Projektbericht: Wie die Barth GmH mit Citrix auf PCs verzichten kann

16.10.2003
Die im schwäbischen Großbottwar ansässige NT-Solutions GmbH hat sich auf Projekte im Microsoft/Citrix-Umfeld spezialisiert. Mittlerweile hat sich hier der Dienstleister ein beträchtliches Know-how aufgebaut und ist nun in der Lage, gescheiterte Installationen wieder zum Leben zu erwecken. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Ronald Wiltscheck

Installation von neuer Software ist bei der Barth GmbH kein Geduldsspiel mehr. Denn klassische PCs sucht man in dem Metall verarbeitenden Betrieb vergebens - alle Bürokräfte sitzen vor so genannten Thin Client. Sämtliche Unternehmensanwendungen und Daten befinden sich am Server und werden ausschließlich dort eingespielt und gepflegt. Dennoch haben alle Anwender den Eindruck, als würden sie an Windows-PCs arbeiten. Dafür sorgt die Citrix-Software "Metaframe XP". Sie übermittelt den Clients die typische Windows-Oberfläche samt aller benötigten Applikationen. Bis es aber so weit war, hat es gleich zwei Anläufe benötigt. Die Erstinstallation der Citrix-Software einschließlich des Server-Betriebssystems "Windows 2000" hat leider nicht geklappt. Zufälligerweise rief damals - das war vor ungefähr einem Jahr - Jürgen Schäfer von der NT-Solutions GmbH bei Barth an. Der Vertriebsleiter war auf Kundensuche und fand in dem Metallbetrieb gleich einen dankbaren Abnehmer für seine Dienste.

So löste NT-Solutions den bisherigen Softwarelieferanten bei Barth ab, und bereits nach einer zweiwöchigen Verhandlung war im Prinzip alles klar: Der schwäbische Dienstleister sollte das gescheiterte Citrix/Windows-Projekt nochmals in Angriff nehmen. Als es schließlich am 7. November des Vorjahres so weit war, dass man mit der eigentlichen Arbeit beginnen konnte, stand erst einmal die Bestandaufnahme an. "Citrix Metaframe XPA mussten wir auf den drei dafür bereitgestellten Servern komplett neu aufspielen", erinnert sich Stefan Blumhagel, Projektleiter bei NT-Solutions. Dafür konnten die Windows-2000-Server, so wie sie vorlagen, weit gehend übernommen werden. "Dennoch mussten wir einige Reparaturen am Gesamtsystem vornehmen", so Blumhagel.

Massive Änderungen am Active Directory System waren vonnöten. Skripte mit den Rechten eines jeden einzelnen Anwenders mussten komplett neu geschrieben und ins Active Directory integriert werden. "Dazu mussten wir erst einmal ein detailliertes Unternehmensorganigramm der Barth GmbH erstellen", so der Projektleiter von NT-Solutions. Der Vorgänger des württembergischen Systemhauses hat einfach alle Mitarbeiter der Barth GmbH in einen Ordner "hineingeworfen".

Diese Arbeit nahm auch den neuen Dienstleister am meisten in Anspruch, galt es doch, mehr als 70 Mitarbeiter des Kunden richtig einzuordnen und sie einzeln mit Schreib-, Lese- und Ausführungsrechten für über 15 Anwendungen auszustatten. Diese reichen von einfachen Office-Programmen, über Adobes Produktpalette bis hin zu Spezialanwendungen in der Warenwirtschaft und Gehaltsabrechung. Sogar der Cycos-Unified-Messaging-Lösung mussten einzelne Thin Clients zur Verfügung gestellt werden - über Citrix’ ICA-Protokoll sicherlich kein einfaches Unterfangen.

Probleme gab es aber auch mit den Domänen-Controllern: Sie funktionierten einfach nicht so, wie sie sollten. Ein Grund hierfür lag darin, dass die Software vom NT-Solutions-Vorgänger nicht sauber aufgespielt worden ist. So musste der Microsoft- und Citrix-Partner diese Arbeit nochmals durchführen. Im ersten Schritt wurde der erste Citrix-Terminal-Server in Betrieb genommen und anschließend die Fehler am ersten Domänen-Controller behoben. Danach war der nächste Citrix-Server und der zweite Domänen-Controller dran, bevor schließlich auf einem weiteren Rechner die Citrix-Software aufgespielt wurde. Erst nach dieser Sisyphusarbeit konnte das Active Directory mit den neu geschriebenen Skripten gefüttert werden.

