Tesafilm als Echtheitszertifikat: schlechte Zeiten für Produktpiraten

27.11.2003
Dass Tesafilm vielseitig einsetzbar ist, weiß wohl jeder. Forscher der Scribos AG nutzen Tesafilm jetzt auch als Speicher für unverwechselbare Hologramme, die Produktpiraten arbeitslos machen sollen. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

Durch Produktpiraterie entstehen jährlich Schäden in Milliardenhöhe. Kein Wunder, dass die Industrie sehr daran interessiert ist, ihre Produkte möglichst fälschungssicher zu machen. Beispielsweise kennzeichnet Microsoft seine Programm-CDs mit aufgedruckten Hologrammen. Aber nicht nur die Softwareindustrie zeigt starkes Interesse an solchen Aufdrucken, auch die Pharmabranche und Zulieferer der Automobil- und Flugzeugindustrie müssen zu unverwechselbaren Labels greifen, um schwarzen Schafen in der Branche das Handwerk zu legen. Doch solche speziellen Aufkleber sind nicht billig, sie schlagen mit rund 50 Cent pro Stück zu Buche.

Die Physiker Steffen Noehte und Matthias Gerspach haben bereits 1998 ein Verfahren zur Produktsicherung entwickelt, das wesentlich preiswerter ist. Inzwischen haben die beiden das Verfahren zusammen mit der Beiersdorf-Tochter Tesa AG im gemeinsamen Unternehmen Tesa Scribos GmbH zur Marktreife entwickelt. Grundlage ihrer Technologie ist ein fast handelsüblicher Tesafilm. 1998 hatten die beiden Forscher entdeckt, dass ein Laserstrahl die interne Polymerstruktur in einem Stück Tesafilm dauerhaft verändert. Zunächst planten die Physiker diesen Effekt zur Datenspeicherung zu nutzen (siehe ComputerPartner 8/99, Seite 38, "Tesafilm revolutioniert die Speichertechnik"). "Das Projekt 'Datenspeicherung auf Tesafilm' haben wir noch nicht aufgegeben", erklärt Noehte gegenüber ComputerPartner. "Aber mit dieser Technologie ein preiswertes und unverwechselbares Hologramm zu schaffen lag näher an der Vermarktungsreife", führt er weiter aus.

Das Hologramm-Label besteht aus einem modifizierten Tesafilm und hat einen Durchmesser von etwa vier Millimeter; von dieser Fläche wird jedoch nur ein Quadratmillimeter genutzt. Darauf lassen sich 1.000 x 1.000 Punkte frei mit dem Laser beschreiben. Der Strahl erzeugt in dem Film eine kreisrunde Veränderung der Polymerstruktur. Neben einer computerlesbaren Information lassen sich somit auch Texte und Bilder in das Medium einbringen. Da die Beschriftung innerhalb des Mediums erfolgt, kann sie nachträglich nicht mehr manipuliert werden. Selbst ein Verkratzen der Oberfläche macht das Label nicht gänzlich unleserlich. Bei einem Hologramm sind auch in winzigen Teilbereichen alle Daten des ursprünglichen Bildes enthalten.

Die Technik sei absolut fälschungssicher, glaubt Noehte. Die einzige Manipulationsmöglichkeit bestehe darin, das Label zu entfernen. Aber auch hier gebe es Gegenmaßnahmen, so Noehte weiter. Auf Metallen lässt sich beispielsweise ein "ungültig" direkt unter dem Label in die Oberfläche ätzen. Das wird dann direkt sichtbar, sobald das Label entfernt wird.

Damit ist eine komplette Kontrolle des jeweiligen Produktes möglich. Neben dem Herstellungsdatum können in dem Label auch weitere Informationen, wie beispielsweise Bestimmungsort, Lagerungsdaten und Verfallsdatum, untergebracht werden.

Sichtbar machen lassen sich die Informationen ganz einfach mittels eines handelsüblichen Laserpointers. Der Laserstrahl wird schräg auf das Label geschickt und projiziert dann das vergrößerte Bild beispielsweise auf ein Stück Papier. Natürlich kann man auch eine Lupe benutzen, um die Mikroschrift direkt zu lesen.

Mittels eines kleinen Handlesegerätes und eines PDA lassen sich auch unterwegs die Computerdaten des Labels auslesen. So kann schnell die Echtheit des jeweiligen Produkts überprüft werden.

Meinung des Redakteurs

Dank dieser Technologie lassen sich auf einfache und relativ preiswerte Weise fälschungssichere Labels herstellen. Setzt sich das System durch, was allein schon durch den günstigen Preis feststeht, brechen schwere Zeiten für Produktpiraten an. Die können sich schon mal nach einem neuen Job umsehen.

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