US-Börsenaufsicht klagt Ex-Informix-Manager an

10.12.2000

Am 22. Januar 1997 ließ Walter Königseder, derzeit Vertriebschef bei dem österreichischen SoftwareAnbieter Update.com, damals gerade zum Vize President Emea bei dem Datenbankhersteller Informix avanciert, Folgendes verbreiten: "Nach sechs Jahren Management ... erntet Königseder die Früchte seiner erfolgreichen Vertriebs- und Aufbauarbeit im Herzen Europas." Sechs Monate später hatte der Europachef seinen Stuhl geräumt: Informix hatte Bilanzfälschungen für drei Geschäftsjahre zugeben müssen; allein für das Geschäftsjahr 1996 bilanzierte der damalige Oracle-Kontrahent statt 939 Millionen Dollar Umsatz nur 727,8 Millionen. Statt 97 Millionen Dollar Gewinn hatten die Kalifornier nun 63 Millionen Dollar Verlust gemacht.

Die über 300 Mitarbeiter zählende Europazentrale in Ismaning bei München erlebte ihr Waterloo: Die Emea-Ergebnisse wurden nach unten korrigiert, fast 100 Mitarbeiter wurden entlassen, und das Top-Management musste gehen.

Von eben dieser Vergangenheit kommt Königseder anscheinend auch nach vier Jahren nicht los: Die US-Börsenaufsicht SEC will jetzt den Ex-Manager in Kalifornien vor Gericht stellen. Ihre elf Punkte umfassende Anklage lautet auf Betrug, Falschaussage und unrechtmäßigen Aktiengeschäfte im Zusammenhang mit den Scheingeschäften 1996.

"Die Anklage entbehrt jeder Grundlage", hält Königseder dagegen. "Ich habe weder Kenntnis von Scheingeschäften noch sie autorisiert", macht er in einem offiziellem Statement geltend. Gegenüber ComputerPartner erklärt er, er habe am Freitagabend von den Vorwürfen und der Anklage durch Internet-Berichte erfahren. Eine schriftlichen Anklage habe er bislang nicht erhalten. "Ich habe nichts in der Hand" - weshalb er "die Prozedur des Verfahrens" zumindest als "stillos" bezeichnet. Außerdem sei für Informix wie für ihn der Finanzskandal abgeschlossen.

Was er tun werde? "Warten, bis ich etwas in der Hand halte." Zum möglichen Umfang der Vorwürfe macht er geltend, der Emea-Anteil an der Bilanzberichtigung habe rund 25 Millionen Dollar betragen. Doch das ist laut SEC-Sprecher Jim Coffmann kein Argument: "Wir hören nicht auf zu ermitteln. Dieser Fall zeigt, dass nationale Grenzen Menschen nicht schützen, die sich der Bilanzfälschung schuldig gemacht haben." (wl)

www.update.com.de

www.informix.de; www.sec.gov

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