Taiwan: CD-ROM-Krise soll sich bei DVD-ROM nicht wiederholen

11.09.2000
Während die Preise für CD-ROM-Laufwerke immer weiter in den Keller rutschen, schielen viele taiwanische Hersteller auf den lukrativen DVD-ROM-Markt. Doch obwohl die Japaner noch an den Schlüsseltechnologien festhalten, steht auch dieser Markt auf wackligen Beinen.

Als die Taiwaner den Japanern letztes Jahr die Weltmacht über den CD-ROM-Markt abknöpfen konnten, kam das einem Pyrrhussieg gleich. Denn die Preiserosion hatte bereits ein so bedrohliches Ausmaß angenommen, dass manch ein Hersteller der Insel sich fragen musste, ob er nicht aufs falsche Pferd gesetzt hatte. Um nicht auch noch die Kontrolle über den DVD-ROM-Markt zu verlieren, sind die Japaner wenig geneigt, den Taiwanern die Lizenzrechte über Schlüsseltechnologien abzutreten. Doch genützt hat es ihnen herzlich wenig. Denn aufgrund des schwachen PC-Geschäfts kommen auch die Preise für DVD-ROM- und CD-RW-Laufwerke mächtig ins Wanken. Wie der taiwanische News-Service "Computex Online" Anfang November berichtete, ist der Volumenpreis für 10x-DVD-ROM-Laufwerke auf 60 Dollar das Stück gefallen. Ende letzten Jahres waren für DVD-Laufwerke mit sechsfacher Geschwindigkeit noch Preise von über 80 Dollar drin, was damals immerhin rund zehn Prozent der gesamten PC-Produktionskos-ten ausmachte.

Diese Preisentwicklung vorhersehend, haben sich etliche taiwanische Hersteller anfangs gescheut, in den höherwertigen Markt vorzudringen. Ihnen blieb jedoch keine andere Wahl. Denn die PC-Standards der Zukunft sind nun mal DVD-ROM- und CD-RW-Laufwerke.

Im ersten Halbjahr 2000 hat Taiwans Industrie laut Marktforscher MIC fast 30,2 Millionen optoelektronische Laufwerke hervorgebracht, wovon die CD-ROM mit 81 Prozent noch immer den Löwenanteil stellte. Während der Absatz von CD-ROM-Laufwerken jahreszeitlich bedingt stark zurückgegangen ist, sind bei DVD-ROM und CD-RW-Laufwerken mächtige Wachstumsraten zu verzeichnen. Allein zwischen den ersten beiden Quartalen diesen Jahres stieg ihr Produktionsvolumen um 64,7 Prozent auf 3,95 Millionen Stück an. Im gerade erst begonnenen vierten Quartal rechnet MIC mit 4,71 Millionen DVD-ROM und 2,35 Millionen CD-RW-Laufwerken, von denen die meisten auf der Insel gefertigt werden. Dennoch liegt der Anteil der nicht in Taiwan (offshore), vorzugsweise in Festlandchina, produzierten optischen Lauf-werke bei über 70 Prozent. Bis Jahresende soll er laut MIC sogar auf knapp 80 Prozent steigen.

Offshore-Produktion und Technologietransfer

Ohne Offshore-Produktion könnten die Hardware-Preise angesichts der steigenden Lohnkosten auf der Insel nie auf einem so niedrigen Niveau gehalten werden. Nicht nur PC-Riesen wie Compaq, Fujitsu Siemens und IBM profitieren davon. Auch die japanische optoelektronische Industrie hat schließlich erkannt, dass sie, um die Produk-tionskosten zu senken, an Taiwan nicht vorbeikommt. Seit Anfang 1999 ist der Anteil der taiwanischen Auftragsproduktion (OEM und ODM) bei optischen Laufwerken von 29,9 auf nunmehr 52 Prozent stetig gestiegen. Damit geht natürlich auch ein starker Technologietransfer einher. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die Japaner auch die Kontrolle über die DVD-Schlüsselkomponenten verlieren. Den großen PC-Herstellern kann das nur recht sein. Denn wenn die Taiwaner den Markt erst in die Hände bekommen, ist absehbar, dass sich ihre Kosten für die heiß begehrten DVD-ROM-Laufwerke beträchtlich senken werden. (kh)

www.asiaitreport.com

www.computex.com.tw

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