Studie über IT-Nachwuchskräfte

19.11.1998

KÖLN: Gute Arbeitsbedingungen und interessante Aufgaben reizen Berufseinsteiger mehr als das Image eines Unternehmens oder dessen Produkte. Dies ist das Ergebnis einer vom German Career Service durchgeführten Studie über die Wahl des idealen Arbeitgebers.Keine Gruppe wird derzeit in der Industrie und Wirtschaft so umworben wie die Nachwuchskräfte der Informationstechnologie (IT). Rund 17.000 vakante Stellen sind im nächsten Jahr zu besetzen. Gleichzeitig wird erwartet, daß die Zahl der Hochschulabsolventen bei nur 4.500 liegen wird.

Unternehmen müssen sich somit gewaltig anstrengen und sich vor allem attraktiv präsentieren, wollen sie an den begehrten Nachwuchs kommen. Doch was ist für junge IT-Fachkräfte bei der Jobentscheidung wichtig?

Ein umfassendes Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten ist für den IT-Nachwuchs das wichtigste Kriterium, wenn es um die Wahl des zukünftigen Arbeitgebers geht. Dieser Punkt spiegelt im besonderen die Schnellebigkeit der IT-Branche mit ihren vielen Innovationen wider. Am zweitwichtigsten ist den Hochschulabsolventen ihr zukünftiges Aufgabengebiet. Auf der Wunschliste stehen vor allem herausfordernde Tätigkeiten.

Jobsuchende interessiert im besonderen aber auch das Arbeitsumfeld des Unternehmens. Zukünftige Kollegen werden bereits vorab ins Visier genommen. Freundlich und voller innovativer Ideen sollen sie sein.

Im Schnitt wird ein Einstiegsgehalt von 6.500 Mark erwartet

Erst an elfter Stelle des Kriterienkatalogs liegt das Gehalt. Diese Plazierung darf jedoch nicht zu der Annahme verleiten, daß der monatliche Kontostand bei Berufseinsteigern ein Randthema ist. Im Gegenteil: Der IT-Nachwuchs kann es sich derzeit leisten, in diesem Punkt selbstbewußt aufzutreten. Im Schnitt rechnen die Youngster mit einem ersten Einkommen von mehr als 80.000 Mark. Nach einem Jahr Berufserfahrung, so die Studie weiter, sollen bereits 9.600 Mark mehr in die Lohntüte schwappen. Wer bereits im Berufsleben steht und nach besseren Möglichkeiten Ausschau hält, rechnet im Schnitt über 90.000 Mark, ein Jahr darauf bereits mit runden 100.000 Mark.

In Beratung, Vertrieb, Software-Entwicklung sowie leitenden Funktionen erwarten Bewerber mit Berufserfahrung die höchsten Gehälter, im Bereich Hardware die niedrigsten. Bei den Berufseinsteigern gehen die Gehaltsvorstellungen in den einzelnen IT-Sparten dagegen weniger weit auseinander (siehe Grafik).

Kleine und mittlere IT-Firmen haben gute Karten

Die Sicherheit der Arbeitsplätze rangiert bei den umworbenen DV-Fachkräften naturgemäß auf den hinteren Plätzen. Die Prioritätenskala der befragten Kandidaten macht für Karsten Graf, Geschäftsführer von German Career Service, eines deutlich: "Auch kleinere und mittlere IT-Unternehmen haben die Chance, durch gezielte Ansprache den begehrten Nachwuchs für sich zu gewinnen."

Im Gerangel um die derzeit wenigen qualifizierten Nachwuchskräfte genießt in vielen Unternehmen das persönliche Gespräche mit potentiellen Kandidaten oberste Priorität, so Graf weiter. Doch auch der Kontakt mit Hochschulen wird gepflegt.

Wunschkandidaten: SAP, Boston Consulting Group und HP

Überraschen mag zunächst das Ergebnis, daß Image, Ort, Internationalität und Erfolg des Unternehmens bei Berufseinsteigern nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dennoch: IT-Wunschkandidat der Befragten ist die Walldorfer Softwareschmiede SAP gefolgt von The Boston Consulting Group sowie Hewlett-Packard und IBM. An branchenfremden Unternehmen landeten nur Daimler Benz und BMW unten den ersten zehn Jobmaschinen. (siehe Grafik)

Vertriebsaufgaben gelten als unattraktiv

Zu den beliebtesten Aufgaben des IT-Nachwuchses gehören Beratung, Software-Entwicklung sowie Abteilungs- und Projektleitung. Rund 75 Prozent der Befragten möchten in diesen Bereichen arbeiten. Problematisch bleibt die Situation für den Vertrieb. Wenngleich hier händeringend Arbeitskräfte gesucht werden, reizt dieses IT-Aufgabengebiet den Nachwuchs anscheinend nur wenig. Ähnlich sieht es für die Multimedia-Betreuung aus. Vor die Wahl gestellt, würden sich nur neun beziehungsweise acht Prozent für diese IT-Segmente entscheiden.

Verlockender ist für den Nachwuchs dagegen die Perspektive, früher oder später auf eigenen Unternehmerbeinen zu stehen. Etwa ein Drittel der Befragten spielt mit dem Gedanken, sich in den nächsten Jahren selbständig zu machen. 46 Prozent können sich langfristig vorstellen, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Wanted: Informatiker mit Zusatzqualifikationen

Die Teilnehmer an den Career Days wurden nach den Anforderungen der Unternehmen aus einem Pool von 800 Bewerbern ausgesucht. An den Auswahlkriterien von Industrie und Wirtschaft zeichnet sich ein Trend ab: Gefragt sind nicht nur reine Informatiker.

Vielmehr suchen Firmen zusehends Nachwuchskräfte mit breitgefächertem Background, die ihre IT-Kenntnisse mit einer anderen Qualifikation verbinden. Nur jeder fünfte der angehenden Akademiker hat ein Informatikstudium absolviert. Mehr als 70 Prozent der Bewerber hatten die Studiengänge Betriebswirtschaftslehre, Natur- und Ingenieur-wissenschaften belegt.

Durchgeführt wurde die Umfrage unter 350 Teilnehmern der Rekrutierungsveranstaltung Career Days "Informationstechnologie". Die Auswertung basiert auf 120 vollständig ausgefüllten Fragebögen. Das entspricht einer Rücklaufquote von 34 Prozent.

Die Jobbörse Career Days "Informationstechnogie" soll in Zukunft viermal jährlich stattfinden. Informationen gibt es für Interessenten unter "www.career.de". (god)

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