Eine DEC-Alpha "vergessen"

Während der Installation der Software trat aber noch eine weitere unerwartete Schwierigkeit auf: Eine schon etwas in die Jahre gekommene DEC-Alpha-Maschine, auf der eine Branchenlösung lief, befand sich "plötzlich" in einem anderen Subnet. Die 25 Drucker des Kunden waren von diesem Server nicht mehr erreichbar. Da der DEC-Alpha-Rechner mit anderen Transportprotokollen arbeitet als die üblichen Intel-basierenden Maschinen, war der Einbau einer zweiten Netzwerkkarte in die Citrix-Terminal-Server nötig.

Das bisherige Routing-Konzept musste aufgrund von Performance-Einbrüchen aufgegeben werden, der gesamte Datenverkehr von und zu der DEC-Alpha wird nun über die Citrix-Rechner geroutet - siehe auch die schematische Skizze des Netzwerkes bei Barth. Nachdem NT-Solutions aber die DNS-Struktur (Domain Name System) neu angelegt hatte, war die Netzwerk-Performance wieder zufrieden stellend: Man konnte sogleich drucken und auch mit den anderen Anwendungen starten.

Trotz dieser eigentlich unüblichen Probleme konnte NT-Solutions den angepeilten Zeitrahmen einhalten. "Das Ganze konnte ich allein gut bewältigen", erzählt Stefan Blumhagel, der tatsächlich alle Arbeiten beim Kunden in Eigenregie durchgeführt hatte. Die "heiße" Phase der Implementierung dauerte nur etwa vier Wochen, dabei fielen etwa 100 Arbeitsstunden auf Seiten des Dienstleisters an.

Hier hielten sich die Ausgaben des Kunden in Grenzen, wenn man bedenkt, dass die Lizenzkosten für die Citrix-Software drei Mal so hoch ausfielen. Und gleich mit 78.000 Euro schlug sich die Anschaffung der Hardware nieder. Die fünf Server - drei Citrix-Terminals und zwei Domänen-Controller - stammen allesamt von Krystaltech Lynx, die meisten der Thin Clients von Neoware und einige wenige von Wyse.

Als Hardwarelieferant trat dabei Krämer EDV Service auf den Plan. In Remseck ansässig, konnte der Krystaltech-Händler so relativ rasch auf die Wünsche des benachbarten Kunden reagieren.

Ohne PCs einfacher

Insgesamt sieht sich die Barth GmbH in der komfortablen Situation, relativ rasch neue Versionen von Software aufzuspielen. Hierzu ist es eben nicht notwendig, jeden einzelnen Client - ob manuell oder automatisch - mit neuen Programmen zu bestücken. Lediglich die drei Citrix-Server müssen dafür auf den neuesten Stand gebracht werden.

Aus dem gleichen Grund war es auch nicht nötig, den Systemadministrator großartig zu schulen. "Am Tag der Inbetriebnahme wies ich ihn in das neue System ein, und damit hatte es sich auch schon", erzählt Blumhagel von NT-Solutions. So kann der Kunde nun selbstständig die Serverfarm am Laufen halten. Künftige Investitionen in Server und Thin Clients werden bei 70 Mitarbeitern sicherlich geringer ausfallen als bei einer klassischen PC-basierenden Client/Server-Architektur.

Mit der gesamten Arbeit des Dienstleisters zeigte sich die Barth GmbH zufrieden. "Wir kooperieren mit NT-Solutions nun auch über das Citrix-Projekt hinweg", stellt Klaus Krämer, IT-Leiter bei dem Metall verarbeitenden Betrieb, die derzeitige Lage dar. So wurde das kleine Systemhaus mittlerweile auch bei der Einrichtung des VPN-Zugangs in das firmeninterne Netzwerk konsultiert.

