TK-Anbieter Euracom passt nicht mehr ins Konzept der Mutter

17.01.2002
Euracom, Hersteller von Telefonanlagen, muss die Pforten schließen. Kurz vor Weihnachten wurden die 30 Mitarbeiter von der Kündigung und dem Auftrag zur Liquidierung überrascht.

Eigentlich sollte in Kürze eine neue Telefonanlage von Euracom erscheinen. Das neue Produkt ist nun ein Fall für den Abfalleimer, denn die Albert Ackermann GmbH & Co. KG hat für die Telekommunikationsanlagen der Berliner Tochter keine Verwendung mehr. Der Grund: Im letzten Jahr wurde Ackermann von der britischen Novar übernommen und in die Sparte "Intelligent Buildings" eingegliedert. Damit ver-treibt Ackermann eher Investitionsgüter - Endkundenprodukte wie die Telefonanlagen von Euracom passen nicht mehr ins Konzept. Verständlich, wenn man vom Grundsatz "Fokussierung auf Kernkompetenzen" ausgeht.

Nun sind die rund 30 Mitarbeiter der Euracom damit beschäftigt, die Liquidierung bis zum 28. Februar 2002 abzuwickeln. Alle Produkte werden eingestellt, die Lagerbestände sind anscheinend nur in geringem Maße vorhanden. Der Support und die gesetzliche Gewährleistung wird von der Mutter direkt übernommen und solange wie gesetzlich vorgeschrieben weiter geführt.

Einige Partner und die großen Kunden wurde Anfang des Jahres von Euracom per Mail informiert. Ein Großteil der Partner erfuhr die Sache allerdings erst vom Mitbewerb und nicht von Euracom selbst. Wenig Verständnis herrscht im Markt bezüglich des Liquidierungs-Zeitpunktes. "Ich kann nicht verstehen, warum die Einstellung der Produkte nicht schon ein halbes Jahr früher statt gefunden hat. Dann hätte man sich wenigstens die Entwicklungskosten für die E2440 sparen können", grübelt ein Branchenkenner. "Wir sind Mitte des letzten Jahres von Novar übernommen worden und haben uns bislang in der Integrationsphase befunden. Erst jetzt wurde die Entscheidung getroffen", kontert eine Unternehmenssprecherin von Ackermann.

Euracom hatte sich von der neuen ethernetfähigen TK-Anlage E2440 im Markt großes Interesse erwartet. Die Übernahme durch einen Interessenten platzte laut Heiko Ralfes, technischer Geschäftsführer bei Euracom, "in letzter Minute". Danach habe der Mutter-Konzern wohl die Geduld verloren, denn Euracom hatte die letzten zwei Jahre Verluste eingefahren.

www.euracom.de

www.ackermann.com

ComputerpartnerMeinung:

Schade, dass Ackermann so ungeduldig ist und ein eingeführtes Produkt sowie den dazugehörigen Markennamen einfach wegschmeißt. Damit hat Ackermann nicht nur die Mitarbeiter kalt erwischt, sondern auch die Euracom-Partner, denn der First-Level-Support für deren Kunden wird in der Praxis am Fachhandel hängen bleiben. (gn)

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