Taktische Prognosen, Finanzspritzen und ein Umzug

12.06.2001
Handymarktführer Nokia rechnet für dieses Jahr mit insgesamt 380 Millionen verkauften Geräten. Bislang lautete die Prognose des Branchenprimus für den Gesamtmarkt: 390 Millionen abverkaufte Handys.

Mit ihren Prognosen zeigen sich die Finnen, verglichen mit ihren Konkurrenten, erstaunlich pessimistisch. Denn Motorola, Ericsson und auch Siemens gehen nach wie vor von 400 Millionen verkauften Geräten aus. Das "Wall Street Journal" unterstellt dem Hersteller gute Gründe für das Understatement: Je niedriger die Zahl der verkauften Geräte, desto höher ließe sich der eigene Marktanteil rechnen, zitiert das Magazin einen Analysten. Nach Berechnungen der Gartner-Marktforscher sei Nokias Marktanteil von 35,3 Prozent im ersten auf 33,4 Prozent im dritten Quartal gesunken.

Den Aufschwung im Mobilfunkmarkt sieht Nokia erst im Jahr 2002 kommen: Die Wachstumsprognose für das eigene Unternehmen lautet auf 15 Prozent in den ersten drei Quartalen, im vierten Quartal soll der Umsatz dann wieder auf 25 bis 35 Prozent steigen.

In Finnland sind die Steuern zu hoch

Für die weitere Zukunft, genauer gesagt bis Ende 2006, überlegt sich Nokia, dem Heimatland Finnland den Rücken zu kehren. Dies gab Konzernchef Jorma Ollila beim Fernsehsender YLE bekannt. Die Begründung: In den nordischen Staaten seien die Steuern auf Dauer untragbar. In Finnland liegt die Steuerquote bei etwa 46,2 Prozent, verglichen mit etwa 37 Prozent in Deutschland oder Großbritannien. Wenn Nokia tatsächlich die Koffer packen würde, wäre dies ein herber Schlag für Finnland. Das Telecomunternehmen ist für rund ein Viertel des gesamten finnischen Exportes gut.

Und dies, nachdem der TK-Konzern während der letzten zehn Jahre von der finnischen Regierung immer wieder Zuschüsse in Millionenhöhe erhalten haben soll. Dies berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf die Zeitung "Helsingin Sanomat". Die Zahlungen seien durch die finnische Technologiebehörde Tekes erfolgt. Die höchste Finanzspritze bekam der Handyhersteller mit 18 Millionen Euro im Jahr 1999. Auch im vergangenen Jahr habe Finnland zu Nokias Forschungsetat (2,6 Milliarden Euro) rund 7,8 Millionen Euro dazu gezahlt.

Der Direktor von Tekes begründete die Zahlungen damit, dass ja auch andere Unternehmen von den gemeinsamen Forschungsprojekten mit Nokia profitieren würden. Insgesamt hat die Technologiebehörde im vergangenen Jahr etwa 307 Millionen Euro für Forschungsarbeiten ausgezahlt.

www.nokia.com

ComputerPartner-Meinung:

Es ist klar, dass derartige Ankündigungen seitens Nokia viele Leute aufhorchen lassen. Denn bewegt sich der Marktführer auch nur einen Millimeter, schlägt dies hohe Wellen - sowohl bei Analysten als auch bei Mitbewerbern oder Förderern wie dem finnischen Staat. (gn/st)

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