political Correctness. Niemandem wehtun, am wenigsten sich selber. Lau badet’s sich gut, im Schaum noch besser. Doch stumpfe Sprache stumpft auch das Gehirn ab – des Redners wie des Zuhörers", warnt Joffe. Quelle: www.ne-na.de (mf)

Zur Startseite