Recycling-Initiative: Händler bleiben nicht länger auf TK-Anlagen-Schrott sitzen

21.08.2003
Siemens ICN Enterprise Networks startet im September mit einem für Händler und Distributoren kostenlosen RecyclingSystem. Die Netzwerksparte des Konzerns setzt damit frühzeitig die Elektroschrott-Verordnung um, die ab August 2005 alle Hersteller zur Rücknahme von Altgeräten verpflichtet.

Bereits ab September müssen sich Händler und Distributoren keine Gedanken mehr um die Entsorgung von alten TK-Anlagen machen. Einzige Bedingung: Das Altgerät stammt von Siemens oder wird wenigstens durch neues Equipment dieses Herstellers ersetzt. Die Netzwerksparte des Konzerns bietet allen kooperierenden Distributoren, Solution- und Systempartnern eine kostenlose Rücknahme an. Voraussetzung ist allerdings eine Ergänzung der bestehenden Verträge. "Wir haben für diese Änderung bereits Kontakt mit den Händlern aufgenommen", sagt Volker Flemming, Marketingleitung Partner- Sales Deutschland.

Das Programm ist keine selbstlose Initiative des Konzerns, sondern soll gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen will das Unternehmen das leidige Rücknahmeproblem frühzeitig lösen. Spätestens im August 2005 müssen alle Hardwarehersteller Systeme für die Verwertung von Altgeräten einrichten, so verlangt es die EU-Elektroschrott-Richtlinie WEEE (Waste of Electrical and Electronic Equipment).

Zum anderen will der Konzern mit seiner Aktion Altgeräte aus dem Markt entfernen. "Leider taucht ein Teil der entsorgten Anlagen unterschiedlich gut aufbereitet wieder auf", sagt Klaus Karolzak, Leiter Qualitäts- und Umweltmanagement bei ICN Enter- prise Networks. Der Kunde, der ein solches Gerät erwerbe, gehe damit dem Markt für Neugeräte vorerst verloren. Das sieht auch Klaus Raesig, Marketingleiter beim Distributor Partners in Europe, so: "Auch wir wollen, dass Altanlagen nicht mehr auf dem Markt erscheinen."

Mit der Rücknahme ausgedienter Systeme hat Siemens die Nürnberger Recyclingfirma EDS-R beauftragt. Sie ist Ansprechpartner für alle Händler, die sich am Recycling der Altgeräte beteiligen wollen. Das Unternehmen, das sich derzeit in einer Umfirmierungsphase befindet und noch als Mirec am Markt agiert, hat sich auf die Entsorgung von Elektroaltgeräten spezialisiert.

Zwei Varianten für die Entsorgung

Und so soll das System funktionieren: Je nach Masse des Elektronikschrotts hat der Siemens-Partner die Wahl zwischen zwei Verfahren: Wiegt die zu entsorgende Kommunikationsanlage weniger als 50 Kilogramm, wird sie beim Händler gesammelt. Der Recycler stellt dafür Gitterboxen zur Verfügung, deren Anzahl sich nach dem geschätzten Bedarf richtet. Sind die Behälter voll, schickt der Händler per E-Mail ein Formblatt an den Entsorger, in dem er Daten wie Zahl und geschätztes Gewicht der Boxen und die erforderliche Menge neuer Behälter vermerkt. Der Recylcer garantiert die Abholung innerhalb von fünf Arbeitstagen, der Händler kann aber auch einen späteren Abholtermin vereinbaren.

TK-Anlagen, die über 50 Kilogramm schwer sind, holt das Recyclingunternehmen oder ein beauftragter Spediteur dagegen direkt beim Anwender ab. Auch in diesem Fall schickt der Händler eine E-Mail-Nachricht an EDS-R mit ergänzenden Angaben zu Abholadresse und Ansprechpartner beim Anwender.

In Zukunft soll die Meldung für beide Verfahren auch über das Partner-Extranet des Herstellers möglich sein. Die Einführung des Online-Formulars ist noch für dieses Jahr geplant.

Bei der Abholung erhält der Händler eine Bestätigung für die übernommenen Anlagenteile. Laut Siemens entspricht das Vorgehen den WEEE-Richtlinien und erfüllt die ab 2005 geltende Rechenschaftspflicht.

Kunden von Distributoren können sich ebenfalls an dem Entsorgungssystem beteiligen, wenn sie genügend Altgeräte sammeln. Wie viel dies sein muss, will der Konzern erst nach der Pilotphase entscheiden, die seit Mai läuft. An ihr sind fünf Partner beteiligt, die bereits testweise ihren Elektronikschrott über den Recycler entsorgen - bisher ohne Probleme, wie Reiner Haberlander, Montageleiter bei der am Testlauf teilnehmenden Firma MTG Kommunikations-Technik, bestätigt: "Das System funktioniert gut, alle Termine werden eingehalten."

www.siemens.de

www.mirec.com

www.pie-ag.de

www.mtg-kommtech.de

ComputerPartner-Meinung

Mit seinem Entsorgungskonzept setzt Siemens frühzeitig um, was ohnehin Pflicht werden wird. Bis August 2005 müssen Hersteller nämlich Altgeräte zurücknehmen und fachgerecht entsorgen beziehungsweise recyceln. Spätestens wenn andere Anbieter nachziehen, wird es für die Partner schwierig. Sie müssen dann für jeden Hersteller Lagerflächen vorhalten und sich mit den verschiedensten Rücknahmesystemen und -partnern herumschlagen. Dem Handel wäre deshalb mit einem herstellerunabhängigen System besser gedient. (haf)

Elektroschrott-Verordnung

Die Elektroschrott-Richtlinie der EU (Waste of Electrical and Electronic Equipment; WEEE) trat am 13. Februar 2003 in Kraft. Sie legt fest, dass ab August 2005 Elektro- und Elektronik-altgeräte getrennt gesammelt und entsorgt werden müssen. Unter die Verordnung fallen zum Beispiel Haushaltsgeräte, IT- und TK-Anlagen sowie Unterhaltungselektronik. Die Hersteller müssen die für die Entsorgung notwendigen Rücknahmesysteme einrichten und bezahlen. Dabei lässt die Richtlinie offen, ob die Anbieter individuelle Sammelverfahren bevorzugen oder alle Altgeräte gemeinsam entsorgen. Als Hersteller gelten nicht nur Firmen, die Elektro- oder Elektronikgeräte produzieren, sondern auch solche, die diese unter eigenem Markennamen weiterverkaufen oder gewerblich in Mitgliedstaaten importieren beziehungsweise aus einem EU-Land exportieren. (haf)

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