Rettungsversuche für deutsche CHS gescheitert

25.11.1999
MÜNCHEN: Bei der CHS Deutschland gehen die Lichter nun endgültig aus. Trotz aller Bemühungen der Geschäftsleitung konnte kein neuer Geldgeber gefunden werden.

"Wir haben viele Gespräche geführt, aber keine Einigung erzielen können." Peter Bundgard ist enttäuscht: "Obwohl wir ein neues Konzept mit weniger Mitarbeitern vorgestellt haben, hat sich keiner gefunden, der liquide Mittel zur Verfügung stellen wollte", sagt der CHS-Geschäftsführer. Nach Bundgards Angaben handelte es sich dabei um Eigenkapital in Höhe von 30 Millionen Mark und einen Liquiditätsbedarf von 17 Millionen Mark. "Kein Venture-Capital-Geldgeber ist bereit, auf der Basis von 4,5 Prozent Marge und Kosten von 4 Prozent zu investieren", lautet sein Resümee. Wie es nun mit CHS weitergeht, weiß er nicht. "Ob es zu einer kompletten Liquidation kommt oder vielleicht Teilbereiche gerettet werden können, steht noch nicht fest", so Bundgard, der sich selbst zum 1. Januar 2000 einen neuen Job suchen muß. Angebote gebe es bereits.

Einen neuen Arbeitsplatz müssen sich aber auch die rund 800 Mitarbeiter der CHS-Gruppe suchen. Einige hatten bereits Glück und konnten bei Actebis, Computer 2000 und der neuen More-Niederlassung in Hamburg anheuern. "Wir haben von CHS ungefähr 40 Mitarbeiter übernommen, die in unseren neuen Vertriebsbüros in Hamburg, Braunschweig und München beschäftigt sein werden", bestätigt eine Actebis-Sprecherin. Computer 2000 hat nach eigenen Angaben "eine Handvoll Mitarbeiter übernommen, die in den verschiedensten Funktionen" zum Einsatz kommen.

Actebis nun zwölfmal vertreten

Glück hatten auch 30 Mitarbeiter, die bei der Ex-CHS-Tochter DNS in Fürstenfeldbruck einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben. Sie werden laut DNS in den Bereichen Lager/Logistik und Finanzen/Administration eingesetzt. Und auch Peacock soll ehemalige CHS-Mitarbeiter in großem Stil abgeworben haben. Allerdings scheinen nicht alle CHS-Leute den Ernst der Stunde begriffen zu haben. "Viele hoffen darauf, daß es einen Sozialplan geben wird", berichtet ein Mitarbeiter eines Großhändlers kopfschüttelnd. Derweil geht der Ausverkauf der einzelnen Niederlassungen weiter. So meldet Actebis die Übernahme der Schweizer CHS Electronics Distribution & Service AG. "Die Verträge sind unterschrieben. Zu einer formellen Bekanntgabe fehlt uns lediglich noch die Zustimmung der zuständigen Kontrollbehörden", erklärt Actebis-Geschäftsführer Michael Urban. Damit ist der Distributor nun in zwölf europäischen Ländern vertreten und erwartet für 1999 einen Umsatz von über sieben Milliarden Mark. Ob Actebis weitere Akquisitionen plant, wollte die Otto-Tochter noch nicht sagen. "Sicherlich gibt es noch Märkte, in denen wir nicht präsent sind", verlautete lediglich aus Soest.

CHS-Boß Claudio Osorio dürfte dem Verkauf der einzelnen Ländergesellschaften indes eher mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. So will ein Marktkenner wissen: "Bei dieser Gelegenheit muß Osorio natürlich seine Bücher offenlegen. Und da kommen die eigenartigsten Sachen ans Tageslicht." (sn)

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