Siemens Mobile setzt künftig auf Lösungen

05.07.2001
Siemens ICM gibt es erst seit gut einem Jahr. Der Teilbereich des deutschen Konzerns hat sich unter anderem mit seinen Telefonen in die Köpfe der deutschen Verbraucher eingebrannt. Jetzt will Siemens ICM den Home-Networking-Bereich für sich erschließen.

Wer kennt ihn nicht - den Klingelton des Gigaset 3000? Seit Monaten tönt er von überallher durch die Wohnzimmer und Small Offices. Nun hat die Fertigung der nächsten Gigaset-Generation, der Gigaset-4000-Produktfamilie begonnen, und die soll - ist sie einmal komplett - nicht mehr einfach nur DECT-Telefone beinhalten, sondern zur Plattform für Telekommunikationslösungen werden. Mit dieser Pro- duktfamilie läutet Siemens ICM eine neue Strategie ein: "Weg vom Produkt-Verkauf, hin zur Lösung." Zielgruppe sind Consumer. Alles soll so einfach sein, dass Beratung weitgehend überflüssig wird. Einstecken und fertig. Die ersten Mitglieder der 4000er-Familie haben Funktionen, die an Mobiltelefone erinnern. Das Gigaset 4015 Comfort zum Beispiel empfängt und versendet SMS über das Festnetz. Später sollen weitere Produkte mit zusätzlichen Funktionen hinzukommen. Siemens ICM hat eine Menge Visionen, was neue Produktlinien betrifft. "In fünf bis sieben Jahren werden etwa 30 Prozent aller Kleidungsstücke für Kommunikation ausgerüstet sein", ist sich Rainer Nagel, Siemens Vice President Cordless Products, sicher. Doch bis es soweit ist, werden sich laut Nagel erst einmal die Handys ändern. Entweder sie werden so klein, dass sie ins Headset integriert werden, oder sie bekommen größere Displays, damit man endlich auch Bild und Videos nutzen kann. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Zunächst bleibt man bodenständiger. Mit den SIM-Pads beispielweise - eine mobile Variante, im Internet zu Surfen. Auf der Cebit vorgestellt, ist das kleinere CL4 bereits verfügbar. Die Profivariante wird im September auf den Markt kommen Zielgruppe der SIM-Pads ist die "Nicht-PC-Mehrheit in Deutschland". "Das kann ein Millionen-Seller werden", beteuert Nagel. Doch bis dahin muss erst einmal ein Markt entwickelt werden. Und dies wird laut Nagel über Applikationen, also Lösungen, geschehen.

Einstieg in Home-Networking-Markt

Noch in diesem Jahr will Siemens in den Home-Networking-Markt einsteigen. Mit dem USB Adapter, der PC-Card und dem Accesspoint - alle aus der Gigaset-Familie - kann man mehrere Komponenten ohne Kabel miteinander verbinden. Das Haus wird vernetzt ohne eine einzige Schnur. Die Übertragungsrate wird anfangs 1,6 Mbit, später dann bis zu 10 Mbit betragen. "Hier wird es Produkte geben, die sehr, sehr Consumer-freundlich sind", so Nagel. Und das heißt, die Installation soll so einfach sein, dass keine Beratung erforderlich ist. Dies muss sie auch sein, denn einer der größten Absatzmärkte von Siemens ICM sind nach wie vor der Retailkanal. Dort findet kaum Beratung statt. Will Siemens mit seinen Gigaset-Produkten wirklich den Home-Networkingmarkt ansprechen, müssen sie so einfach zu handhaben sein wie ein Videorekorder oder ein Fernseher.

Natürlich wird der Vertrieb nicht nur über die Retailer geschehen. Siemens ist in stattlichen 17.800 Geschäften vertreten. Allerdings trennen die Siemensianer nicht nach IT- oder TK-Handel. "Das vermischt sich alles", winkt Herbert Schönebeck, Leiter Vertrieb Deutschland für Cordless Products, ab. Er will den Vertrieb der Konvergenzprodukte gemeinsam mit seinen Partnern aufbauen. "Unsere Partner schreien nach Effektivität. Und wir werden mit ihnen Konzepte entwickeln, wie wir die neuen Produkte an den Kunden bringen", verspricht er.

Auch in Vertriebssachen ist Siemens dabei umzudenken, Stichwort: Rabattgesetz. "Wenn das Rabattgesetz wegfällt, müssen wir weg vom empfohlenen Verkaufspreis, sonst erreichen unsere Partner ihre Marge nicht mehr", erklärt er. "Wir sind heute sehr EPV-lastig", gibt er zu. Doch: Siemens will sich auch in Zukunft keinesfalls Preiskämpfen stellen, sondern durch "Differenzierung" be- stehen. Er will von seinen Partnern Lösungsvorschläge, wie man die Strategie von Siemens umsetzen könnte, denn "alleine schaffen wir das auf keinen Fall."

www.siemens.de

ComputerPartner-Meinung:

"Weg vom Produkt-Verkauf hin zur Lösung", heißt es bei Siemens immer wieder. Siemens Mobile ist diesen Weg zwar schon ein gutes Stück gegangen, aber bislang scheinen immer noch die Produkte im Vordergrund zu stehen. Es wird spannend, wenn die Lösungen dann tatsächlich ins Spiel kommen. Denn Lösungen sind durch den beratungslosen Abverkauf nur schwer an den Endkunden zu bringen - auch für eine Größe wie Siemens. (gn)

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