Meinung des Redakteurs

Dass auch ein Elf-Mann-Betrieb wie die NT-Solutions GmbH große Projekte stemmen kann, beweist der obige Bericht. Dabei haben die Schwaben ein weit größeres Systemhaus, das vorher bei dem Kunden tätig war und dort versagte, aus dem Rennen geworfen. Nun agiert NT-Solutions als Allround-IT-Dienstleister bei der Barth GmbH - Hut ab!

Solution Snapshot

Kunde: Barth GmbH & Co. KG., Dornierstr. 7, 71272 Renningen, www.barth-metall.de; Ansprechpartner: Klaus Krämer, IT-Leitung; Tel.: 07159 9353 00, Fax: 07159 9353 37, E-Mail: info.renningen@barth-metall.de

Problemstellung: Es lag ein fehlerhaft installiertes Citrix-System vor, auch die Domänen-Controller funktionierten nicht einwandfrei. Die Unternehmenshierarchie des Kunden war nicht im Active Directory abgebildet.

Lösung: Hardware: Lynx Server und Neoware Thin Clients; Betriebssystem: Windows 2000 Server; Software: Citrix Metaframe XPA

Hardware-Wiederverkäufer: Krämer EDV-Service, Wunnensteinstr. 22, 71686 Remseck; Ansprechpartner:

Klaus Krämer, Geschäftsführer; Tel: 07146 8711 97, Fax: 07146 8711 58,

E-Mail: kkraemer@vr-web.de

Dienstleister: NT-Solutions GmbH, Nelkenstr. 79, 71723 Großbottwar, www.nt-solutions.de, Projektleiter Herr Stefan Blumhagel, Tel: 07148 96 200, mobil: 0172 7601707

Technologielieferant: Hardware: Krystaltech Lynx Europe GmbH, Ludwig Erhard Str. 2, 72760 Reutlingen, www.kle.net; Betriebssystem: Microsoft Deutschland GmbH, Konrad-Zuse-Str. 1, 85716 Unterschleißheim, www.microsoft.de; Software: Citrix Systems GmbH, Am Söldnermoos 17, 85399 Hallbergmoos, www.citrix.de

Kontaktaufnahme: Kaltakquise nach einem zufälligen Telefongespräch

Verhandlungsdauer: rund zwei Wochen

größte Herausforderung: Komplett neue Benutzerskripte mussten ins Active Directory integriert werden; hier galt es zuerst, die Unternehmensstruktur DV-technisch abzubilden.

unerwartete Schwierigkeiten: Ein DEC-Alpha-Server, auf dem eine Branchenlösung läuft, befand sich "plötzlich" in einem anderen Subnet. Hier musste aufgrund von Performance-Problemen das komplette Routing-Konzept aufgelöst werden.

Was hat länger in Anspruch genommen als vorausgesehen? Fehlerbehebung am vorhandenen Domänen-Controller, hierzu musste die DNS-Struktur vollständig neu angelegt werden.

Implementierungsdauer: zirka vier Wochen

Arbeitsaufwand des Dienstleisters: rund 100 Mannstunden

Kostenumfang des Projekts: 130.000 Euro

Projektaufteilung: Hardware 60 Prozent; Software 30 Prozent; Dienstleistung zehn Prozent

Service- und Wartungsverträge: keine; notwendige Leistungen werden je nach Aufwand berechnet

Schulung: Der Systemadministrator wurde während der Inbetriebnahme einen Tag lang in das System eingewiesen.

Benefit für Kunden: geringerer Administrationsaufwand als in einer PC-Umgebung; neue Software muss nicht mehr auf allen Clients installiert werden, sondern nur noch auf den drei Citrix-Servern; keine weiteren Investitionen in Client-Hardware mehr nötig, da alle 70 Anwender über Thin Clients an die Server angebunden sind

Benefit für den Dienstleister: Durch den Auftrag konnte aufgrund der anfallenden Probleme das Know-how im Bereich DNS-Struktur vertieft werden; auch die bei der Integration von Skripten ins Active Directory aufgetretenen Probleme halfen dem Dienstleister auf diesem Gebiet neue Erfahrungen zu sammeln und passende Lösungsvorschläge zu entwickeln. Aufgrund des Auftrages hat sich eine längerfristige Partnerschaft zwischen Kunde und Systemhaus ergeben: NT-Solutions wird jetzt auch bei nicht projektbezogenen Problemen und Fragen zu Rate herangezogen.

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