Speichertrende

10.01.1998

Die Preise am Speichermarkt beginnen bei relativ geringen Umsatzmengen bereits wieder abzubröckeln. Damit bestätigt sich der Trend, der nach der deutlichen Preiserholung im August schon Anfang September erkennbar wurde. Das Ausmaß der Preisabschläge bei den einzelnen Speichertypen ist unterschiedlich: Während sich 64-Mbit-SDRam und 16-Mbit-FPM relativ gut behaupten konnten, verloren 16-Mbit-SDRam und EDO jeweils wieder mehr als zehn Prozent. Gleichzeitig ist zu beobachten, daß sich der Abstand zwischen 64-Mbit-66-MHz- und 100-MHz-Chips langsam verringert, da eine zunehmende Zahl von DRam-Herstellern beginnt, die Produktion von EDO und 66-MHz-SDRam herunterzufahren und den Ausstoß von 100-MHz-Chips erhöht.Im Gegensatz zu einer Reihe von Kommentatoren, die angesichts der Preiserholung im August das Ende der Speicherkrise gekommen sahen und bereits über Allokation spekulierten, haben wir an dieser Stelle stets davor gewarnt, eine kurzfristige Änderung der Marktsituation zu erwarten. Der Markt ist nach wie vor von einem fundamentalen Ungleichgewicht und massiven Überkapazitäten geprägt. Solange dieser Kapazitätsüberhang, den Analysten auf fünf bis sechs moderne Fabs beziffern, nicht radikal abgebaut ist, wird sich an dieser Situation nichts ändern.

In den vergangenen 14 Tagen häuften sich die Nachrichten, daß die von der Speicher- und der Asien-Krise doppelt gebeutelten asiatischen Hersteller, die derzeit alle tiefrote Zahlen schreiben, in großem Umfang Kapazitäten abbauen. So haben Fujitsu, Hitachi, Mitsubishi, Matsushita und Oki angekündigt, verschiedene Produktionsstätten in den USA und in Europa zu schließen. Gleichzeitig stehen bei fast allen asiatischen Speicherherstellern massive Entlassungen an. Allerdings betreffen die Stillegungen durchgängig veraltete Fabs, die auch unter normalen Umständen stillgelegt worden wären. Das 1990 eröffnete Mitsubishi-Werk in Raleigh etwa produzierte 4-Mbit-Chips in 0.6-Micron-Technik, die ebenfalls 1990 eingeweihte Fab von Hitachi America 4-Mbit-Chips in 0.8-Micron-Technik. Gravierende Auswirkungen auf den Markt sind von den Stillegungen deshalb nicht zu erwarten. Solange nicht weitere Hersteller dem Beispiel von Siemens und Hitachi/TI Twin Star folgen und moderne 0.25-Micron-Werke schließen, wird die Krise weiterschwelen.

Mit dem angekündigten Merger der Speicher-Divisions von LG Semicon und Hyundai geht währenddessen die Konzentrationswelle bei den Herstellern weiter. Kommt die Fusion zustande, würde ein Speicherriese entstehen, der mit einem Marktanteil von knapp 16 Prozent nach Samsung die Nummer zwei im Speichermarkt würde.

Marina Sajitz, Kingston Technology

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