SARS: Taiwan diskutiert zehntägige Werkpause

19.05.2003
Die Stimme von Wang Lin-ling, Vorsitzender der taiwanesischen Handelskammer, hat normalerweise Gewicht. Als er am Mittwoch letzter Woche vorschlug, wegen der wachsenden Bedrohung der Lungenkrankheit SARS alle wirtschaftlichen Aktivitäten auf der Insel für zehn Tage einzustellen, fasste sich doch so mancher Firmenchef der IT-Industrie an den Kopf. Zehn Milliarden NT Dollar (253 Millionen Euro) mindestens würde das die Industrie kosten, rechneten Frank Hsu, Vorsitzender der Taipei Computer Association (Computex Online und sein Kollege vom Verband taiwanesischer Elektronikproduzenten (Teema) vor. Auch Stan Shih, Chairman der Acer Group, meldete sich zu Worte: „Selbst wenn jeder zehn Tage frei hat, gibt es immer noch tägliche Erledigungen zu machen, zum Beispiel Einkäufe erledigen." Die meisten IT-Hersteller wehren sich gegen eine verordnete Zangspause oder Totalquarantäne. Viele Betriebe haben schon vor Wochen Maßnahmen ergriffen, damit SARS für die laufende Produktion nicht zur Gefahr wird. Bei TSMC und UMC, beide zählen mit zu den größten Wafer- und Chip-Herstellern der Welt, werden die Produktionsanlagen mehrmals täglich desinfiziert und sind Treffen mit Geschäftspartnern auf hoher Ebene aufs Allernötigste beschränkt oder sogar untersagt. Der Vorschlag von Wang wird von der Regierung in Taipei aber offenbar durchaus ernst genommen. Immerhin stand für Freitag ein Treffen mit Staatspräsident Chen Shui Bian auf dem Programm. Bis Mittwoch war die Zahl der SARS-Todesfälle in Taiwan auf sechs angestiegen, die der Erkrankungen auf 238. Verglichen mit Tausenden in China und Hongkong ist das noch relativ gering, dennoch breitet sich auf der Insel mehr und mehr Panik aus. Taipei rechnet allein bis Juni mit Exportausfällen in dreistelliger Millionenhöhe und hat ein Notpaket von rund 1,35 Millionen Euro bewilligt, um den Exporteuren Verluste durch SARS abfedern zu helfen. Wie die in Berlin lebende Juristin Mingyue Kastner-Chang berichtet, hat sie alle Hände voll zu tun, ganze Warenbestände von Gesichtsmasken aufzukaufen, um sie nach Taiwan zu schicken, weil die dort in den letzten zwei Monaten "unverschämt teuer" geworden sind. Um den Preistreibern den Wind aus den Segeln zu nehmen, hat die Regierung in Taipei nun verfügt, an den staatlichen Tankstellen OP-Masken für zehn NT Dollar das Stück zu verkaufen. Auf dem Land wurden zuletzt Preise von bis zu 700 NT Dollar (knapp 18 Euro) registriert. (kh)

Die Stimme von Wang Lin-ling, Vorsitzender der taiwanesischen Handelskammer, hat normalerweise Gewicht. Als er am Mittwoch letzter Woche vorschlug, wegen der wachsenden Bedrohung der Lungenkrankheit SARS alle wirtschaftlichen Aktivitäten auf der Insel für zehn Tage einzustellen, fasste sich doch so mancher Firmenchef der IT-Industrie an den Kopf. Zehn Milliarden NT Dollar (253 Millionen Euro) mindestens würde das die Industrie kosten, rechneten Frank Hsu, Vorsitzender der Taipei Computer Association (Computex Online und sein Kollege vom Verband taiwanesischer Elektronikproduzenten (Teema) vor. Auch Stan Shih, Chairman der Acer Group, meldete sich zu Worte: „Selbst wenn jeder zehn Tage frei hat, gibt es immer noch tägliche Erledigungen zu machen, zum Beispiel Einkäufe erledigen." Die meisten IT-Hersteller wehren sich gegen eine verordnete Zangspause oder Totalquarantäne. Viele Betriebe haben schon vor Wochen Maßnahmen ergriffen, damit SARS für die laufende Produktion nicht zur Gefahr wird. Bei TSMC und UMC, beide zählen mit zu den größten Wafer- und Chip-Herstellern der Welt, werden die Produktionsanlagen mehrmals täglich desinfiziert und sind Treffen mit Geschäftspartnern auf hoher Ebene aufs Allernötigste beschränkt oder sogar untersagt. Der Vorschlag von Wang wird von der Regierung in Taipei aber offenbar durchaus ernst genommen. Immerhin stand für Freitag ein Treffen mit Staatspräsident Chen Shui Bian auf dem Programm. Bis Mittwoch war die Zahl der SARS-Todesfälle in Taiwan auf sechs angestiegen, die der Erkrankungen auf 238. Verglichen mit Tausenden in China und Hongkong ist das noch relativ gering, dennoch breitet sich auf der Insel mehr und mehr Panik aus. Taipei rechnet allein bis Juni mit Exportausfällen in dreistelliger Millionenhöhe und hat ein Notpaket von rund 1,35 Millionen Euro bewilligt, um den Exporteuren Verluste durch SARS abfedern zu helfen. Wie die in Berlin lebende Juristin Mingyue Kastner-Chang berichtet, hat sie alle Hände voll zu tun, ganze Warenbestände von Gesichtsmasken aufzukaufen, um sie nach Taiwan zu schicken, weil die dort in den letzten zwei Monaten "unverschämt teuer" geworden sind. Um den Preistreibern den Wind aus den Segeln zu nehmen, hat die Regierung in Taipei nun verfügt, an den staatlichen Tankstellen OP-Masken für zehn NT Dollar das Stück zu verkaufen. Auf dem Land wurden zuletzt Preise von bis zu 700 NT Dollar (knapp 18 Euro) registriert. (kh)

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