Qualität der Fremdanbieter zum Teil nicht schlechter als das Original

14.03.2002
Pelikan, Herlitz, KMP: Gute Tintenpatronen von Fremdanbietern sind nur halb so teuer wie die Originale, die Qualität ist aber ähnlich. Beim Textdruck in Schwarz sind die besten Fremdtinten sogar einen Tick besser als die Originale - sagt jedenfalls die Stiftung Warentest.

Wer das Original kauft, bekommt nicht automatisch auch die beste Qualität. Zumindest bei schwarzen Tintenpatronen bricht die Stiftung Warentest eine Lanze für die so genannten Drittanbieter: "Mit deren Tintenpatronen schmelzen die Druckkosten wie Schnee in der Sonne. Ersparnis: bis zu 56 Prozent", so das Fazit des aktuellen Tests von insgesamt 19 Produkten. Eine schwarze Patrone von Herlitz kostet 19 Euro, die Originalpatrone von Epson dagegen 37,50 Euro. Wer ausschließlich Text drucke, sei zudem mit den Fremdpatronen auch qualitativ besser bedient, sagen die Experten. Anders beim Farbdruck: Hier liegen die Originalpatronen vorn. "Die Tinten der Druckerhersteller sind etwas lichtbeständiger", so das Urteil der Stiftung. Allerdings sei der Unterschied nicht besonders groß. Die besten Fremdtinten: Pelikan (für Drucker von Canon), Herlitz (für Epson) sowie KMP (für Hewlett-Packard).

Qualität des Druckers ist entscheidend

Wichtiger als die Tinte sei aber die Qualität des Druckers. So wurden die Tintenpatronen unter anderem mit dem Canon S-400 getestet - ein preiswerter Drucker, der für etwa 125 Euro zu haben ist, und auch die Tinte sei günstig. "Die Druckqualität ist jedoch sichtbar schlechter als bei den teureren Modellen von Epson und Hewlett-Packard." Ob Originalpatrone oder Fremdprodukt: Die Resultate waren nur befriedigend. Das Sparprogramm bei der Tinte lohnt sich nach Meinung der Tester also nur, wenn man vorher in einen hochwertigen Drucker investiert.

Durchgefallen ist auch das einzige Nachfüllset im Test. Die Station von Jet Tec befüllt Originalpatronen von Hewlett-Packard mit frischer Tinte. Ergebnis: Die Druckqualität sank von Gut auf Befriedigend. Immerhin ist das Verfahren billig: Eine Füllung kostet etwa zwölf Euro, für eine Originalpatrone muss man 40 Euro hinblättern. Ersparnis: 70 Prozent. Besser haben die fertig konfektionierten Tintenpatronen von Jet Tec abgeschnitten, hier blieb die Qualität der Ausdrucke stabil. Beim Canon-Printer kommt die Jet-Tec-Patrone den Kunden allerdings teurer als das Original: Die Patrone ist noch halb voll, wenn der Drucker bereits ihre Auswechslung verlangt.

Aufgeräumt hat die Stiftung Warentest mit dem gängigen Vorurteil, dass Tintenpatronen von Drittanbietern automatisch zu Problemen mit Druckköpfen führen: "Bei Canon und Epson stecken die Druckköpfe im Drucker, nicht in der Patrone", so der Kommentar. Dass verschiedene Tintenmischungen die Köpfe verkleben können, sei im Test ebenfalls nicht bestätigt worden: "Die Druckköpfe kamen mit allen Tintenmischungen zurecht", berichten die Tester. "Wenn die Tinte antrocknet, weil der Drucker längere Zeit nicht benutzt wird, hilft ein einfacher Reinigungslauf."

Hersteller sehen Ergebnisse gelassen

Die Hersteller sehen die Ergebnisse indessen recht gelassen. Der bissigste Kommentar: "Das kann doch keiner ernst nehmen. Die testen teilweise mit Geräten, deren Nachfolger längst am Markt sind. Aktuell ist das ja nicht gerade. Das Problem an Stiftung Warentest ist halt die Stiftung", so ein Produktmanager. "Für uns bringt dieser Test keine überraschenden Ergebnisse", lässt auch Hewlett-Packard verlauten. "Patronentests sind ein Labor- und kein Praxistest, finden nicht unter Alltagsumständen statt und geben deshalb auch nur einen Anhaltswert wieder. HP empfiehlt seinen Kunden weiterhin das Originalzubehör."

Probleme mit den Druckköpfen sieht der Marktführer beim Einsatz von Fremdtinte durchaus. Weil hier die Tinte mit extrem hohen Temperaturen durch mehrere tausend mikroskopisch kleine Düsen auf das Papier geschleudert wird, habe das System nur eine beschränkte Lebensdauer.

Deshalb werde bei HP der Druckkopf mit jeder neuen Originalpatrone ausgetauscht: "Refiller dagegen sammeln gebrauchte Patronen ein, und es ist nicht zu kontrollieren, wie oft der Druckkopf erneut in Umlauf gebracht wird." Bei Canon sieht man die Angelegenheit mit einem Schmunzeln: "Die Stiftung Warentest widerspricht sich doch ständig selber", sagt Bettina Steeger, zuständig für Consumer Imaging Products bei Canon Deutschland. "Im Sommer 2001 haben sie jedenfalls noch das Gegenteil behauptet." Tatsächlich heißt es in Heft Nr. 7/2001: "Billige Tintenpatronen von Drittanbietern gibt es nur für die Apollo-Drucker. Nachfüllsets mit Spritze sind kritisch: Läuft die nachgefüllte Patrone aus, kann der Drucker beschädigt werden. Die Garantie ist dahin."

www.warentest.de

ComputerPartner-Meinung:

Wer Fremdpatronen einsetzt, riskiert auch heute die Garantie. Wer einen teuren Drucker nutzt, wird sich diesen Schritt deshalb genau überlegen. Bei billigen Geräten sieht die Sache anders aus: Hier muss man für die Originalpatronen teilweise bis zu 50 Prozent des Druckerpreises hinlegen - da rechnet sich der Wechsel. Das dürfte die Hersteller mehr ärgern, als sie zugeben: Denn gerade in diesem Bereich wird der Gewinn letztendlich mit dem Zubehör und nicht mit den Geräten erwirtschaftet. (mf)

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